Kartonentsorgung kostet nun auch in Einsiedeln etwas
Altkarton ist nichts mehr wert – deshalb fordern Entsorger in Solothurn und im St. Galler Rheintal neuerdings Gebühren für die Kartonabgabe. In Einsiedeln konnten Private bis vor Kurzem Kartonabfall noch gratis loswerden. Das hat sich nun geändert. Zum Teil.
WOLFGANG HOLZ
Der internationale Handelsstreit zwischen Europa, China und den USA ist der Auslöser: Seit Herbst letzten Jahres sind die Preise pro Tonne Altkarton und Altpapier in den Keller gerasselt. Sprich: 2019 importierte China laut Angaben des Verbands Stahl, Metall und Papier-Recycling Schweiz nur noch rund zehn Millionen Tonnen Altkarton und Altpapier. Zwei Jahre vorher waren es noch fast dreimal so viel. Konsequenz: Vor allem Altkarton ist quasi nichts mehr wert, und die Entsorgungsfirmen zahlen drauf, um das Material überhaupt noch loszuwerden. 80 Franken Minus pro Tonne
Das ist auch bei der Einsiedler Firma Steinauer AG Recycling & Umweltservice so. Laut Geschäftsführer Edgar Steinauer macht der Recyclingbetrieb rund 80 Franken Minus pro Tonne Karton, die bei der Firma abgegeben werden. Die Kartonzunahme habe bei Steinauer die letzten Jahre stark zugenommen – zuletzt um rund 40 Prozent. «Dennoch kann man bei uns noch als Privatperson Karton gratis abgeben», erklärt Steinauer. Er wolle seine Kunden nicht verärgern, lautet seine Devise. Ausserdem sei der Rechnungsaufwand bei kleinen Mengen Karton zu gross. Zwar muss man bei Steinauer eine Grundgebühr von zehn Franken für kostenpflichtigen Abfall wie brennbares Material, Sperrgut, Holz und Bauschutt entrichten – «Gratisware wie Altpapier, Altglas, Pet-Flaschen und eben Altkarton sind aber nach wie vor gratis», so Edgar Steinauer.
Allerdings sei es durchaus möglich, dass bei Steinauer im Lauf des Jahres auch noch Gebühren für Altkarton erhoben werden könnten. «Man muss aber grundsätzlich darauf achten, dass Altkarton nicht im Restmüll landet, wenn die Abgabe etwas kostet.» Beim Altpapier sieht Edgar Steinauer dagegen keine so grosse Gefahr in puncto Gebührenerhebung wegen allfälliger Marktüberschwemmung: «Denn wegen der Digitalisierung haben die Altpapiermengen ein bisschen abgenommen.»
Auch Altpapier könnte in Zukunft etwas kosten
Bei der Schädler Mulden AG in Einsiedeln hat man die Gebühren für die Abgabe von Altkarton seit Mitte Januar eingeführt. «Wer jetzt zu uns mit einem Kofferraum voll Altkarton kommt, muss seit Montag vergangener Woche im Minimum einen Franken bezahlen», sagt Erich Schädler. Grund: Es gebe in ganz Europa riesige Mengen Altkarton an Depots. «In diesem Monat wird der Karton, wenn er zu Ballen verpresst ist, bei uns noch zum Nulltarif abgeholt. Das wird sich vermutlich im Februar ändern, das heisst, die Abholung wird bereits kostenpflichtig sein.» Erich Schädler schliesst nicht aus, dass in Zukunft auch die Abgabe von Altpapier etwas kosten werde.
Damit ist die Schädler Mulden AG in Einsiedeln nicht allein auf weiter Flur. Denn auch der private Betreiber Landolt Transport AG in Pfäffikon verlangt seit Anfang Januar in seinem Entsorgungspark für Karton für Private einen kleinen Beitrag – pauschal einen Franken pro Anlieferung. Für Geschäfte beträgt der Preis fünf Franken für bis zu 500 Kilogramm.
Sammlung des Bezirks Einsiedeln kostenpflichtig Was die Gemeinden in Schwyz anbelangt, hat laut Auskunft des Kantons noch keine für die Entsorgung der Kartonschwemme – die auch mit dem wachsenden Onlinehandel zu tun hat – Gebühren eingeführt.
Im Bezirk Einsiedeln ist es dagegen seit Jahren Usus, dass der Bezirk für seine monatlichen Kartonsammlungen, die er privat als Auftrag vergibt, Gebühren verlangt – in Form von Gebührenmarken oder der gewichtsabhängigen Verrechnung. Dies wird laut Bezirk so beibehalten. Wobei zehn Kilogramm Altkarton 1,80 Franken kosten.
«Die monatlichen Kartonsammlungen sind vom Umfang her allerdings geringer geworden, und es gibt seitens des Bezirks Überlegungen, diese in Zukunft effizienter zu gestalten», sagt Doris Elmer, Umweltbeauftragte des Bezirks Einsiedeln. Die von den Vereinen – von der Pfadi und dem Eishockey-Club – organisierten Altpapiersammlungen seien zwar defizitär, vermutlich aber immer noch günstiger, als wenn man einen Unternehmer mit der Sammlung beauftragen müsste. Die einzige Alternative wäre, so Elmer, mit der Papiersammlung ganz aufzuhören. «Die Vereine erhalten pro Tonne Altpapier 120 Franken – das ist ein Preis, der sicher überprüft werden muss, wenn der Papierertrag noch weiter fällt.»
«Man muss aber grundsätzlich darauf achten, dass Altkarton nicht im Restmüll landet, wenn die Abgabe etwas kostet.»
Edgar Steinauer, Recyclingfirma
Altkarton en masse: Tanja Kälin von der Steinauer Recycling AG in Einsiedeln vor einem Berg gepressten Kartons. Foto: Wolfgang Holz