Die Zuständigkeit soll zwar wechseln, der Auftrag aber bleibt derselbe
Der Hochwasserschutz an den Bächen wird immer anspruchsvoller. Der Bezirksrat strebt für Einsiedeln einen grundlegenden Wechsel an.
«In der Vergangenheit haben die Wuhrkorporationen sehr gute und äusserst wertvolle Arbeit geleistet», hält der Einsiedler Planungschef, Bezirksstatthalter Hanspeter Egli, ganz grundsätzlich fest. Und dennoch arbeitet Einsiedeln ein Reglement aus, dessen Annahme durch das Stimmvolk das Ende der Wuhrkorporationen einläuten würde. Deren Aufgaben sollen an den Bezirk übergehen – etwa so, wie es der Nachbarbezirk Schwyz am 18. Juni dieses Jahres per Urnenmehr bestimmt hat.
Viele reden mit
Für Egli sprechen mehrere Gründe für einen Wechsel der Zuständigkeiten. Er konstatiert, dass in den letzten Jahren im klassischen Hochwasserschutz ein Paradigmenwechsel stattgefunden habe «vom ehemals weitgehend auf bauliche Massnahmen konzentrierten Hochwasserschutz zum integralen Risikomanagement mit raumplanerischen Massnahmen und Revitalisierungen». Hochwasserschutzprojekte seien heute komplexe und interdisziplinäre Vorhaben, weshalb die Wuhrkorporationen ihre Aufgaben «oft nicht mehr selbstbestimmt und eigenverantwortlich wahrnehmen können ». Bei der Planung und Umsetzung von Hochwasserschutzmassnahmen würden der Bezirk und die kantonalen Fachstellen mitreden.
Weitere Gründe sind ebenfalls praktischer Natur: Nicht für alle Bäche gibt es eine Wuhrkorporation. Lediglich zirka 85 Prozent der Liegenschaften im Bezirk Einsiedeln befinden sich innerhalb eines bestehenden Wuhrperimeters; der Anspruch an den Hochwasserschutz existiert aber auch bei den fehlenden 15 Prozent. Und selbst dort, wo Wuhrkorporationen vorhanden sind, seien deren Perimeter «teilweise nicht wasserrechtskonform ausgeschieden ». Und letztlich, so Egli, sei «der Einzug der Perimeterbeiträge in der Regel aufwendig, kompliziert und fehleranfällig ». Deshalb erachtet der Bezirksrat eine Neuorganisation als dringlich.
Die Wuhrmeister bleiben
Die Grundlage für die Neuorganisation ist ein Wuhrreglement, über welches der Souverän befinden muss. «Dieses ist in Bearbeitung und dürfte demjenigen des Bezirks Schwyz sehr ähnlich werden», stellt Hanspeter Egli in Aussicht. Mit einer Neuorganisation des Wuhrwesens übernimmt der Bezirk die Aufgaben der Wuhrkorporationen und somit auch die Projektleitung und die Bauherrschaft von Hochwasserschutzprojekten. Was sich bewährt hat, soll allerdings beibehalten werden. Der Gewässerunterhalt soll künftig über einen Wuhrkreis, Wuhrreviere und Wuhrmeister organisiert und sichergestellt werden. Der Bezirk strebt einen einzigen Wuhrkreis an. Dieser wird in Wuhrreviere eingeteilt. Die definitive Ausscheidung der Wuhrreviere wird nach Annahme der Sachvorlage erfolgen. Voraussichtlich werden die bestehenden Wuhrkorporationsgebiete ungefähr ein Wuhrrevier abdecken. Allenfalls werden weitere Reviere dazukommen. Jedes Wuhrrevier wird einen Wuhrmeister haben. Ob und wie diese allenfalls in die Bezirksverwaltung integriert werden, ist noch offen.
Vorgesehener Termin für die Abstimmung ist der 3. März 2024. Bei einer Zustimmung wäre eine Einführung auf den 1. Januar 2026 möglich. Alle Korporationen betroffen
Da das kantonale Wasserrechtsgesetz bei der Neuorganisation des Wuhrwesens die Wahrung des Grundsatzes der Gleichbehandlung verlangt, sind alle sechs Wuhrkorporationen im Bezirk betroffen. Es sind dies die Wuhrkorporationen Alp, Gross-bach, Steinbach, Eubach, Wisstannen- Stöckweidlibach und Rickentalbach.
Wie bereits erwähnt, gibt es nicht für alle Bäche eine Wuhrkorporation. Sie fehlen zum Beispiel für den Wänibach in Einsiedeln, den Schnetzerenbach in Gross, den Brandeggbach in Egg und die Sihl unterhalb der Staumauer in Egg. Und mit der neuen Etzelwerk-Konzession gehen sodann Bäche ins Eigentum des Bezirks über, an denen bislang ebenfalls noch kein Wuhrperimeter ausgeschieden wurde, wie zum Beispiel am Dimmerbach in Willerzell.
In einem nächsten Schritt lädt der Bezirk die Wuhrkorporationen Mitte November zu einer Zusammenkunft ein. Hanspeter Egli möchte dabei über die wichtigsten Artikel im neuen Wuhrreglement informieren und bereits über Fragen nach einer Annahme der Neuorganisation des Wuhrwesens diskutieren (Verfahren, Auflösung).
Foto: Archiv EA