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Kunstschnee als Ersatz – wenn Frau Holle ausfällt

Das Klosterdorf muss sich auf weitere Wintersaisons mit wenig Schneefall einstellen. Der Ruf nach Kunstschnee wird dementsprechend lauter. Roland Leimbacher wäre parat, die Produktion von künstlichem Schnee in Angriff zu nehmen. Er hofft, dass der Bezirk Einsiedeln ein solches Projekt aktiv begleiten würde.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Er gilt als kältester Punkt in ganz Einsiedeln, weil er just «ganz unten » liegt: Im Industrieareal an der Zürichstrasse sammelt sich kalte Luft wie in einem Kaltluftsee. «Deswegen wäre dieser Ort ideal, um Kunstschnee zu produzieren und zu lagern», sagt Roland Leimbacher, Geschäftsführer von Astortec.

Er sieht die Möglichkeit, mit ein bis zwei Schneekanonen auf der firmeneigenen Wiese im Industrieareal Kunstschnee zu produzieren. Die Schneekanone könnte zum Beispiel vom Skigebiet Brunni kommen, in dem bei der aktuellen Inversionslage wegen der zu hohen Wärme nicht geschneit werden kann. Damit wäre über Nacht wieder Schneesport im Klosterdorf möglich – auch wenn Frau Holle ausfällt und keinen weissen Segen vom Himmel in das Klosterdorf hinabschickt.

Damit wäre über Nacht wieder Schneesport im Klosterdorf möglich – auch wenn Frau Holle ausfällt und keinen weissen Segen vom Himmel in das Klosterdorf hinabschickt. Der Sihlsee ist zu weit weg

Roland Leimbacher wäre parat für einen Testlauf und könnte im Nu starten mit der Schneeproduktion, wenn da nur das Problem mit dem Wasser gelöst werden könnte. Für einen Test würde Grundwasser ab Hydrant genügen. Für einen Dauerbetrieb muss aber eine nachhaltige Lösung gefunden werden.

«Wir brauchen sämtliches Grundwasser für die Trinkwasserversorgung », sagt Reto Kälin vom Ressort Infrastruktur des Bezirks Einsiedeln: «Es gibt kein überzähliges Wasser, das man für die Schneeproduktion verwenden könnte.» Zudem wäre das Grundwasser ein paar Grad zu warm für die Produktion. Kälin empfiehlt, das Wasser für die Kunstschneeproduktion dem Sihlsee zu entnehmen, was eine Bewilligung des Etzelwerks voraussetzen würde.

«Das Wasser aus dem Sihlsee wäre zwar ideal, weil es kalt ist und über ausreichend Schmutzpartikel verfügt, die für die Produktion von Kunstschnee wichtig sind», bestätigt Leimbacher: Allerdings befinde sich der Sihlsee zu weit weg vom Industriegelände. Da wäre nur schon die Leitung des Wassers an die Zürichstrasse ein Problem. Auch eine Wasserentnahme aus der Alp dürfte an einer Bewilligung scheitern.

Das Dachwasser im Fokus

So konzentriert sich Leimbacher denn auf eine alternative Wasserzubereitung via Dachwasser: Er sieht die Möglichkeit, das kühle Nass während des ganzen Jahres von den grossen Dachflächen der Industriegebäude von Astor und HLM mit wenig Aufwand in einem Bassin zu sammeln. » Für eine Kunstschneeproduktion noch heuer kommt diese Lösung naturgemäss zu spät. Doch spätestens im kommenden Jahr sollte diese Art von Produktion gestartet werden können, meint Leimbacher: «Die Technologie ist heute ausgereift. Die Nachhaltigkeit ist gegeben, wenn die nötige Energie zum Beispiel durch Solarstrom auf den Dächern derselben Industriegebäude hergestellt wird. Und Lastwagenfahrten stören im Industriequartier niemanden.» Gegen die Lastwagenfahrten hat der Bezirk Einsiedeln derweil nichts einzuwenden: «Schliesslich wären Lastwagen auch im Einsatz im Klosterdorf, wenn es hier Schnee hätte», sagt Kälin. «Gewinn für ganz Einsiedeln»

Eine Bereitschaft, eine Bewilligung für das Projekt zu erteilen, hat der Bezirk allerdings bis anhin nicht gezeigt. Dies betrübt Leimbacher: «Ich wäre dankbar, wenn der Bezirk die Rahmenbedingungen für eine solche Kunstschneeproduktion definiert und ein solches Projekt aktiv begleiten würde.» Die Umsetzung sollte dann in einer Art Konsortium mit allen Nutzniessern geschehen.» Schliesslich wäre es ein Gewinn für ganz Einsiedeln und von Vorteil für alle, wenn im Klosterdorf wieder Schnee liegen würde: Langläufer könnten sich auf dem Schwedentritt oder Bolzberg bewegen und Kinder auf dem Schlitten am Klosterhang runtersausen. Und vielleicht kann sogar der Schnabi-Lift wintersicher gemacht werden.

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