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Ab in die Berge – wandern, aber sicher

Das trockene Wetter zieht Wanderer in Scharen in die Natur. Dadurch haben Gefahren und Unglücke zugenommen.

ERHARD GICK

Der Mythen ist gemäss einer SAC-Studie der gefährlichste Berg der Schweiz. Der Mythen- Weg ist Weiss-Rot-Weiss markiert, also ein «normaler» Bergweg. Es sind traurige Rekorde, die derzeit durch die nationalen Medien geistern.

Dabei könnten viele Unfälle vermieden werden, wenn man sich in der Natur anders verhält und die Vorbereitungen auf eine Wanderung verbessert werden. Aber zuerst die Tatsache: Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) hatte noch nie so viele Einsätze wie in diesem Juli. Insgesamt waren es 2120. «Noch vor zehn Jahren war ein so genannter Tausender-Monat für uns bemerkenswert», sagte Rega- Chef Ernst Kohler. Inzwischen würden sie regelmässig fünf bis sechs solcher Monate zählen.

Viele sind überfordert, Stürze sind die Folge Passiert etwas, wird schnell die Frage laut, ob der Sicherheit Genüge getan wird. Grundsätzlich gilt: Wer in die Berge geht, ist für seine Sicherheit selbst verantwortlich, ausser Werkmängel auf einer «Wanderanlage» würden zu einem erhöhten Risiko führen.

Aber die Fragen zu Sicherheit in den Bergen, Schuld, Touristenmassen und die passende Ausrüstung sind sicher berechtigt. Erfreulich ist, dass wenigstens die Zahl der Verunglückten nicht proportional mit den Menschen wächst, die in die Natur und die Berge gehen.

Bergwanderungen sind anders als Stadtspaziergänge

Ein Grund für Unfälle ist oft die Überforderung der Berggänger und Berggängerinnen. Das kann durch einen Wetterumschwung, durch plötzlich steilere oder schmalere Wege oder durch Übermüdung ausgelöst werden.

Bergunfälle oder Zwischenfälle sind, so gesehen, «normale » Sportunfälle, die gar nichts mit dem Berg zu tun haben. Aber weil sie am Berg passierten, sei-en die Bedingungen für eine Rettung schwieriger, vor allem die medizinische Versorgung und Rettung, sagt Rega-Chef Ernst Kohler.

Wer sich ein paar Tipps in der Vorbereitung zunutze macht, kann sicherer wandern – und viele Unfälle lassen sich vermeiden. Für eine risikoarme und vor allem gelungene Wanderung gibt es manches zu beachten. Das A und O einer Wanderung ist die gründliche Planung, sich über die bevorstehende Wanderung zu informieren und defensiv zu planen.

Sie beginnt zu Hause am Küchentisch oder Computer. Man sollte sich die Route schon vorher anschauen, bevor man zur Tour aufbricht, am besten auch eine Karte mitnehmen und sich nicht nur auf Apps verlassen. Tipps für sichereres Wandern

Es ist heiss: Daher früher aufbrechen, insbesondere im Sommer, damit man in der Mittagshitze im Schatten eine Pause machen kann und nicht erst in der grössten Tageshitze unterwegs ist.

Proviant mitnehmen, um einem Hungerast vorzubeugen: Vor allem Trinken ist wichtig. Immer wieder kleine Schlucke nehmen, eventuell mit Trinksystem im Rucksack. Sich notfalls auch einmal aus einem Brunnen oder einem klaren Gebirgsbach einen kühlen Schluck gönnen.

Abkühlen: Mit einem feuchten Tuch aus dem Bach den Nacken und die Stirn kühlen. Man sollte seine eigenen Grenzen kennen und sich in einer Gruppe nach dem schwächsten Glied richten: Überforderung ist ein schlechter Ansatz und kann zu Unaufmerksamkeit führen.

Regelmässige Pausen einlegen. Auch wer sich fit fühlt: Der Körper braucht kleine Erholungsphasen.

Anfänger sollten mit einfacheren, kürzeren Routen starten und sich steigern: Nicht gleich auf den Chaiserstock, den Grossen oder den Kleinen Mythen oder auf die Rigi Hochflue wollen.

Sonnenschutz und Kopfbedeckung tragen, denn in den Bergen ist die UV-Strahlung um einiges höher: Auch mit Faktor 50 wird man braun, aber man schützt sich damit gut. Wasserfeste Sonnencreme benutzen. Ansonsten schwitzt man sie weg.

Gutes Schuhwerk ist natürlich eine Grundvoraussetzung: Stadtturnschuhe und profillose Schuhe haben in den Bergen nichts verloren. Halbhohe Schuhe schützen die Knöchel und geben zusätzlichen Halt.

Mit Reserven und eher defensiv unterwegs sein: Defensiv und Reserve beziehen sich nicht nur auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Dies bezieht sich auch auf die Kleidung, das Essen, Trinken und die Ausrüstung. Eine Regenjacke gehört, als Beispiel, in jeden Rucksack. Sie kann auch ein Wärmeschutz sein.

Erhöhte Steinschlaggefahr

Schneemangel und immer wärmere Temperaturen lassen die Gletscher wegschmelzen. Der Klimawandel ist längst in den Alpen angekommen, auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen. Unglücke in den Bergen machen diesbezüglich Schlagzeilen.

Die Bedingungen in den Bergen, vor allem in höheren Lagen, haben sich mit der Klimaerwärmung und dem Wegschmelzen des Permafrostes (lässt Felsen bröckeln) verändert.

Wer sich in alpinistische Gebiete vorwagt, sollte sich der Gefahr durch Gletscherspalten und Steinschlag auf den Routen bewusst sein. Die veränderten Temperaturen wirken sich auch auf die Wanderwege aus.

So hat sich der Verein Schwyzer Wanderwege in der Vergangenheit an einem Pilotprojekt beteiligt, das sich unter anderem auch mit diesem Thema beschäftigte. Das Gestein wird lose, was auch in tieferen Lagen die Steinschlaggefahr erhöht.

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