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«Die Bilanz aus Frauensicht fällt ernüchternd aus»

«Die Bilanz aus Frauensicht fällt  ernüchternd aus» «Die Bilanz aus Frauensicht fällt  ernüchternd aus»

Die Wahlen sind vorüber und einmal mehr blieben die Frauen auf der Strecke. Jetzt sitzen noch zehn Frauen im Kantonsparlament. Was sagen das Frauennetz Schwyz dazu – und die Wahlkampfleiter?

JOHANNA MÄCHLER

Die Wahlkampfleiterin der SP, Karin Schwiter, formuliert es deutlich: «Dass auch in der neuen Legislatur von den 100 Sitzen im Kantonsparlament nur zehn von Frauen besetzt sind, ist ein Skandal.» Eine gesunde Demokratie beteilige alle Bevölkerungsschichten angemessen an Entscheidungen, schreibt sie weiter. «Um dies zu erreichen, muss der Kanton Schwyz dringend mehr für die Gleichstellung tun.»

Gefordert ist eine Strategie

Die ehemalige Kantonsratspräsidentin verlangt von der Regierung endlich eine Gleichstellungsstrategie und dass die Parteien ernsthaft Frauen aufbauen müssten. Ebenso unzufrieden mit dem Ausgang der Wahlen ist das Frauennetz Schwyz. Präsidentin Mona Birchler erinnert an die zahlreichen Bemühungen wie Vernetzung, Online-Kampagne und Wahlaufrufe. Wegen der sich anbahnenden Corona-Krise haben alle Parteien Abstriche machen müssen. Und trotzdem: «Die Bilanz nach dem Wahlsonntag fällt aus Frauensicht ernüchternd aus. Wir sind frustriert und schauen besorgt in die Zukunft in unserem Kanton.» Besorgt deshalb, weil die «paritätische Verteilung der Geschlechter in politischen Gremien» nach wie vor nicht gegeben ist.

«Frauen sollen zu gleichen Teilen an gesellschaftsrelevanten Entscheiden teilhaben, ihre Sichtweisen einbringen und das Zusammenleben im Kanton Schwyz mitgestalten», verlangt das Frauennetz.

Nicht mehr Kandidatinnen als vor vier Jahren Über die Gründe wird spekuliert: Zum einen war bereits die Suche nach Kandidatinnen schwierig, wie das Frauennetz und Wahlkampfleitende sagen. Es sei den Parteien nicht gelungen, mehr Frauen für eine Kandidatur zu mobilisieren als vor vier Jahren. Von den 393 Kandidierenden für den Kantonsrat waren immerhin 113 Frauen. Tatsächlich gewählt wurden neun, Andrea Keller aus Freienbach wird auf Herbert Huwiler folgen. Dieser wurde neu in die Regierung gewählt. Petra Steimen: als Frau alleine auf weiter Flur Regierungsrätin Petra Steimen- Rickenbacher wurde glanzvoll wiedergewählt. SVP-Wahlkampfleiter Roland Lutz vermutet, dass die knappe Mehrheit von Petra Steimen vor Kaspar Michel «ein Stück weit Zufall» war. Karin Schwiter hingegen ordnet das Ergebnis dem «Wahlpäckli der FDP/SVP» zu, zudem habe sie in «Corona-Zeiten eine sehr wichtige Funktion». Sepp Marty von der FDP lobt die Arbeit Steimens, sie «geniesst auch überparteilich grosse Anerkennung », was sich im Wahlresultat zeige. Da rund 29 Prozent aller Kandidierenden Frauen waren, «überrascht die tiefe Anzahl der Gewählten», so Wahlkampfleiter Marty. Dieser Gedanke steht auch bei der CVP weit vorne: «Viele Listen mit einer guten Frauenvertretung waren vorhanden; doch das Ergebnis ist ernüchternd », fasst Wahlkampfleiter Mathias Bachmann zusammen. «Will der Wähler überhaupt eine gute Auswahl?», zweifelt er an. Jedenfalls werde dies wohl zu wenig geschätzt.

Auf den Wahllisten für den Regierungsrat haben von den fünf Parteien lediglich zwei je eine Frau auf ihrer Liste. Insgesamt keine grossen Fortschritte, trotz Frauenstreik im vergangenen Juni? Doch auch wenn die Arbeit nicht unmittelbar von Erfolg gekrönt sei, will das Frauennetz die Diskussion fortsetzen.

Kaum Frauen im Schwyzer Kantonsrat (im Bild 2015): Die Parteien bemühten sich um einen guten Frauenanteil, die Auswahl war gegeben. Dennoch brachten die Wahlen 2020 nicht mehr Frauen ins Parlament.

Foto: Archiv

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