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«Der Fokuswechsel vom Absprung zum Fliegen war wichtig für mich»

«Der Fokuswechsel vom Absprung zum Fliegen war wichtig für mich» «Der Fokuswechsel vom Absprung zum Fliegen war wichtig für mich»

Diesen Samstag starten die Skispringer im finnischen Ruka in die neue Wintersaison. Mit dem Einsiedler Anzeiger hat sich Gregor Deschwanden, einziges Mitglied der Schweizer Skisprungnationalmannschaft, über die kommende Saison unterhalten.

Beim Sommer Grand Prix konnten Sie drei Siege (Courchevel, Rasnov und Hinzenbach) realisieren. In der Gesamtwertung erreichten Sie den zweiten Rang. Wie beurteilen Sie ihre Sommersaison? Für mich war die Sommersaison sehr konstant. In den letzten drei Jahren hatte ich in Courchevel immer einen guten Start. Mein bester Wettkampf des Sommer Grand Prix war in Hinzenbach. Dort mischten auch die besseren Skispringer der vergangenen Wintersaison mit. Zudem freute ich mich, dass ich um den Gesamtsieg mitreden konnte. Auch war ich den ganzen Sommer fit und blieb von Verletzungen verschont.

Gab es etwas, was Sie sich Spezielles gegönnt haben nach dieser Saison? Vor der Saison habe ich meiner Freundin versprochen, dass wenn es gut läuft, wir in Polen gemeinsam bei einem Gourmetkoch essen gehen. Da meine Leistungen stimmten, wollten wir das auch in die Tat umsetzen. Als wir dann allerdings in Polen waren, mussten wir feststellen: Das Restaurant war auf vier Monate im voraus ausgebucht. Doch, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Die am 14. April veröffentlichte Kaderliste von Swiss-Ski listet Sie als einziges Mitglied in der Nationalmannschaft auf. Simon Ammann und Dominik Peter sind im A-Kader, im B-Kader sind fast ausschliesslich die «jungen Wilden» und Killian Peier. Wer ist nun der Leader bei den Schweizer Skispringern? (Lacht) Ich glaube,über den Sommer, aber auch im vergangenen Winter, habe ich mich als Leistungsträger im Team etabliert. Auch hier gelten am Schluss nur die Resultate schwarz auf weiss in den Ranglisten. Die nächsten Wettkämpfe werden es zeigen, wer der Leader sein wird. In unserem letzten Interview erklärten Sie einige Wechsel der Trainingsmethoden: Zuerst intensiv und dann gegen Ende der Woche leichter. Es konnte auch nachgelesen werden (Bericht von Simon Ammann im Bote der Urschweiz vom 7. November), dass mehr auf die Flugphase geachtet wird und nicht mehr nur auf den Absprung. Wie weit haben Ihnen die Änderungen für das Skispringen weitergeholfen?

Für mich persönlich war der Wechsel des Fokus vom Absprung auf das Fliegen wichtig. Die neue Sichtweise von unserem Cheftrainer Rune Velta hat mich weitergebracht. So konnte ich im Sommer zu den zehn bes-ten Springern der Welt gehören. In meinen Augen war das der richtige Schritt für mich. Wo und wie lange haben die Sommertrainings stattgefunden?

Rund 60 Prozent der Trainings haben wir in Einsiedeln durchgeführt. Am Anfang des Sommers weilten wir für vier Tagen im norwegischen Lillehammer. Trainingslager mit je vier Tage hielten wir auch in Oberstdorf, Courchevel, Planica und Zakopane ab.

Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison?

Durch den guten Sommer sind meine Ansprüche gewachsen. Mit dieser Performance liegt viel drin. Und ja, meinen Winterpodestplatz habe ich immer noch nicht. Das ist mein Anspruch. Ich weiss aber noch nicht, ob ich im Winter meine Konstanz halten kann. Ich hoffe, dass ich mein persönliches Setup, welches ich im Sommer aufgebaut habe, zum richtigen Zeitpunkt abrufen kann. Wie sieht es aktuell mir Ihrer Nervosität aus auf den Saisonstart hin von diesem Samstag in Ruka? Das ist schwer zu sagen. Aktuell habe ich eine grosse Vorfreude. Ich bin aber vorsichtig, zuviel Freude kann auch nicht gut sein. Auf meine ersten Sprünge im Schnee freue ich mich enorm. Also wurde noch nicht auf Schnee gesprungen? Genau. Dank dem guten Wetter konnten wir in Einsiedeln noch einige Sprünge machen und uns so auf die Saison vorbereiten.

Bleiben Sie nach dem Wettkampf für Trainings im Norden oder kehren Sie zurück in die Schweiz? Nach den Wettkämpfen in Ruka werden wir direkt nach Lillehammer weiterfliegen und eine Trainingswoche im Schnee anhängen. Morgen Mittwoch werden wir nach Ruka reisen und dann kann ich meine neuen Winterskier ausprobieren. Diese sind um zwei Zentimeter kürzer als die Sommerskier. Neu werden wir ohne Anzug, Helm und Schuhe gewogen. Durch die leichte Verkürzung meiner Skier rechne ich mit etwas Reserve bei den offiziellen Messungen. Letztjähriger Dominator war Halvor Egner Granerud. Was denken Sie, wer wird in diesem Winter hervorstechen? Ich glaube, es führt kein Weg an ihm vorbei. Aber auch mit dem Japaner Ryoyu Kobayashi muss immer gerechnet werden. Ganz im Allgemeinen hoffe ich, dass alles ausgeglichener sein wird. Und ja: Ich will vorne mitspringen und so viele Punkte wie möglich gewinnen. Wie steht es um die Deutschkenntnisse von Cheftrainer Rune Velta? Schon für den Deutschen Ronny Hornschuh war das Wechseln von der Schriftsprache in den Schweizer Dialekt schwer. Rune lernt fleissig Deutsch und wir können uns mit ihm unterhalten. Er versteht schon recht viel. Die Schanzensprache ist aber nach wie vor Englisch. Dominik Peter setzt bekanntlich eine Saison aus. Wie geht es ihm? So wie es jetzt ist, scheint es ihm zu passen. Er macht die Fortschritte, die er wollte. Von verschiedenen Sportlerinnen und Sportlern ist bekannt, dass sie über einen Kraftort verfügen. Haben Sie auch einen solchen? Wenn ja, welchen? (Überlegt lange) Zu Hause in meiner Wohnung fühle ich mich sehr wohl. Ob das mein Kraftort ist, kann ich nicht genau sagen. Was ich weiss, das Zusammensein mit gewissen Personen tut mir gut und ich kann vom Sportalltag abschalten.

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