«Die schönsten Bäume gibt es im Business-Rank»: Heute lesen, was morgen im EA steht.
Der 71-jährige Hans Kälin verkauft an der Eisenbahnstrasse 3 in Einsiedeln Weihnachtsbäume: «Die schönsten Christbäume sind Nordmanntannen.» Vor allem, wenn sie frisch geschlagen aus Schweizer Wäldern stammen.
Magnus Leibundgut
Wie kommen Sie vom Notschlachtmetzgen zum Baumfällen?
Mein Vater war bereits in Trachs-lau beim Säubern der Wälder unterwegs und hat Studenburdeli zum Heizen der Öfen gemacht. Ich selber bin durch meinen Götti, der Marktfahrer gewesen ist, zum Handel gekommen. Seit dreissig Jahren betreibe ich nun den Verkauf der Christbäume im Business-Rank, wie das Tolggä-Chörli die Kurve vor dem Restaurant Mythenblick bezeichnet.
Woher beziehen Sie Ihre Christbäume?
Meine Bäume stammen allesamt aus dem Aargau, aus der Region Bremgarten, Wohlen und Muri – aus Wäldern der Genossame. Der dortige Oberförster ist eine Ringerkamerad von mir. Zum Glück sind im Sommer keine vernichtende Hagelzüge über den Aargau gedonnert, sonst stünde es schlecht um meine Weihnachtsbaum-Ernte.
Welche Baumart steht derzeit im Trend?
Ich verkaufe ausschliesslich Nordmanntannen. Diese Baumart ist schon lange im Trend und hat der Blau- und der Rottanne, die früher hoch im Kurs gestanden sind, den Rang abgelaufen. Die schönsten Christbäume sind Nordmanntannen.
Wieso kaufen die Leute am liebsten Bäume aus Dänemark?
Weil sie am billigsten sind. Und weil sie dichter und grüner sind als die hiesigen Bäume. Das verdanken die dänischen Bäume einer Behandlung mit hormonellen Wachstumshemmern, die bei uns verboten sind. Wer aber einen dänischen Baum kauft, hat oft das Nachsehen: Diese Bäume werden bereits im Sommer gefällt und in Kühlräumen gelagert. Dementsprechend verlieren sie schnell einmal ihre Nadeln, wenn sie in der warmen, trockenen Stube stehen. Meine Bäume hingegen sind frisch geschlagen und behalten noch lange nach Weihnachten ihre Nadeln.
Wie bleiben Christbäume frisch bis zum Verkauf?
Sie brauchen vor allem Kälte und Feuchte. Das jetzige Nebelwetter passt bestens. Morgens haben die Bäume einen Rauhreif an den Nadeln, der hält sie frisch und gekühlt und versorgt sie mit Feuchtigkeit.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sechs Meter hohe Tannen zu verkaufen?
Diese hohen Bäume eignen sich bestens für Arkadenstuben. Mitunter interessieren sich auch Kirchgemeinden und Altersheime für gross gewachsene Weihnachtsbäume.
Wie bleiben Christbäume möglichst lang frisch in der Stube?
Ganz wichtig ist, dass man die Bäume nicht zuspitzt und so im Halter einsetzt. Wesentlich ist, dass man die Bäume flach absägt und die Rinde nicht verletzt. Denn die Tannenbäume nehmen das Wasser über die Rinde auf. Und ohne Feuchtigkeit vertrocknen die Bäume schnell und verlieren ihre Nadeln.
Führen vertrocknete Bäume zu Feuerausbrüchen und Brandfällen?
Die meisten Feuersbrünste in der Weihnachtszeit entstehen durch Kerzen in Adventskränzen. Die Zahl an Feuerausbrüchen durch brennende Christbäume nimmt ab: In der heutigen Zeit verzichten viele wegen der Feuergefahr auf Kerzen am Weihnachtsbaum und ersetzen die Kerzen mit elektrischen Lichtern.
Wie hat sich der Verkauf der Weihnachtsbäume in den letzten Jahren entwickelt?
Der Verkauf von Christbäumen entwickelt sich prächtig und nimmt laufend zu. Viele Leute halten am Brauch fest, mit einem Christbaum in der Stube Weihnachten zu feiern. Gerade junge Paare kaufen begeistert einen Baum. Und Kunden schätzen es, wenn sie freundlich empfangen und gut beraten werden.
Haben Sie einen tüchtigen Schäferhund, der Ihnen des Nachts die Bäume bewacht?
Ich habe definitiv keinen Wachhund. Es ist schon vorgekommen, dass Nachtbuben drei oder vier Bäume in den Dorfbach geworfen haben. Das ist natürlich eine unschöne Geschichte. Es ist auch schon vorgekommen, dass Bäume gestohlen worden sind. Aber ob dann der Dieb mit gutem Gewissen mit dem gestohlenen Christbaum Weihnachten feiern mag, wage ich doch zu bezweifeln (siehe Inserat).