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Hechelnde Hirsche in Einsiedeln gesichtet

Hechelnde Hirsche in Einsiedeln gesichtet Hechelnde Hirsche in Einsiedeln gesichtet

ANJA SCHELBERT

Sie sind ungewohnt, die Videoszenen, die im Raum Einsiedeln kürzlich aufgenommen wurden. Gelungen sind diese Aufnahmen Christian Lienert aus Einsiedeln. Darin zu sehen ist eine Schar Hirsche, welche angeregt hechelt und sich im Schatten der Bäume auszuruhen versucht. Die Tiere wirken sichtlich erschöpft. Es scheint, als wären sie den ungewohnt warmen und milden Januar nicht gewöhnt.

Doch der Schein trügt. Auf Anfrage bestätigt Wildhüter Markus Raschle, dass sich die in Einsiedeln gesichteten Hirsche tatsächlich verausgabt haben. «Die Tiere hecheln nicht, weil ihnen im Winterfell zu warm ist», stellt er klar. Die Temperaturen fielen schliesslich nachts unter die Nullgradgrenze, das Winterfell erfülle seinen Zweck. Und: «Auch tagsüber herrschen ja keine Temperaturen wie im Sommer, selbst wenn es wärmer ist als sonst», so Raschle. Die Tiere leiden also nicht? «Ganz im Gegenteil: Die milden Temperaturen sorgen sogar dafür, dass für das Schalenwild genügend Äsung vorhanden ist.» Mit Äsung wird in der Jägersprache die Nahrung des Wildes bezeichnet.

Ob die Tiere vorgängig aber wirklich gehetzt wurden, dazu kann Raschle keine Angaben machen. «Ich habe mir das Video angesehen, war aber nicht vor Ort.» Fest stehe jedenfalls, dass die Tiere sich vorher wohl verausgabt hätten. «Hirsche haben in der Winterruhe einen sehr tiefen Puls, vielleicht 35. Werden sie dann, wovon auch immer, unverhofft gestört, fliehen sie fluchtartig. Dieser Akt ist vergleichbar mit der Anstrengung für einen Menschen, der bei 50 Zentimeter Neuschnee einen Spurt hinlegen muss.» Dies, weil sich der Stoffwechsel der Tiere dem Tag-Nacht-Rhythmus im Winter anpasse, unabhängig von den herrschenden Temperaturen.

Bei der Ansicht des Videos hätte er bei den Hirschen keine Verletzungen feststellen können, weshalb er sich keine Sorgen mache, dass die Anstrengung ihnen geschadet habe.

Wenn immer möglich, solle man das Wild im Winter aber nicht stören. Zurzeit sei es äusserst wichtig, sich bei Spaziergängen im Wald an die offiziellen Winterkorridore zu halten.

Verausgabte Hirsche in Einsiedeln, gefilmt von Christian Lienert. Foto: Christian Lienert

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