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« Ichi, ni, san, shi, go!»

« Ichi, ni, san, shi, go!» « Ichi, ni, san, shi, go!»

18 bis 21 Uhr: Trainingsbesuch beim Karateclub Einsiedeln

Jeden Tag und jeden Abend wird in unserer Region irgendwo irgendetwas trainiert … Lukas Schumacher besuchte am Dienstagabend den Karateclub Einsiedeln.

LUKAS SCHUMACHER

Mit viel Vorfreude bereite ich mich am Abend nach der Arbeit schon mal auf das bevorstehende Karatetraining vor … in gut einer Stunde gehts los … ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. Obwohl, diese Aussage ist etwas übertrieben, ein bisschen Ahnung habe ich schon. Mit 8 Jahren habe ich nämlich mit Judo begonnen, später zu Jiu Jitsu gewechselt und dann nochmal zu Viet Anh Mon – Vietnamesisches Kung Fu. Mit 15 Jahren habe ich dann meine Kampfsportkarriere beendet – schade eigentlich, wenn man so zurückdenkt. Wie ich dann während des Trainings realisierte, haben die letzten 15 Jahre fast sämtliche Kampfsporterfahrungen ausradiert.

Filme Karate kenne ich noch gar nicht – ausser natürlich aus den Karate-Kid-Filmen aus den 80er-Jahren … müsste ich mal wieder schauen, doch bis zum Training bleibt jetzt keine Zeit mehr. Kampfsport hat mich übrigens schon immer fasziniert. Schuld daran ist unter anderem auch einer meiner Lieblingsfilme, Bloodsport mit Jean-Claude Van Damme. Ebenfalls empfehlenswert ist der Film Ong Back mit Tony Jaa. Da kriegt man richtig Lust aufs Kämpfen … doch geht es beim Karate eigentlich ums Kämpfen? Ich werde es bald erfahren.

Los gehts zum Trainingslokal des Karateclubs, welcher die Räumlichkeiten der Ringerriege Einsiedeln an der Zürichstrasse nutzt. Ich bin etwas früher hier und eine grosse Schar Kinder steht bereits auf den Matten – mitten im Training. Beeindruckend, wie viele Kinder mitmachen. Das anschliessende Training der Erwachsenen fällt etwas ernüchternder aus. Zwei Jugendliche mit dem blauen Gurt und zwei Erwachsene mit dem gelben und orangen Gurt nehmen daran teil. Leiter, oder auch Sensei, des Trainings ist Christoph Lienert aus Willerzell, welcher den 2. Schwarzen Gurt (2. Dan) trägt.

Respekt

Das Training beginnt mit dem Einstehen der Teilnehmer. Als «Gurtloser» habe ich mich ganz links hinzustellen. Danach umso höher der Gurt, umso weiter rechts darf man sich einstellen. Bevor das Kraft- und Techniktraining beginnt, knien wir uns hin. «Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt », wie Christoph Lienert erklärt. Wir sollen kurz meditieren und an nichts denken und entspannen. Für mich war dies unmöglich, weil meine Fussgelenke vom Knien stark schmerzten. Wie wohl der Rest des Trainings wird, wenn ich schon beim Knien scheitere … später erklärte mir Christoph Lienert, dass dies zu Beginn normal sei. Jetzt werden mehrere Grüsse mit Verbeugungen gemacht: Es werden die Ahnen gegrüsst, die Gründer der Kampfkunst, der Lehrer und die Schüler untereinander … der Respekt zum Kampfsport ist bereits spürbar.

Aufwärmen Seit Jahren betreibe ich keinerlei Sport. Ein paar Tage Snowboarden im Winter sind für mich das Höchste der sportlichen Gefühle. Trotzdem habe ich mich durch das Aufwärmprogramm gekämpft und durchgehalten.

Und schon konnte es mit dem Karate beginnen … Auf die vielen «Fachbegriffe» gehe ich an dieser Stelle nicht näher ein. Alles hat eine bestimmte Bezeichnung und diese beherrscht Christoph Lienert aus dem FF. Ich lerne, wie man rich-tig schlägt und kickt, wie man läuft und abwehrt. Das Ganze trainieren wir danach zu zweit. Einer schlägt, der andere wehrt ab und kontert. Gekrönt werden die Schläge und Konter mit einem lauten Schrei, dem sogenannten Kiai. Dem Kiai vorneweg gehen meistens japanische Zahlen: eins, zwei, drei, vier, fünf, oder eben «Ichi, ni, san, shi, go». Auf go folgt der letzte Schlag mit einem kräftigen Schrei. Geschwindigkeit, Kraft und Präzision müssen bei allen Bewegungen vereint werden. Es sind kleine Details, auf die Sensei Christoph Lienert aufmerksam macht – Abstand der Beine, Timing, korrekte Spannung und vieles mehr.

Die Welt der Kampfkunst – hier bezogen auf Karate – scheint schier unendlich zu sein. Sicherlich ist es so, dass man nie ausgelernt hat. Der Respekt, die Disziplin, die unendliche Vielfalt der Bewegunskombinationen und die Aussicht auf spannende Zweikämpfe machen Lust auf mehr. Apropros Zweikämpfe: So richtig zur Sache geht es erst, wenn man so an die vier bis fünf Jahre Erfahrung hat. Dann kann man sich im Wettkampf mit anderen messen. Nach dem Training fahre ich nach Hause, fragend, wie stark wohl mein Muskelkater morgen sein wird, und ob ich nun doch noch den Weg zurück zur Kampfkunst finde – und somit auch zurück zum Sport? Erstmal geniesse ich das Sofa und den Fernseher.

Christoph Lienert (links) beobachtet ganz genau meine Bewegungen (rechts mit schwarzer Hose). Bei dieser Übung wird der Schlag des Gegners abgewehrt und danach mit einem Schlag in den Bauch gekontert.

Foto: zvg

Voller Einsatz mit einem kräftigen Kiai.

Beim sogenannten Kata werden Bewegungsabläufe trainiert. Man kämpft dabei gegen mehrere imaginäre Gegner.

Christoph Lienert zeigt, wies geht. Fotos: Lukas Schumacher

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