«Ich stürze mich gerne in neue Herausforderungen!»
Unteribergerin im Militäreinsatz bei der KFOR (Kosovo Force)
Daniela Fässler aus Unteriberg steckt mitten im Vorbereitungskurs fürs 49. Kontingent der Swisscoy, welches zugunsten der KFOR im Kosovo im Einsatz steht. Bald beginnt ihr sechsmonatiges Engagement.
Ein Jahr nach der Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau absolvierte Daniela Fässler die Durchdiener- RS im Rettungstrupp als Einheitssanitäterin: «Mein Grossvater hat viele Militärgeschichten erzählt. So war ich seit Kindheit interessiert am Militär und auch an Blaulicht-Organisationen.» Ihre RS erlebte sie eher streng. Alles sei auf den Kopf gestellt worden, weil ihr die Militärwelt fremd war. Sie musste oft durch den «Dreck krabbeln», was ihr aber Spass mache und neben der strengen Arbeit erlebte sie auch tolle Kameradschaft. Und einige Highlights, wie das Superpuma- Fliegen oder auch bei internationalen Skirennen mithelfen.
Daniela beschreibt sich als offene Person, die sich gerne in Abenteuer stürzt und Neues erlebt. Und genau das hat die heute 21-Jährige nun vor: Sie steht kurz vor einem weiteren militärischen Dienst, dieses Mal bei der Swisscoy. Friedensförderung im internationalen Rahmen ist einer der drei Aufträge der Schweizer Armee. Der Einsatz ist freiwillig und wird nicht besoldet, die Soldatinnen und Soldaten erhalten einen zivilrechtlichen Arbeitsvertrag und Lohn.
Der Weg zur Swisscoy
«Meine Berufsoffizierin in der RS war auch im Auslandseinsatz und hielt uns einen Vortrag. Das hat mein Interesse geweckt!», erzählt die Unteribergerin. Nach der RS legte sie ein handwerkliches Zwischenjahr ein und bewarb sich dann Anfang 2022 bei der Swisscoy. Danach begann das Rekrutierungsverfahren. Zuerst wurde die allgemeine militärische Tauglichkeit getestet. Anschliessend ging es an den Rekrutierungstag ins Kompetenzzentrum Swissint nach Stans-Oberdorf, dem Kompetenzzentrum für alle Einsätze der militärischen Friedensförderung. «Die Gespräche im Rahmen der Rekrutierung waren sehr intensiv », erinnert sich Daniela Fässler. Gut drei Wochen später erhielt sie die Bestätigung, dass sie dabei sein könne.
Seit August absolviert sie die einsatzbezogene Ausbildung in Stans-Oberdorf. Hier wird viel Wert auf Teambildung gelegt, denn die Angehörigen des Kontingents werden inklusive der Ausbildung rund neun Monate ihren Dienst zusammen als Einheit leisten. Zuerst gab es eine Fahrausbildungs-Repetition, da-nach standen fünf Wochen Basisausbildung im Bereich Friedensförderung auf dem Programm und zum Abschluss gab es eine zweiwöchige funktionsspezifische Fachdienstausbildung. Zusätzlich zur praktischen Ausbildung gab es viel Theoriestoff zu lernen: «Wir lernen, was wir dürfen, welche Regeln wir befolgen müssen, lernen die Kultur und Geschichte des Kosovos kennen, absolvieren aber auch unser Sportprogramm. Daneben gibt es natürlich eine einsatzbezogene Schiessausbildung, Kartenlehre und Orientierungskunde. » Auch das Psychische käme nicht zu kurz mit vielen Übungen zur Stressbewältigung und zum Risikomanagement, aber auch die Stärkung der Sozialkompetenzen wird unterrichtet. Mögliche Risiken werden ebenfalls thematisiert, wie Minenkunde oder Brandbekämpfung und es wird mit den Fahrern spezifisches Geländetraining geübt. Für Daniela Fässler schwierig zu handhaben sei der Austausch über ihr Abenteuer: «In meinem direkten Umfeld hat bisher keiner einen solchen Einsatz geleistet. Daher kann niemand so wirklich nachvollziehen, wenn ich von meinen Erfahrungen und Erlebnissen erzähle. Umso mehr freue ich mich, jetzt darüber berichten zu können.» Und jetzt geht es los!
Anfang Oktober fliegt Daniela Fässler von der Schweiz nach Pristina. In ein Land, welches sie bis vor Kurzem kaum kannte. Und sie weiss noch nicht genau, was auf sie zukommen wird: «Es ist schwierig zu sagen, was uns erwartet. Die Lage ist nicht vorhersehbar und gerade im Norden des Landes kann sie sich schnell ändern.» Angst habe sie nicht, aber: «Je näher der Einsatz kommt, desto mehr wächst mein Respekt.» Daniela Fässler wird im Kosovo Mitglied im Medic Team sein, das aus Krankenschwestern, einem Arzt und den Fahrern, sogenannten Transporthelfern, besteht. Sie wird eine der Fahrerinnen sein und das Medic Team auch in medizinischen Tätigkeiten unterstützen. Die Schweizer Medics werden viel mit dem österreichischen Team zusammenarbeiten und sind im Hauptquartier der KFOR in Pristina stationiert. Sie garantieren die medizinische Grundversorgung der dort stationierten KFOR-Angehörigen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Unterschiedliche Reaktionen
Daniela Fässlers Umfeld reagierte eher kritisch, nicht alle fanden ihr Vorhaben toll. Viele waren baff, dass gerade sie als Frau einen solchen Einsatz macht. «Doch meine Familie unterstützt mich», und das zähle für sie. Auf ihr liebstes Hobby, die Guggenmusik, muss Daniela Fässler an der Fasnacht 2024 vermutlich verzichten müssen. Sie freue sich aber darauf, sich im Kosovo mit den Kameradinnen und Kameraden aus verschiedenen Nationen austauschen zu können.
Mitte April wird ihre Friedensmission ein Ende finden und der Einsiedler Anzeiger wird sich mit ihr über ihre Erlebnisse unterhalten. In der Zwischenzeit wird Daniela Fässler in einer regelmässigen Kolumne über ihren Einsatz bei der Swisscoy berichten.