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Hirsearten führen zu grossen Ernteverlusten

Hirsearten führen zu grossen Ernteverlusten Hirsearten führen zu grossen Ernteverlusten

Ein weltweit gefürchtetes Gras profitiert vom Klimawandel und verursacht in unserer Landwirtschaft zunehmend grössere Schäden.

Das Problem ist zwar nicht neu, denn schon vor 20 Jahren wurde rund um den Buochser Flughafen die Ausbreitung der Hirsegräser festgestellt. Doch in den letzten Jahren hat sich das Problem verschärft und wird zunehmend auf unseren Feldern sichtbar. Auf Weide- und Schnittwiesen machen sich Fingerhirse und Borstenhirse breit.

Sie bevorzugen trockenes Klima, wie heisse Sommer, Bisenströmung oder lange Föhnphasen, welche die Böden abtrocknen. «Trockene Klimabedingungen sind massive Beschleuniger bei der Ausbreitung der beiden Hirsearten», erklärt Tony Dettling, Fachmitarbeiter bei der landwirtschaftlichen Beratungsstelle, Abteilung Pflanzenbau, in Pfäffikon. «Die Sommertrockenheit ist ein wichtiger Faktor für die Verbreitung dieser Pflanze.» Hirse nutzt die Schwächung etablierter Pflanzen aus Sie können, so Dettling, «in gewissen Parzellen bis zum Totalausfall einzelner Nutzungen führen » – und schränkt ein, dies sei regional sehr unterschiedlich. Eine wichtige Rolle spiele die Tiefgründigkeit und die Zusammensetzung des Bodens. «Flachgründige, steinige Böden und solche mit einem hohen Sandanteil trocknen schneller aus.» Das führe dazu, dass andere Pflanzen unter diesem Trockenstress leiden, so zum Beispiel die weit verbreiteten Raigräser. Diese Schwächung der Raigräser nutzt die Hirse aus, um sich auszubreiten.

Nebst Klima und Standortfaktoren kann auch die Bewirtschaftung ein Vermehrungsbeschleuniger sein. Ein tiefer Schnitt unter sechs Zentimeter oder das Ausbringen von Gülle bei Hitze schwächen die etablierten Pflanzen, wohingegen die Hirsen vom tiefen Schnitt profitieren. «Sind im Frühsommer Lücken im Bestand vorhanden, legen die Hirsen mit der Keimung so richtig los», weiss Tony Dettling. Betroffen sind vor allem Tal- und Hügelzonen, Südhänge und Strassenränder, während sie in Bergzonen bisher noch kaum ein Thema sind. Nutztiere fressen Hirse nicht gerne – und erleiden Schaden Es sei schwierig, dieses Unkraut auf den Feldern zu eliminieren, denn die Samen befänden sich im Boden und die Pflanzen würden sich bei günstigen Klimabedingungen extrem vermehren. «Um die Hirse auf den Feldern zu bremsen, sind kurze Schnittintervalle unter fünf Wochen zu vermeiden, um die etablierten Raigräser zu erhalten. Eine direkte Bekämpfung wie Ausreissen ist in der Landwirtschaft auf grösseren Flächen unverhältnismässig», hält der Berater fest, wobei er präzisiert, dass es bei kleinsten Befallsflächen sinnvoll sei, die Hirse mittels Ausreissen zu beseitigen – wie beispielsweise an einem Strassenrand.

Erschwerend komme hinzu, dass der Nährwert der Borstenund Fingerhirse «gleich null» sei. «Die Nutztiere, von Kühen über Ziegen bis zu den Schafen, fressen die Hirsepflanze nicht gerne – auch weil insbesondere die Borstenhirse zu Schnittwunden in Gaumen und Maul führen kann», so Tony Dettling. Die zunehmend trockenen Sommer werden zum Problem Zu ihrer Bekämpfung gibt es keine zugelassenen Herbizide. Als lenkende Massnahme empfiehlt Dettling «die Förderung von standortgerechten Futtergräsern mittels Übersaat. Dabei sät man Gräsersorten ein, welche mit der Trockenheit gut umgehen können und damit im natürlichen Konkurrenzkampf die Hirsearten unterdrücken.» «Wir waren bisher mit den Niederschlägen im Sommer verwöhnt », bemerkt Tony Dettling, «wir konnten immer mit Regen rechnen.» Doch das habe sich mit dem zunehmend trockenen Klima geändert. «Waren früher die feuchtliebenden Blacken ein Problem, hat sich das nun zur trockenliebenden Hirse verschoben. » Übers Jahr gesehen, hätten sich die Niederschlagsmengen zwar nicht wesentlich verändert, aber ihre Intensität und ihr ausgewogenes Spiel zwischen trockenen und feuchten Perioden hätten sich verschoben, so der Berater. «Wenn eine Pflanze nicht mehr zum Klima und in den Boden passt, füllt eben eine andere ihre Lücke auf.» Das Hirsegras ist ein Süssgras, das auf Feldern, Äckern und in Gärten weit verbreitet ist. Es blüht von Juli bis September, ist einjährig und stirbt nach den ersten Herbstfrösten ab. Es ist anspruchslos, kann auf feuchten und stickstoffreichen Böden wachsen mit staunassem und gedüngtem Boden – aber auch auf sandigen, trockenen Böden und auf Hackfrucht-Äckern wie Maispflanzungen. Das Hirsegras in seinen verschiedenen Ausprägungen wird zu den fünf bedeutsamsten Unkrautarten weltweit gerechnet.

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