Wie eine Landfrage Bezirk und Kirche zu entzweien vermag
![Wie eine Landfrage Bezirk und Kirche zu entzweien vermag Wie eine Landfrage Bezirk und Kirche zu entzweien vermag](https://www.einsiedleranzeiger.ch/einsiedler/news/wp-content/uploads/sites/2/2022/05/2c91b35ca058bc91e5a5707856089646-750x272.jpg)
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Der Bezirk Einsiedeln will in Willerzell das Schulhaus ausbauen – und benötigt hierzu Land. Die Kirchgenossenschaft weigert sich, ihr Grundstück für einen Zusatzbau zur Verfügung zu stellen. Die beiden Lager sind vollends verhärtet – eine Lösung rückt in weite Ferne.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Im Viertel Willerzell gibt es Bedürfnis nach neuem Schulraum. Die Planung für eine bessere Lösung stockt. Ein Problem sei, dass es die Kirchgenossenschaft Willerzell konsequent ablehne, Teile ihres Landes dem Bezirk zur Verfügung zu stellen, heisst es in einer Mitteilung des Bezirksrats: «Seit Jahren bestehen Bestrebungen, das Schulhaus Willerzell entweder zu sanieren oder durch einen Neubau zu ersetzen, sowie eine Mehrzweckhalle zu realisieren.» «Komplette Sanierung des Schulhauses ist keine Lösung» Das bestehende Gebäude geniesst zufolge der diversen Umbauten im Innern (letztmals im Jahr 1982) in denkmalpflegerischer Hinsicht nur einen Ensembleschutz (zusammen mit der Kirche und dem Gasthaus Schlüssel).
«Für die schulischen Bedürfnisse vermag das bestehende Volumen nur noch knapp zu genügen », berichtet der Bezirksrat: «Basierend auf dem Raumprogramm der Schulen Einsiedeln wurde daher im Jahr 2017 eine Machbarkeitsstudie erstellt.» Eine komplette Sanierung des Schulhauses in Willerzell stelle demnach keine nachhaltige und vor allem keine wirtschaftliche Lösung dar.
«Ein Neubau wiederum hätte sich aus denkmalpflegerischen Gründen am bestehenden Volumen zu orientieren», meint der Bezirksrat: «Da bauliche Massnahmen am bestehenden Gebäude möglich bleiben, jedoch vor allem für den Kindergarten und die fehlenden Gruppenräume eine Lösung gefunden werden muss, rückt für den Bezirksrat ein Zusatzbau zum Schulhaus mit Mehrzweckhalle in den Vordergrund.» Landfrage stösst seit langer Zeit auf Schwierigkeiten In den Finanzplanjahren 2024 und 2025 sind ein entsprechender Planungskredit und eine ers-te Tranche für die Umsetzung eingestellt. «Auf Schwierigkeiten stösst seit geraumer Zeit jedoch die Landfrage», konstatiert der Bezirksrat: «Sowohl nord- wie westseits des Schul-hauses ist eine für öffentliche Bauten und Anlagen bestimmte, raumplanerisch ausgeschiedene Zone beziehungsweise Reserve vorhanden.» Lehne es die Kirchgenossenschaft Willerzell als Eigentümerin trotz wiederholtem Ersuchen aber konsequent ab, dem Bezirk auch nur Teile für die Entwicklung und Bedürfnisse des Vier-tels zur Verfügung zu stellen, bestehe auf dem anderen Grundstück (Grosshus) ein das Bauen stark einschränkendes Fliessgewässer und tangiere ein Projekt des Bezirks überdies den Gestaltungsplan «Grosshus» und dessen Umsetzung (Abstände).
«Wir lassen die Türe für Verhandlungen offen» «Wiederholte Kontaktnahmen und Gespräche mit der Kirchgenossenschaft führten leider noch zu keinem Ziel», sagt Bezirksrat Fredi Zehnder: «Der Bezirk erachtet es für die Entwicklung des Viertels und den Schulstandort Willerzell jedoch wich-tig, dass eine Lösung gefunden werden kann. Insofern hoffen wir auf ein Einlenken und las-sen die Türe für Verhandlungen offen.» Die Diskussionen sollten auch in Willerzell selber geführt werden.
Es stehe ein Kauf des Grundstücks oder eines Teils davon im Vordergrund, hält Zehnder fest: «In Frage kommen kann auch eine Abgabe im Baurecht.» Für das in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen befindliche Grundstück würden sich keine Marktpreise erzielen lassen. «Letztlich müsste eine Grundstückschätzung in Auftrag gegeben werden, die diese Zonenzugehörigkeit berücksichtigt», erklärt Zehnder.
Eine Zwangsenteignung als ultima ratio
Käme eine Zwangsenteignung in Frage? «Eine Enteignung ist immer der letzte Schritt, den es, wenn möglich, zu verhindern gilt», antwortet Zehnder: «Falls aber keine Lösung gefunden werden kann und man etwas für die Entwicklung des Viertels und den Schulstandort Willerzell tun will: konsequenterweise ja.» Man könne die fehlende Bereitschaft in Willerzell aber auch politisch zur Kenntnis nehmen und am Schulhaus einfach nur das schulisch Notwendige machen.
Was wären die Folgen für die Schule in Willerzell, wenn der Bezirk auch zukünftig die fehlenden Räume nicht bauen könnte? «Die Schulinfrastruktur würde auch weiterhin nicht den heutigen pädagogischen Standards entsprechen», antwortet Bezirksrätin Leta Bolli: «So fehlen Gruppenräume, Lehrerzimmer, eine Turnhalle, aber auch Abstellflächen für den Hauswart.» Der Turnunterricht würde weiterhin ausserhalb von Willerzell stattfinden müssen.
Pavillons bauen anstelle eines Zusatzbaus beim Schulhaus?
«Die Möglichkeit von modularen Schulbauten kann man immer prüfen», sagt Bolli: «Jedoch braucht es auch dafür Platz, und der steht auf dem Grundstück des Bezirks nur sehr beschränkt zur Verfügung.» Die Kinder bräuchten schliesslich auch einen Schulhausplatz, um sich in der Pause auszutoben und zu spielen.
«Auf dem Areal der Kirchgenossenschaft scheinen die Realisationschancen am höchsten», versichert Zehnder: Zumal die nordostseitige Nachbarparzelle ebenfalls nicht im Besitz des Bezirks sei und das auf diesem Grundstück befindliche Fliessgewässer eine Bebauung schwierig mache. «Aber auch diese Option ist nicht vom Tisch», fasst Zehnder zusammen.
Ein Verkauf ist kein Thema
Die Kirchgenossenschaft Willerzell habe keinerlei Interesse, ihr Grundstück dem Bezirk Einsiedeln zu verkaufen, sagt der-weil Walo Schönbächler, Präsident der Kirchgenossenschaft Willerzell: «Wir sind darauf angewiesen, ein Einkommen generieren zu können, und wollen weiterhin das Haus auf diesem Grundstück vermieten.» Der Kirchgenossenrat in Willerzell habe schliesslich demokratisch über dieses Vorhaben abgestimmt und das Anliegen des Bezirks abgelehnt. «Das Haus wird momentan einer sanften Sanierung unterzogen und aufgefrischt, wo nötig», führt Schönbächler aus: «Entsprechend ist auch der Entscheid für diese Aufwendungen in der Kirchgenossenschaft demokratisch gefallen und ein Verkauf folglich kein Thema.»
«Wiederholte Gespräche mit der Kirchgenossenschaft führten leider noch zu keinem Ziel.»
Bezirksrat Fredi Zehnder
«Eine Enteignung ist immer der letzte Schritt, den es, wenn möglich, zu verhindern gilt.»
Bezirksrat Fredi Zehnder
«Die Infrastruktur würde den heutigen pädagogischen Standards nicht entsprechen.»
Bezirksrätin Leta Bolli «Wir sind darauf angewiesen, ein Einkommen zu generieren – mit der Vermietung des Hauses.»
Walo Schönbächler, Präsident der Kirchgenossenschaft Willerzell
Der Bezirk Einsiedeln möchte in Willerzell mit einem Zusatzbau mehr Schulraum schaffen. Die Kirchgenossenschaft will ihr Grundstück für diesen Bau dem Bezirk nicht zur Verfügung stellen. Foto: Wolfgang Holz
Das Haus der Kirchgenossenschaft in Willerzell wird momentan einer sanften Sanierung unterzogen. Ein Verkauf ist für die Kirchgenossenschaft Willerzell kein Thema. Foto: zvg