Konsum von Suchtmitteln an Schwyzer Schulen nimmt zu
Vapen, Snus oder Schnupf auf dem Pausenplatz: So reagieren Schwyzer Schulen.
Vom Glimmstängel weg hin zur E-Zigarette – eine Entwicklung, die auch vor Schulhausplätzen nicht haltmacht. Auch Snus, kleine Beutelchen gefüllt mit Oraltabak, wird bei Kindern und Jugendlichen immer populärer.
Auf Stufe Gemeindeschule sei es kein akutes Thema, so Stefan Kälin, Rektor und Abteilungsleiter Bildung der Gemeinde. Anders sieht es in der Oberstufe aus.
Stellvertretend für die Schulleitungen der sieben Standorte, gibt Rektorin Christa Wehrli Auskunft: «Rauchen und Schnupftabak waren schon immer ein Thema. Nun stellen wir eine Verlagerung hin zu E-Zigaretten und Snus fest. Der Konsum schädlicher Substanzen ist heute salonfähiger. » Die Konsumierenden würden zudem immer jünger werden. Zahlen, wie viele Drogen nehmen, werden nicht erfasst Je nach Schulstandort sei die Problematik anders ausgeprägt. «In Schwyz oder auch in Oberarth ist das Vapen verbreitet, in Unteriberg eher das Schnupfen und Snusen.» Pausenplätze sind rauchfreie Zone. Dass Schülerinnen und Schüler schädliche Substanzen konsumieren, lassen die Schulleiterinnen und Schulleiter nicht unkommentiert stehen. Wenn dies während der Unterrichtszeit geschieht, gibt es ein Gespräch mit den Jugendlichen, und die Eltern werden informiert. Wird in der Freizeit konsumiert, wird nicht eingegriffen.
Umfragen, ob Schülerinnen und Schüler Drogen nehmen, werden an den Bezirksschulen Schwyz nicht geführt. «Unser Job ist primär nicht die Verhinderung, sondern die Aufklärung », so Wehrli. «Schon seit Längerem läuft bei uns ein entsprechendes Präventionsprogramm in Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit, Gesundheit Schwyz und der Polizei.» Verkauf ist im Kanton Schwyz nicht an Altersgrenze gebunden Einer der Schulsozialarbeiter ist Stefan Heinzer: Er ist in Steinen auf Primar- und Oberstufe tätig. Im Rahmen von Suchtpräventionsprogrammen vermittelt er den Schülerinnen und Schülern unter anderem die Wirkungsweise von Tabak, Snus, E-Zigaretten, Shisha et cetera und klärt sie über die Schäden auf: «Wir stellen fest, dass mehr Jugendliche Interesse am Konsum solcher Substanzen zeigen. Zudem sinkt die Hemmschwelle. Gedampft wird nicht mehr nur im Verborgenen, in gewissen Fällen beispielsweise auch am Mittwochnachmittag auf dem Pausenplatz. » Auch Stefan Heinzer stellt fest, dass die Schülerinnen und Schüler, die schädliche Substanzen konsumieren, in der Tendenz immer jünger werden: «Das Angebot und die Verfügbarkeit sind gross.» Gemäss Heinzer habe nicht zuletzt auch der Umstand einen Einfluss, dass der Verkauf von Snus oder E-Zigaretten im Kanton Schwyz – im Gegensatz zu den meisten anderen Kantonen – gesetzlich nicht an eine Altersgrenze gebunden ist: «Die Verführung wird dadurch noch grösser. »
«Es gibt Eltern, die mit ihren Kindern zusammen schnupfen»
Während den Lektionen vermittelt der Schulsozialarbeiter den Schülerinnen und Schülern so genannte Lebensfähigkeiten: «Wenn jemand weiss, wie gefährliche eine Substanz ist, kann er oder sie besser beurteilen, ob der Konsum infrage kommt oder nicht. Zudem hat sich gezeigt, dass viele Irrtümer bestehen. So meinen die Jugendlichen, dass vapen nicht schädlich sei.» In seinen Lektionen könne er viel Wissen schaffen, das den Jugendlichen hilft, Entscheidungen zu fällen. Mit Hilfe eines speziellen Smokers wird im Unterricht unter anderem demonstriert, wie viele Verunreinigungen durch den Konsum einer Zigarette in die Lunge gebracht werden: «Dies ist jeweils eine beeindruckende Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler. So hören sie nicht nur davon, sondern sehen es mit eigenen Augen.» Auch bezüglich Suchtprävention hätten die Eltern eine wichtige Vorbildfunktion, betonten Stefan Heinzer und Christa Wehrli unisono: «Eine klare Haltung, mit der Grenzen gesetzt werden, ist immens wichtig. Ebenso, was den Kindern und Jugendlichen vorgelebt wird. Ich bin überzeugt, dass, wenn das Elternhaus diese Rolle nicht übernimmt, die Schule eigentlich keine Macht mehr hat. Denn den grössten Einfluss auf Jugendliche haben immer noch die Eltern.» Stefan Heinzer spricht in diesem Zusammenhang von einer grossen Bandbreite: «Es gibt Eltern, die bezüglich Schnupftabak sehr beunruhigt sind – bis hin zu solchen, die mit ihren Kindern zusammen schnupfen.» Auf Stufe Primarschule sind nur Einzelfälle bekannt Rund 1200 Kinder vom Zweijahreskindergarten bis hin zur sechsten Klasse besuchen die Gemeindeschule Schwyz. Stefan Kälin, Rektor und Abteilungsleiter Bildung der Gemeinde, sagt: «Rauchen, Vapen und Snusen sind an der Gemeindeschule Schwyz kein akutes Thema. » Kälin spricht von Einzelfällen: «Wir haben mit den betroffenen Schülerinnen und Schülern das Gespräch gesucht und diese aufgeklärt.» Auch die Eltern wurden kontaktiert. Da das Thema «nur punktuell vorkommt», sei auf Stufe Primarschule kein entsprechendes Präventionsprogramm angedacht. Thema Nikotin im Unterricht
Unterstützt werden die Schulen bezüglich Prävention von Gesundheit Schwyz: «Wir haben den Auftrag, Schulen Information und Beratung zu Themen der Gesundheitsförderung und Prävention anzubieten. Konkret heisst dies, dass wir Schulen mit Tipps und geeigneten Unterrichtsmaterialien dabei unterstützen, das Thema Nikotin im Unterricht zu behandeln. Dabei geht es nicht nur um Informationen zu den Nikotinprodukten, sondern auch um die Arbeit an zentralen Kompetenzen, die für einen reflektierten Umgang mit Substanzen wesentlich sind», so Denise Zai, Programmleitung Abhängigkeit/Sucht bei der Gesundheitsförderung Schwyz in Goldau.
«Eine dieser zentralen Kompetenzen ist zum Beispiel die Risikokompetenz. Weiter stehen wir beratend zur Seite, wenn eine Schule ein Früherkennungs- und Frühinterventionskonzept erarbeiten möchte. Dabei geht es darum, einen Leitfaden zu entwickeln im Umgang mit suchtgefährdeten Schülerinnen und Schülern.»
Fotos: Petra Imsand