„Die Kinder haben alles gemacht, was möglich war“ – Heute lesen, was morgen im EA steht
Der gutgeheissene Antrag auf 10’000 Franken für die Projektplanung eines Pumptracks war der Höhepunkt der letzten Einsiedler Bezirksgemeinde. Kurt Steiner (Foto) fasst zusammen.
Victor Kälin
Stellvertretend für die beiden Buben Tom Ackermann (10 Jahre) und Lou Steiner (9) stellte Kurt Steiner an der Einsiedler Bezirksgemeinde vom 14. Dezember das Vorhaben eines Pumptracks vor. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt der 51-jährige Key-Account-Manager, dass er zwar politisch selbst nicht aktiv, aber am politischen Geschehen interessiert sei.
«Auf Stufe Laie» hätte er an der Versammlung den Antrag gestellt – notabene seinen ersten überhaupt. Für Steiner ist ein Pumptrack «eine geteerte Wellenbahn, auf der Kinder im Kreis fahren können mit allem, was Räder hat und nicht motorisiert ist. Zudem ist es ein sozialsportlicher Treffpunkt, was mich persönlich fast noch mehr begeistert». Der ehemalige Langläufer Steiner wohnt auf dem Schnabelsberg, ist verheiratet und Vater zweier Kinder.
Es war etwas zwischen Weihnachtsmärchen und Überraschungscoup: Ihr Antrag auf Unterstützung eines Pumptracks wurde mit grossem Mehr angenommen. Haben Sie daran geglaubt?
(überlegt) Einen Funken Hoffnung hatte ich, sonst wäre ich nicht an die Bezirksgemeinde gegangen. Aber damit gerechnet habe ich definitiv nicht.
Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie zurück an den Sitzplatz liefen?
Da hat niemand etwas verstanden! Mein erster Gedanke war tatsächlich: Ich habe das Anliegen unverständlich vorgetragen und es somit versemmelt. Ich habe eine grosse Chance vertan. Ich dachte, die beiden Initianten hätten das besser machen können als ich.
Die zwei Initianten?
Tom Ackermann (10 Jahre) und Lou Steiner (9). Wir Eltern, also Peter Ackermann und ich, waren lediglich an der Bezirksgemeinde, da die beiden Buben zu jung sind für einen Antrag.
Woher kommt der Wunsch für eine solche Anlage?
Tom und Lou sind Nachbarn, zwei gute Freunde und Bewegungsfanatiker. Sie teilen die Leidenschaft für Freestyle-Anlagen. Und da man dort nicht nur Sport treiben kann, sondern auch viel gute Bekanntschaften entstehen, motivierte sie das zusätzlich, sich für eine Anlage in Einsiedeln einzusetzen. Da beide Buben auch starke Persönlichkeiten sind, konnten wir Eltern sie nicht mehr davon abbringen.
An der Bezirksgemeinde gab es keine einzige Frage, keine Diskussion! Empfanden Sie das als positiv – oder eher gefährlich für die Abstimmung?
Im ersten Moment dachte ich, dass das eher schlecht sein könnte. Sofort kam das Gefühl auf, dass mich wirklich niemand verstanden hat. Und den Antrag entsprechend ablehnt. Peter Ackermann und ich wären für Fragen jedenfalls bereit gewesen.
Und dann diese eindrückliche Zustimmung! Was empfanden Sie in diesem Moment?
Eine grosse Freude. Ich freute mich zuallererst einmal, dass eine Grundunterstützung vorhanden war. Das alleine ist schon unglaublich. Ich spürte das vorhandene Bedürfnis, etwas zu gestalten, etwas zu machen. Nicht nur für Pumptracks, sondern generell für Anliegen, welche einer breiteren Bevölkerungsgruppe etwas bringen – hier jetzt speziell für die Jugendlichen. Da Peter und ich keine Freunde mobilisiert haben, macht das das Abstimmungsergebnis noch bemerkenswerter.
Was hat Ihrer Meinung nach den Ausschlag für diese kommentarlose, dafür eindeutige Zustimmung gegeben?
Dass Peter und ich als Redner lediglich als Stellvertreter für unsere zwei jungen Buben vor den Leuten standen. Tom und Lou kämpfen seit zwei Jahren für ihre Vision. Sie sammelten 250 Unterschriften, untersuchten sicher zehn Pumptrack-Anlagen in der Schweiz und eigneten sich dadurch ein grosses Wissen an. Sie hielten an der Schule Bennau Vorträge und gewannen die Unterstützung von Erwachsenen – wie zum Beispiel von Lehrerin Jasminka Sakac, mit der zusammen sie das Modell einer Anlage bastelten.
Damit haben sie alle Potenziale ausgenutzt, was in diesem Alter machbar ist. Nun lag der Ball bei uns, den Eltern.
Wie wichtig sind die 10’000 Franken, welche der Souverän gutgeheissen hat?
Für den nächsten Schritt bis zur Baueingabe sind sie sehr wichtig. Ohne Zustimmung der Bezirksgemeinde wären wir Eltern finanziell eingesprungen – in Würdigung der Vorleistung unserer beiden Buben. Die Zustimmung hat für mich auch einen symbolischen Wert: Es ist eine Unterstützung nicht nur für unsere Buben, sondern letztlich für alle Personen im Bezirk.
Geschätzte 40 auf 40 Meter gross soll der Pumptrack werden. Ein grosses Projekt mit entsprechend hohen Kosten …
Aufgrund der Erfahrungswerte vergleichbarer Anlagen rechnen wir mit rund 250’000 Franken.
An der Bezirksgemeinde erwähnten Sie, dass die Finanzierung über Spenden geschehen soll …
Ja, dazu stehen wir. Man kann von der öffentlichen Hand viel, aber nicht einfach alles erwarten. Das sagten wir auch unseren Kindern. Ich glaube daran, dass es genügend Spender und Spenderinnen gibt. Zudem sind die Unterhaltskosten solcher Anlagen marginal, die Lebenserwartung dafür sehr hoch.
Was hat es mit der Standortzusicherung bei den Eschbachschanzen auf sich?
Die Standortfrage mit der richtigen Zone, der guten Erreichbarkeit, mit Umschwung und so weiter ist die höchste Hürde. Angesichts der Grösse des Pumptracks hatten wir Respekt, überhaupt irgendwo anzuklopfen – gerade in Einsiedeln, wo jeder Quadratmeter begehrt ist. Doch schon beim ersten Gespräch mit Daniel Kälin, dem Verwaltungsrat der Schanzen Einsiedeln AG, spürte ich eine grosse Offenheit. Bisher liegt uns seine Zusage erst mündlich vor. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir im Nachgang zur geplanten Vereinsgründung dann auch einen schriftlichen Vertrag mit den Landeigentümerin, der Schanzen Einsiedeln AG, abschliessen können.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir möchten so schnell wie möglich die Projektpläne für eine Baueingabe erstellen. Wir hoffen, schon im kommenden Frühling zu wissen, ob unsere Baueingabe bewilligt und ob die Finanzierung realisierbar ist. Das wäre die Basis für den Spatenstich, was wiederum einen Bezug des Pumptracks und die Übergabe an die Öffentlichkeit im Herbst 2022 möglich machen könnte.
Ziemlich ambitioniert das Ganze …
Das stimmt. Und das wissen wir auch. Aber ohne Ambitionen kommt man nirgendwo hin.