Rinderwahnsinn in Einsiedeln
Eine 13-jährige Kuh ist in Einsiedeln an der BSE erkrankt – das Tier wurde notgeschlachtet
Erstmals seit dem Jahr 2012 ist in der Schweiz wieder ein Rinderwahn-Fall aufgetreten – und dies in Einsiedeln. Es handelt sich um eine atypische BSE, die in seltenen Fällen spontan bei älteren Tieren auftreten kann. Laut Kantonstierarzt besteht keine Ansteckungsgefahr.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Auf einem Bauernhof in Einsiedeln ist eine 13-jährige Kuh an BSE erkrankt. Weil das alte Tier durch verantwortliches Handeln des Landwirts als Gesundschlachtung in ein Notschlachtlokal angeliefert wurde, ist das Laboratorium der Urschweiz auf die Krankheit aufmerksam geworden. Der Landwirt wollte der alten Kuh den langen Transport in einen grossen Schlachthof «ersparen »: «Bei einer Notschlachtung wird automatisch eine Probe des Gehirns des Tiers ans Labor geschickt. So haben wir den Fall entdeckt», sagt Andreas Ewy, Kantonstierarzt der Urkantone, auf Anfrage dieser Zeitung. Unverzüglich habe das Laboratorium den Fall dem Bundesamt für Veterinärwesen gemeldet.
Dass der Fall überhaupt aufgedeckt worden sei, ist einem Zufall geschuldet: «Der Bauer wollte der Kuh, die aufgrund der ausgebrochenen Krankheit wacklig auf den Füssen war, die lange Reise ins Schlachthaus nicht mehr zumuten», schildert Ewy. So sei das Tier im Notschlachthaus gelandet.
«Eine Laune der Natur» «Beim vorliegenden Fall handelt es sich um eine durch eine Genmutation ausgelöste sogenannte atypische BSE, die in äusserst seltenen Fällen spontan bei älteren Kühen auftreten kann», sagt Andreas Ewy, Kantonstierarzt der Urkantone: Diese atypische BSE sei in keiner Weise ansteckend und bedeute weder für die anderen Tiere noch die Menschen eine Gefahr.
Deswegen habe dieser Fall auch keine weiteren Folgen für den betroffenen Bauernhof – auf eine Sperrung könne verzichtet werden. Weitere Massnahmen auf dem Betrieb seien in Absprache mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen nicht notwendig. Um welchen Betrieb es sich handelt, kann der Kantonstierarzt aus Gründen des Amtsgeheimnisses nicht mitteilen.
Das Tier sei inzwischen notgeschlachtet und fachgerecht entsorgt worden. Laut Ewy handelt es sich um die erste Erkrankung in der Schweiz seit 2012: «Bereits beim Fall vor sieben Jahren hat es sich um eine atypische BSE gehandelt.» Dass der aktuelle Fall ausgerechnet in Einsiedeln aufgetreten sei, sei reiner Zufall, konstatiert der Kantonstierarzt: «Diese Genmutation, welche die atypische BSE auslöst, ist eine Laune der Natur und kommt nur bei älteren Kühen vor.» Rein statistisch betrachtet komme ein solcher Fall alle sieben bis acht Jahre vor.
«Keine Seuchengefahr» «Im Labor wurde zum Glück nicht der infektiöse Erreger der klassischen BSE-Krankheit nachgewiesen, die eine Seuche auslöst», führt Ewy aus: Die atypische BSE werde nicht durch die Verfütterung von infektiösen, tierischen Produkten verursacht. «Trotzdem wurde der Schlachttierkörper beschlagnahmt und bei der TMF in Bazenheid vernichtet», betont Ewy: Dank den Massnahmen der Bekämpfung gegen die klassische BSE (Tiermehlfütterungsverbot, Entsorgung von Risikomaterial im Schlachthof, Schlachtkörper von positiv getesteten Rindern werden vernichtet) habe zu keiner Zeit ein Risiko für Menschen bestanden.
Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE), bei Rindern auftretende schwammartige Rückbildung von Gehirnsubstanz, umgangssprachlich auch Rinderwahn genannt, verursacht im Gehirn der Tiere grosse Schäden und führt schliesslich zum Tod des Viehs.
Die 13-jährige Kuh aus Einsiedeln, die von einer atypischen BSE-Erkrankung heimgesucht worden war, wurde notgeschlachtet.
Foto: Magnus Leibundgut