Abgeluchst
Fotofalle eines Unteribergers dokumentiert die Entdeckung des Raubtiers
Nicht nur zwei mutmassliche Wölfe wurden wieder in der Region Einsiedeln gesichtet. Nun beweist ein Foto: Sogar Luchse streifen durch heimische Wälder. Die sehr scheuen Raubtiere sind geschützt.
WOLFGANG HOLZ
Was für ein Foto! Die Augen des Luchses, der gerade seinen Kopf in Richtung Kamera nach hinten dreht, spiegeln wie zwei helle Scheinwerfer Furcht einflössend das Blitzlicht des Fotoapparats. Vor der stattlichen Raubkatze liegt auf dem Boden ein totes Reh, das der Luchs gerissen und das er offensichtlich gerade zu fressen begonnen hat. Die Tatze seiner rechten Vorderpfote ruht gebieterisch auf dem Kadaver.
Zuerst Spuren entdeckt
Franz Kälin und Sandro Hässig aus Unteriberg ist dieser sensationelle Schwarzweiss-Schnappschuss mittels Fotofalle gelungen. Am 28. Januar um 2.16 Uhr löste der Bewegungsmelder der Kamera aus und fotografierte das scheue Raubtier mitten im Wald bei seinem Nachtmahl. «Das Gelände, auf dem wir die Fotofalle installierten, gehört der Firma RWM Schweiz in Studen im Ochsenboden», berichtet Franz Kälin. Der Unteriberger ist seit fünf Jahren Jäger. Während der Arbeit auf dem Betriebsgelände hatte er plötzlich Spuren auf dem Gelände entdeckt. «Wir vermuteten, dass es ein Luchs sein könnte, und entschieden uns, die Fotofalle aufzustellen.» Der Jäger, der bei RWM Schweiz als Koordinator im Erprobungszenter EZO arbeitet, hatte offensichtlich einen guten Riecher. Denn kurz darauf machte der Luchs ihm und Sandro Hässig tatsächlich den Gefallen und tappte in die Fotofalle.
Schon Hirsche und Rehe fotografiert
«Zuvor hatte ich noch nie einen Luchs in freier Wildbahn gesehen », erzählt Kälin stolz. Der Jäger hat schon andere Wildtiere per Fotofalle «erwischt»: Hirsche und Rehe. «Die Fotofallen sind etwa zehn Zentimeter breit und 20 Zentimeter hoch.» Solche Fotofallen könne man für rund 300 Franken kaufen. In den Wintermonaten sollte aber unbedingt die Winterruhe der Wildtiere respektiert werden, aus diesem Grund gehe Kälin in dieser Zeit auch nicht in den Wald.
«Da dies nun gleich auf dem Betriebsgelände war, konnten wir die Fotofalle ohne Störung der Wildtiere installieren», sagt er. Sein Vorgesetzter, dem er das Foto zeigte, habe ihm zu seinem seltenen Schnappschuss gratuliert. «Auch den kantonalen Wildhüter habe ich gleich informiert. Ich habe keine Ahnung, woher der Luchs stammt – die Raubkatzen sind extrem scheu und selten», so Kälin.
Seit 2010 kein Hinweis auf einen Luchs «Wir haben von Dritten erfahren, dass bei Studen ein Luchs mittels einer privaten Fotofalle fotografiert wurde», bestätigt Tamara Braun vom Umweltdepartement des Kantons Schwyz den Luchs-Fund. «Seit 2010 verfügen wir im Bezirk Einsiedeln über keine überprüften Hinweise einer Luchspräsenz.» Weder das Alter noch das Geschlecht des fotografierten Luches könnten anhand der Bilder bestimmt werden. Braun: «Luchse können aber aufgrund ihres Fellmusters identifiziert werden. Ob der Luchs bereits in der nationalen Datenbank aufgeführt sei, werde noch von KORA – der Raubtierökologie und dem Wildtiermanagement – abgeklärt. Sollte KORA den Luchs identifizieren können, werde man Angaben über seine Herkunft erfahren. Zurzeit gebe es keine weiteren Informationen über die Raubkatze.
Herumstreunender Luchs
«Luchse leben territorial und halten den Kontakt zu den Artgenossen. Da im Kanton Schwyz keine etablierte Population lebt, und es seit Jahren seltene Meldungen gibt, gehen wir davon aus, dass es sich um einen streifenden Luchs handelt. «Die Hauptbeute von Luchsen sind Rehe und Gämse», so die Vertreterin des Amts für Natur, Jagd und Fischerei. Es folgten im einstelligen Prozentsatz mittelgrosse Säugetiere. «Für die Öffentlichkeit besteht überhaupt keine Gefahr.»
Zwei mutmassliche Wölfe gesichtet
zl. Am 4. Februar wurden im Gebiet Hinterhorben/Egg wohl zwei Wölfe gesichtet. Dies teilte das Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Umweltdepartements des Kantons Schwyz jüngst mit. Gemäss einer Meldung von Personen seien die zwei Raubtiere gesehen worden. Vorsorglich sei der Herdenschutzalarm ausgelöst worden, so das kantonale Amt. Weitere Informationen seien im Moment leider nicht verfügbar.
Furchterregend: Eine stattliche Raubkatze ist da dem Unteriberger Jäger Franz Kälin (oben rechts) in die private Fotofalle getappt. Auf dem Boden liegt das gerissene Reh. Foto: Sandro Hässig/Franz Kälin