«Ich wollte richtig rudern wie auf einer Galeere»
Fredi Trütsch, Sportlehrer und passionierter Ruderer, veranstaltet seit 25 Jahren Flossfahrten für Schülerinnen und Schüler der Stiftsschule. Diese Woche rudern sie den ganzen Zürichsee rauf und wieder runter.
Wie sind Sie darauf gekommen, ein Floss zu bauen – war es ein Jugendtraum? Es war ein Sportlehrertraum. Ich wollte einfach mit der ganzen Klasse aufs Wasser und zwar auf einem Floss. Ich wollte rich-tig rudern wie auf einer Galeere. Benutzen Sie immer dasselbe Floss, oder hat sich die Konstruktion mit der Zeit verändert? Beim ersten Mal war die Flossfahrt nur an einem Tag und relativ improvisiert. Ein Teil der Klasse war auf dem Floss, der andere Teil paddelte in eigenen Schlauchbooten. Später, als die Fahrt auf eine Woche ausgedehnt wurde, musste das Floss alle vier Jahre vom Schifffahrtsamt geprüft und versichert werden. Das jetzige Modell lässt sich auf zwei Anhängern transportieren und ist in fünf Stunden zusammengesetzt. Darauf können wir jeden Tag rund sieben Stun-den rudern, natürlich mit Pausen. Sie bieten die Projektwoche auf dem Floss seit 25 Jahren an – welches Ereignis haben Sie nie vergessen? Wir waren zuvor schon auf dem Walensee, dem Murten-, Bieler-, Neuenburger- und dem Vierwaldstättersee und hatten zahlreiche schöne Erlebnisse. Eine Schrecksekunde gab es, als wir auf der Fahrt durch den Linthkanal vom Walensee in den Zürichsee so unglücklich auf einen Stein aufliefen, dass sich das Floss querstellte und wir nicht mehr vom Fleck kamen. Durch Gewichtsverlagerung konnten wir uns dann lösen. Eine weitere schwierige Situation war, als wir auf dem Bielersee ruder-ten und eine Person sehr starke Bauchschmerzen hatte, so dass wir eine Blinddarmentzündung vermuteten. Wir ruderten so schnell wie möglich ans Ufer, und alles ging gut aus. So eine Flossfahrt birgt gewisse Risiken, wie gehen Sie damit um? Wenn es kein Gewitter und nur wenig Wind gibt, ist das Risiko gut einschätzbar. Wir halten uns streng an die nautischen Regeln, haben stets das Wetter und den Schiffsverkehr im Auge und bewegen uns nur in der Uferzone. Auch geschwommen wird nur zu bestimmten Zeiten und mit der gegebenen Vorsicht. Übrigens hatten wir schon zwei Mal Besuch von der Seepolizei – aus reiner Neugier (lacht). Ein Floss verlangt viel Teamund Sportgeist – wird die Besatzung ausgewählt oder ist es ein Jekami? Die Schüler haben die Wahl aus einer Vielzahl von Projekten aller Themenrichtungen. Die Woche auf dem Floss ist sehr beliebt, darum wählen wir Leute aus, die rudern können und die sportlich und diszipliniert sind – damit es während der Fahrt zu keinen unnötigen Diskussionen kommt. Insgesamt sind wir 18 Personen auf dem Floss. Wie verläuft die Reiseroute?
Wir sind in Pfäffikon gestartet und sind jetzt in Zürich angelangt. Von hier geht es wieder zurück in Richtung Meilen am anderen Ufer entlang. Das Floss sammelt per QR-Code Geld für ein neues Bootshaus des Ruderclubs Einsiedeln – wie läuft die Aktion? Bisher ist nur ein kleiner Betrag gespendet worden. Die Aktion ist mehr symbolisch gemeint, weil viele Leute aus dem Kanton Zürich auf dem Sihlsee rudern, wo es kaum Schiffsverkehr gibt. Wie populär ist der Rudersport heute? Also, man rennt uns schon nicht gerade die Türen ein. Da der Sihlsee ein junger See ist, gibt es hier auch keine hundertjährige Ruder-Tradition. Andererseits spielen uns die schneearmen Winter in die Karten, dank denen die Bedeutung des Ruderns gegenüber dem Wintersport zunimmt.
Foto: zvg
Fredi Trütsch
Jahrgang: 1961 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Sportlehrer Stiftsschule Hobbys: Wintersport, Velofahren Rudern, Wassersport