«Beim Jodeln wird mir warm ums Herz»
Käthy Ruhstaller-Reichmuth hatte am Eidgenössischen Jodlerfest in Zug ihren letzten Solo-Auftritt
Obwohl Jodeln ihr Leben ist und ihr stets sehr viel bedeutet hat, hat sich die Einsiedlerin Käthy Ruhstaller-Reichmuth nach knapp 50 Jahren entschieden, ihre Karriere als Solojodlerin zu beenden. Was zum Glück nicht heisst, dass sie ihr Hobby nicht weiter ausüben wird.
«Jodeln kann diese Frau!», mein-te ein Berner Jodler und Zuhörer spontan und anerkennend nach dem Auftritt von Käthy Ruhstaller-Reichmuth in der Gut-Hirt-Kirche am Eidgenössischen Jodlerfest vom vergangenen Wochenende in Zug. Mit dem Jodellied «Der Moon und d’Liebi», komponiert von Willli Valotti und getextet von Beat Jäggi, begeisterte sie in ihrer blauen Festtagstracht das Publikum und die Besucher in der berstend vollen Kirche. Die Jury belohnte den beherzten Vortrag der Einsiedlerin mit der Höchstnote 1. Wohl nur wenige wussten jedoch, dass dies der letzte Solo-Auftritt der bescheidenen Jodlerin, welche seit Jahren von Sepp Gwerder am Akkordeon souverän und zuverlässig begleitet wird, vor den kritischen Juroren gewesen war.
Weiterhin im Jodelclub Rothenthurm Natürlich schwinge Wehmut mit, aber sie freue sich, mehr Zeit und Freiheit zu haben, ausserdem singe sie aktiv und als Vorjodlerin weiterhin im Jodelclub Rothenthurm mit, führt die 67-Jährige aus. Schon als ganz junge Frau hat sie dort im Restaurant Biberegg bei ihrem Onkel Josef Reichmuth, in Volksmusikkreisen zusammen mit Meiri bestens bekannt unter dem Namen Gebrüder Reichmuth, hinter dem Buffet gearbeitet und die häufige Livemusik mit Gesang und Jodel begleitet.
Dieses Talent, das ihr wohl von ihrem Vater Toni Reichmuth, der über Jahre Vorjodler im Jodelclub Rothenthurm gewesen war, in die Wiege gelegt wurde, blieb nicht verborgen. So wurde sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Pia schon bald von Carlo Brunner, aber auch von der Kapelle Heirassa angefragt, ob sie sie nicht als Jodlerinnen-Duett auf eine Auslandreise begleiten würden.
Aus diesen musikalischen Abenteuern wurden unzählige. So bereiste das Geschwisterpaar in jungen Jahren beispielsweise mit dem legendären Volksmusikmoderator Wisel Gyr oder den Engadiner Ländlerfründe schon ganz Europa, Amerika, Kanada, Peru, und die zwei begeisterten vor allem das Publikum der vielen Auslandschweizer- Vereine an Schwingund Volksfesten mit ihrem Jodelgesang. Ja, selbst an Schlagermusikwettbewerben nahmen sie teil.
Es hat alles seine Zeit
Inzwischen ist die zweifache Mutter und Grossmutter Käthy Ruhstaller im Pensionsalter, und sie möchte auch vermehrt Zeit mit ihrem Enkel verbringen, sei ihr doch ihre Familie das Wichtigste. Sie schaut dabei mit einem ihr eigenen Urvertrauen ihren Mann Hermann an, der ihr in all den fast vierzig Jahren Ehelebens ein sicherer Hafen war und sie in ihrem intensiven Hobby stets unterstützte und sie oft an ihre Auftritte begleitete. Das ging sogar so weit, dass er selber in den Einsiedler Jodelclub Waldstatt-Echo eintrat und dort während vielen Jahren aktiv mitmachte.
Auf die Frage, was es denn brauche, um erfolgreich jodeln zu können, meint Käthy Ruhstaller-Reichmuth ganz simpel: «Freude!» Sie relativiert ihre Aussage dann allerdings, indem sie anfügt: «Du musst das Jodeln einfach spüren. Und das kannst du wohl am bes-ten, wenn du die Gene dazu bekommen hast.» Umso mehr freut es sie, dass mit Janine Reichmuth und Rita Betschart zwei junge, mit ihr verwandte, engagierte und aufgestellte Jodlerinnen beim Jodlerclub Rothenthurm mit den jetzigen Dirigenten Carlo Gwerder und Paul Betschart in ihre Fussstapfen treten und sie gemeinsam Feste aller Art geniessen können. So viele Wettkampf-Auftritte wie die erfahrene Jodlerin mit der klaren Sopranstimme werden sie aber kaum erleben. Ganze 32-mal hat sie sich mit dem Club und gar je 35mal im Duett und als Solojodlerin an Zentralschweizerischen und Eidgenössischen Jodlerfesten der strengen Kritik der Jury gestellt! Ein riesiger Erinnerungsschatz
«Jodeln ist einfach mein Leben!», meint Käthy Ruhstaller-Reichmuth zu ihrer langen Karriere, in der sie die Tradition in all ihren Facetten liebte, aber gerne auch Neues ausprobierte. Sie würde es sofort wieder gleich machen, dürfe sie doch von unzähligen schönen und unvergesslichen Erlebnissen und Erfahrungen zehren, lautet denn auch ihr Fazit. Besonders tief eingeprägt hätten sich die Anfänge mit den Teilnahmen des Jodlerclubs Rothenthurm unter der damaligen Leitung von Felix Inglin an etlichen Jodlerfesten. Aber auch die rund 30 Jahre, in denen sie zusammen mit ihrer Schwester Pia wöchentlich beim begnadeten Einsiedler Musiker und Dirigenten Franz Kälin ihr Können verbessert habe. Verzichten könne sie allerdings darauf, dass sie die Strophen verwechsle, wie ihr das an einem Wettsingen passiert sei, ergänzt sie lachend.
Sie freue sich jedoch sehr, weiterhin aktiv mit den Rothenthurmern zu jodeln, aber auch Jodelmessen zu singen und weitere Anlässe mit ihrem Jodelgesang zu bereichern. «Und natürlich Jodelfeste zu besuchen, denn ohne mich gibt es diese doch nicht! Du kennst ganz viele Jodlerinnen und Jodler und spürst sofort dieses einzigartige und unbeschreibliche Zusammengehörigkeitsgefühl!»
Jodlerclub Rothenthurm
Mitg. Der Jodlerclub Rothenthurm besteht aus 24 Mitgliedern und dirigiert wird der Klub von Carlo Gwerder und Paul Betschart. Gegründet wurde der Klub 1952.
Ihr Wettlied am Jodlerfest in Zug war «Uf em Heiwäg», Melodie Jean Clémecon / Text Karl Spring. Nach einjähriger Vorbereitung konnte sich der Jodlerclub mit diesem Lied mit der Bestnote 1 klassieren «was uns alle riesig freut». Nach dem Bekanntwerden der Klassierungsnote 1 wurde dies gebührend gefeiert, wie es sich gehört.