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Verhasste Politik

Einsiedeln. 11. Juni 1898. (Einges.) In gewissen Kreisen soll man sich sehr geärgert haben, dass am hohen Frohnleichnahmsfeste bei der Prozession der Segen nicht in bisher üblicher Weise erteilt wurde. Man wagte zu sagen, dass das Kloster mit Absicht, also einfach aus Politik diese Unterlassung begangen habe. Man sehe deutlich, woher es mit dem Frieden sei, wohinaus man wolle, sogar die hohe Frohnleichnahmsprozession müsse unter dem Drucke der verhassten Politik lei-den.

Es ist nun unnütz, über die Witterungsverhältnisse des letzten Donnerstages zu sprechen. Beim Schulhause konnte man kaum den Altar verzieren, so musste er wieder wegen eingetretenem Regen abgerüstet werden. Das Wetter stellte sich aber besser, und die Prozession konnte doch im Freien gehalten werden. Da aber der ungepflästerte Boden auf dem Platze und vor dem Schulhause vom Regen aufgeweicht und somit schmutzig war (bekanntlich knieen ja Convent, Studenten und alle Teilnehmer nieder) so ging man nur auf den gepflästerten und trockenen Teil, nämlich vor die 2 Altäre beim Kloster. Und wenn die Betroffengefühlten je einmal zugeschaut haben, so mussten sie bemerken, dass die Patres bei genannter Prozession immer in den schönsten Messgewändern erschienen, diesmal aber war es nicht der Fall, warum? Einzig aus Witterungsrücksichten.

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