Unteriberger laufen Sturm wegen 5G-Antenne
600 Unteribergerinnen und Unteriberger verlangen, dass das Baugesuch für eine neue Swisscom-Antenne abgelehnt wird. Umstritten sind die Zonenkonformität und mögliche gesundheitsschädigende Folgen.
Die Umstellung auf 5G-Anlagen bleibt ein Hürdenlauf für die Betreiber. Gegen die Baugesuche wird landauf, landab häufig Sturm gelaufen, obwohl die Benutzung von Handys mit entsprechend gutem Empfang für die meisten nicht nur geschäftlich, sondern auch privat mittlerweile unverzichtbar ist. Das Handy gehört bei vielen zum permanenten Begleiter.
Besonders stark ist die Opposition gegen 5G-Pläne derzeit in Unteriberg. Hier stellte Swisscom ein Gesuch um die Erstellung einer 5G-Mobilfunkanlage. An einer öffentlichen Orientierungsversammlung hat sich die Gegnerschaft formiert und in der Zwischenzeit eine Einsprache lanciert. Diese verlangt, dass «wegen Verfassungs- und Gesetzwidrigkeit » das Baugesuch abzuweisen sei. «Kosten- und Entschädigungsfolgen » sollen zulasten der Gesuchstellerin gehen. Ein Drittel der Stimmberechtigten sagt Nein Jetzt zeigt sich: Der Widerstand in Unteriberg ist breit. Rund 600 Personen haben diese Forderungen gemäss dem Unteriberger Erwin Lüönd, Sprecher der Gegnerschaft, unterschrieben. Das sind rund ein Drittel aller Stimmberechtigten von Unteriberg.
Kritisiert wird neben möglichen gesundheitsschädigenden Folgen, dass der Stand-ort Camping «nicht zonenkonform ist», indem etwa auch die gemäss Baureglement definierte Höhe überschritten und das Reglement nicht eingehalten werde. «Die Bewilligungsbehörde von Unteriberg kann der 5G-Antenne sehr einfach einen Riegel schieben», zeigt sich Lüönd überzeugt. Die 5G-Gegner in Unteriberg verweisen auf Schübelbach, wo kürzlich ein Baugesuch abgewiesen wurde, weil dieses sich nicht an den Gestaltungsvorschriften des Nachbargrundstücks orientiere – und sich damit nicht ins Ortsbild eingliedere. Bei der geplanten Mobilfunkanlage in Unteriberg, so die Einsprecher, handle es sich klar um eine Baute. Da müssten betreffend Höhe sämtliche Vorschriften eingehalten werden.
Daniela Huser, Bauverwalterin der Gemeinde Unteriberg, äussert sich zur Zonenkonformität: Die Baukommission habe das Baugesuch bereits begutachtet und die Zonenkonformität bestätigt. Im Moment laufe das Einspracheverfahren. Huser: «Sobald dieses abgeschlossen ist, beurteilt das kantonale Amt für Raumentwicklung das Gesuch.» Danach, so Huser, müsse der Gemeinderat über das Geschäft inklusive der Einsprachen definitiv entscheiden.
Der umstrittene Artikel 43 im Baugesetz schreibt vor, dass die Zone für Campingplätze den Betrieb von öffentlichen Campingplätzen bezweckt. Gestattet ist das Aufstellen von Wohnwagen und Zelten sowie die Errichtung der betriebsnotwendigen infrastrukturellen Bauten und Anlagen. Dabei sind auch die Anliegen des Ortsbild- und Landschaftsschutzes zu berücksichtigen. Angst vor gesundheitlichen Schäden Für Mobilfunkanlagen fänden grundsätzlich diejenigen Vorschriften Anwendung, die für die jeweilige Bauzone massgeblich seien, argumentiert die Bauverwaltung weiter. Mobilfunkanlagen stellten allerdings üblicherweise kein selbstständiges Gebäude dar, das an Vorschriften betreffend Gebäudehöhe, Firsthöhe oder Geschosszahl gebunden sei. Eine Mobilfunkanlage in einer Campingzone stelle zudem keinen erheblichen Eingriff in das Ortsbild dar, weswegen die Baukommission entschied, dass das Baugesuch zonenkonform ist.
Neben der Zonenkonformität geht es den Gegnern auch um die Gesundheit. So verspreche Swisscom mehr Leistung und weniger Strahlung. Das sei gar nicht möglich, argumentieren die Gegner. Aufgrund des «Breit-Strahlens» träfen Strahlen nämlich nicht nur Handys. Auch vor, hinter oder neben dem Hauptstrahl seien Menschen von erhöhter Strahlung betroffen.
Zwar behaupte Swisscom, diese sei unbedenklich, viele Studien würden das aber widerlegen. Lüönd: «Die Risiken von 5G für gesundheitliche Schäden lassen sich nicht durch eine Versicherung decken. Die Swiss Re lehnt denn auch eine Übernahme der Haftung ab und zählt 5G zu den Top-5-Risiken.» «Wieso haben die psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren extrem zugenommen? », fragt Lüönd und hat gleich eine Antwort bereit: «Es gibt viele Einflüsse für Erkrankungen, aber die Strahlung die-ser Antennen trägt einen grossen Teil dazu bei.» Er ist überzeugt: «Die Auswirkungen solcher Anlagen werden erst mit den Jahren wirklich ersichtlich.»
Foto: Erhard Gick