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Zuversicht und Skepsis pflästern den Weg zur Fussgängerzone

Zuversicht und Skepsis pflästern  den Weg zur Fussgängerzone Zuversicht und Skepsis pflästern  den Weg zur Fussgängerzone

Für die einen eine Chance zur Belebung, für die anderen eine Einschränkung: Die Fussgängerzone auf der Hauptstrasse löst gegensätzliche Reaktionen aus.

170 Meter lang und von jeweils 41-stündiger Dauer: Das sind die Eckdaten der geplanten Fussgängerzone auf der Hauptstrasse. Doch so übersichtlich diese Ausmasse auch erscheinen mögen: Die damit verbundenen Erwartungen und Befürchtungen sind fast uferlos. Das zeigte der Informationsanlass des Bezirks Einsiedeln vom 13. Juni einmal mehr.

Samstag und Sonntag

Die maximal einjährige Versuchsphase beginnt im Mai 2024. Jeweils an den Wochenenden wird die obere Hauptstrasse ab den Häusern Augustiner und Rössli für den Verkehr gesperrt (EA 40/23). Die Einschränkungen gelten jeweils am Samstag ab 5 Uhr bis am Sonntag um 22 Uhr – von Nachtfahrverbot zu Nachtfahrverbot. Am Samstag ist für Anlieferungen das Befahren bis 10 Uhr erlaubt.

Schon heute sei die Hauptstrasse «mit ihren vielen Nutzungsansprüchen stark reguliert », fasste Marcel Rust vom beigezogenen Raumplanungsbüro R+K die aktuelle Situation zusammen. Es sei klar, dass selbst die versuchsweise Einführung einer Fussgängerzone zu weiteren Einschränkungen führe, auf die man fallweise mit Ausnahmebewilligungen reagieren müsse – zum Beispiel in der Frage der Hotelgäste oder bei privaten Parkfeldern.

Umso wichtiger ist die Analyse von Massnahme und Wirkung. Während der Probephase trägt der Bezirk Informationen zusammen, deren Auswertung Basis ist für weitere Entscheide: definitive Einführung oder Ende der Fussgängerzone. Befragt werden Geschäftsinhaber, Anwohner und Besucher.

Entwicklung und Mehrwert Der Bezirksrat ist überzeugt, mit einer Fussgängerzone zur Attraktivierung des Dorfzentrums beizutragen. Für Bezirksammann Franz Pirker und Ressortchef Bezirksrat Patrick Notter kann damit die «Lebens- und Aufenthaltsqualität von Einheimischen und Touristen erhöht und die Wertschöpfung der Geschäfte und Restaurants gesteigert werden». Die Versuchsphase soll dazu genutzt werden, «Erfahrungen zu sammeln und die Kritiker zu überzeugen», steckte Pirker die Ziele ab.

Patrick Notter ist überzeugt, mit einer Fussgängerzone «die Rahmenbedingungen für Geschäfte verbessern zu können». Auch René Birchler erwartet als Abteilungsleiter des federführenden Ressorts Volkswirtschaft und Sicherheit «einen Mehrwert für alle. Wir sind überzeugt, dass eine solche Zone positive Auswirkungen auf die Lebensqualität haben wird». Er betonte, dass eine Ausweitung auf die anderen Wochentage nicht geplant sei. Skepsis und Befürchtungen

Fast die Hälfte der 25 anwesenden Personen meldete sich in der Fragerunde zu Wort. Die Fussgängerzone wurde in den Voten nicht grundsätzlich abgelehnt, aber mit einiger Skepsis und einigen Erwartungen verknüpft. Geschäftsinhaber sprechen aufgrund gemachter Erfahrungen von Umsatzeinbussen, da sich die Kundschaft eine Zufahrt mit dem Auto gewohnt sei; ein Hotelier bezifferte die Anfahrtsquote mit 30 Prozent: «Ob diese Leute dann auch noch kommen?» Anwohner wiederum befürchten einen steigenden Lärmpegel durch Fussgänger, Einbussen bei der Wohnqualität und schwierige, bis fast unmögliche Zufahrten zu den Liegenschaften – etwa entlang der Kronenstrasse, «die ich nur noch im Retourgang befahren kann», wie ein Anwohner meinte. An Orten ausserhalb der Fussgängerzone befürchtet man eine Verlagerung des Verkehrs. «Jede Sperrung der Hauptstrasse baden wir an der Eisenbahnstrasse aus», meinte ein Betroffener. Die Einführung der Fussgängerzone, so dessen Forderung, müsse mit flankierenden Massnahmen kombiniert werden – unter anderem mit einer konsequenten Verkehrslenkung über die Wasenmattstrasse.

Und letztlich wird eine ergebnisoffene Auswertung der Erhebung erwartet: «Ich will nicht spüren, dass die definitive Einführung schon beschlossene Sache ist.» Bis zum Start der Versuchsphase im Mai des kommenden Jahres führt der Bezirk seine Gespräche mit Direktbetroffenen weiter. Und gut zu wissen: Sowohl Versuchsphase wie eine allfällig definitive Einführung der Fussgängerzone müssen öffentlich ausgeschrieben werden – mit der Möglichkeit einer Einsprache.

Foto: Victor Kälin

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