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«Ich muss draussen sein»

«Ich muss draussen sein» «Ich muss draussen sein»

Gespräch mit dem ausgebildeten Junggärtner Nico Föhn aus Unteriberg über seinen «Frischluftberuf»

Eine Lehre als Gärtner machen? Warum nicht. Nico Föhn (22) aus Unteriberg hat zwar die Matura geschafft. Aber er fühlt sich draussen trotzdem viel wohler als in einem Hörsaal an der Uni. Sie haben einen Matura-Abschluss. Warum wollten Sie da unbedingt eine Gartenbau-Lehre machen? Ich bin zwar aufs Gymi gegangen, aber ich habe nebenher in den Ferien immer gejobbt – einmal drei Wochen lang als Güselmann. Vor allem habe ich in den Ferien als Gärtner gearbeitet. Das hat mir grossen Spass gemacht. Mir war schon zu Schulzeiten klar, dass ich nicht allzu lange auf irgendwelchen Schulen verbringen wollte. Ein Jahr vor der Matura habe ich mich dann dazu entschlossen, Gärtner zu werden. Meine Eltern haben am Anfang etwas komisch reagiert – aber sie haben mich bei meiner Entscheidung unterstützt, da ich ihnen versichern konnte, dass es mir einfach Spass macht, Gärtner zu sein, und es das ist, was ich machen will. Schön. Würde es Ihnen aber nicht besser gefallen, in einem warmen Hörsaal an der Universität eine Vorlesung zu hören und in der kuscheligen Bibliothek Bücher zu studieren als bei schlechtem Wetter im Dreck, in der Nässe und Kälte zu arbeiten?

Nico Föhn, Gärtner Nein, gar nicht. Ich muss draussen sein. Das mit dem Dreck hat mir noch nie etwas ausgemacht – und an die Kälte gewöhnt man sich. Ich kann nicht den ganzen Tag im Büro arbeiten. Ich habe mich zwar mal kundig gemacht, wie es wäre, Betriebswirtschaftslehre, Psychologie oder Jura zu studieren. Aber als ich dann erfahren habe, dass es mindestens drei Jahre dauert, bis ich einen Abschluss in diesen Fächern hätte, hat es mir sofort abgelöscht. Ich könnte nicht im Hörsaal sitzen und etwas machen, was mir nichts sagt. Was macht Ihnen denn am meisten Spass bei Ihrem Beruf? Dass er so viel Abwechslung bietet. Man mäht den Rasen. Man baut komplette Gärten mit «Plätzli », «Wägli» und «Müürli». Kein Tag ist gleich wie der andere. Wie interessant ist die Lehre als Gartenbauer beziehungsweise Gärtner?

Recht spannend. Es gibt eine grosse Bandbreite an Sachthemen: Pflanzenkunde zum Beispiel. Gartenpflege, Gartenbau. Man sieht immer neue und interessante Sachen. Was müssen Sie als Gartenbauer denn so alles können? Man muss Allrounder sein. Wenn man von Anfang an wie ich auf den Baustellen mitwirken kann, macht man Erdaushube. Man setzt Pflanzen und pflegt sie. In der Region Einsiedeln habe ich schon viele Gärten gesehen. Apropos Gärten. Welche Trends gibt es so heutzutage? Eigentlich alles. Vom normalen Betongarten mit Platten und Wegen bis hin zu ganz schlichten Varianten oder zu ganz ausgefallenen Varianten – in denen nichts gerade verläuft und alles «wild» ist. In denen es beispielsweise gelbrote Platten gibt und rotes Kies als Abschluss. Bei den Pflanzen geht es, denke ich, eher in Richtung Nutzgarten, in dem man zum Beispiel seine eigenen Äpfel anbaut. Wie viele Stunden verbringen Sie pro Tag bei der Arbeit draussen? Im Jahresschnitt sind es 8,4 Stunden. Wobei ich schon lieber im Sommer draussen bin als im Winter. Oder bei Regen. Es ist schön, den ganzen Tag an der frischen Luft sein zu können. An einem strengen Tag in der Kälte ist man abends allerdings schon fertig – da muss man dann nicht mehr ins Fitness gehen. Ich habe früher zehn Jahre beim FC Einsiedeln Fussball gespielt, jetzt mache ich eigentlich keinen extra Sport mehr, weil ich mich draussen ja genug bewege. Was verdient man so als Gartenbauer?

Nach der Ausbildung zum fertigen Gartenbauer erhält man einen Bruttomindestlohn von 4300 Franken. Davon wird man nicht reich, aber solange ich morgens aufstehe und mich auf meine Arbeit freue, ist es mir eigentlich egal, wie viel ich verdiene. Was für eine Karriere kann man als Gartenbauer machen – besuchen Sie auch Fortbildungen?

Ja, man kann entweder Gärtner oder Vorarbeiter werden, Obergärtner, Meistergärtner oder Bauführer. Mein Ziel ist es, im Herbst mit der Fortbildung zum Obergärtner zu beginnen, die eineinhalb Jahr dauert. Danach kann ich wie ein Polier auf dem Bau ein Gartenbauteam leiten.

Heutzutage sind Umweltschutz und Ökologie zentral. Wie macht sich das in den Gärten bemerkbar? Früher hat man bei jeder Heckenschere oder bei jedem Laubbläser einfach Benzin reingetan, und es war gut so. Heutzutage benützt man überall akkubetriebene Geräte – um den Lärm und die Emissionen zu reduzieren. Was die Gärten selbst betrifft, ist so ein Trend zum Grossmuttergarten zu beobachten. Das heisst Gärten mit Obstbäumen und Beerensträuchern, die genutzt werden können und nicht nur schön aussehen.

Ein Garten, den man nutzt, befriedigt einen vielleicht mehr. Ein chinesisches Sprichwort besagt ja, dass man sich einen Garten anlegen soll, wenn man ein Leben lang glücklich sein will. Können Sie das nachvollziehen?

Ja, ich denke, der Mensch braucht einfach das Grün und die Natur. Er kann nicht schon morgens nach dem Aufstehen auf eine Betonwand starren. Ausserdem ist man in einem Garten ständig in Bewegung. Man macht was. Und vor allem sieht man am Ende des Tages, was man selbst geschaffen hat. Wollen Sie später eigentlich auch einmal einen eigenen Garten haben? Ja. Ich habe schon viele Gärten gesehen. Für mich müsste es eine Mischung aus Schaugarten und Wald sein. Bäume haben etwas Magisches. Es müsste in meinem Garten auch Natursteinwege geben und im Hintergrund das Plätschern von Wasser zu hören sein. Damit man einen Garten geniessen kann, muss alles zusammenpassen.

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