Verdiente Niederlage gegen den Leader
Fussball: FC Einsiedeln verliert den Spitzenkampf gegen den FC Wädenswil mit 1:2
Der FC Einsiedeln hat neu vier Punkte Rückstand auf den Leader vom Zürichsee. Der Sieg der Zürcher geht absolut in Ordnung. Der FCE strahlte zu keiner Zeit die nötige Überzeugung aus, auf der Beichlen die drei Punkte zu holen – nicht einmal nach dem Führungstreffer durch Marko Prskalo.
Nicht immer stimmen Fussballstatistiken mit dem Ausgang einer Partie überein. Im Fall der Affiche zwischen Wädenswil und Einsiedeln widerspiegeln ein paar Zahlen das Gezeigte aller-dings einwandfrei: Eckbälle 7:1, Fouls 5:17, Torchancen 8:3. In jedem Vergleich muss der FCE den Kürzeren ziehen. Logische Folge daraus die 2:1-Niederlage gegen ein entschlossenes, aber nicht überragendes Wädenswil.
Wie kam es also zu diesem aus rotschwarzer Sicht ernüchternden Resultat? War es die fussballerische Qualität? Nicht unbedingt. Oder nicht nur. Mit Adrian Winter hatte der FCW einen ehemaligen Profi (FC Luzern, FC Zürich) auf dem Platz, der tatsächlich einen Unterschied ausmachte. Man kann über Altstars denken, was man will, Adrian Winter sorgte dafür, dass man das Gefühl hatte, Wädenswil spiele mit einem Spieler mehr. Winter hier, Winter dort, Winter überall! Nicht nur omnipräsent, nein, auch torgefährlich war der Mann mit glorreicher Fussballvergangenheit. Das Foul an ihm brachte den Zürchern in der 39. Minute den Ausgleich durch einen Freistosshammer von Ex-Einsiedler Kevin Egger. Räber liess sich zwar in der Torhüterecke erwischen. Der Schuss war aller-dings so hart und präzise, dass es für ihn nicht viel zu halten gab.
Reaktionen statt Aktionen
Es war nicht so, dass der FCE dem Tabellenführer krass unterlegen gewesen wäre. Woran lag es dann? Ein Fazit nach Spielschluss dürfte da schon etwas näher an eine mögliche Erklärung kommen. Während der FC Einsiedeln am vergangenen Samstagnachmittag den Eindruck machte, als wolle er vor allem nicht verlieren, merkte man nur den Gastgebern den Siegeswillen an. Waren es taktische Fesseln oder war es die kollektive Angst vor einem Gegentreffer, welche die Spieler des FCE äusserst defensiv auftreten liess? 17 Fouls gegenüber fünf beim Gegner sprechen eine deutliche Sprache. Dieser Vergleich zeugt von wenig Ballbesitz, von weit mehr Reaktionen als Aktionen und von einer grossen Portion «defense first». Eine halbe Stunde lang schien dieses Konzept sogar aufzugehen.
Zuerst in Führung, aber …
Der verwandelte Penalty (24.) von Marko Prskalo liess die zahlreich angereisten Fans zwar jubeln, doch merkte man sogar bei ihnen die verhaltene Freude an, im Bewusstsein, dass sich die Führung nach dem ersten Foul (an Nützel) der Wädenswiler und der allerersten Chance ihres Teams mehr als schmeichelhaft anfühlte. Spätestens nachdem der Leader die Partie nach 64 Minuten gedreht hatte, hätte man sich von Corrados Team eine Reaktion gewünscht. Diese kam auch, da lief aber bereits die Nachspielzeit, in der Borner zum letzten Kopfball aufs gegnerische Tor ansetzte und Wädenswil drei seiner fünf Fouls produzierte. Was man in 90 Minuten verpasste, konnte danach nicht innert drei Minuten à la Leverkusen umgedreht werden. Wädenswil nahm die Einladung und den vorhandenen Raum zur Entfaltung dankend an.
Noch vier Spiele Ob die Niederlage nun taktischer Überlegungen oder mentaler Natur zuzuschreiben ist, bringt zwar auch keine Punkte, ist aber für die restlichen Spiele schon noch entscheidend. Die Taktik kann angepasst werden. Mentale Lähmungserscheinungen in wichtigen Spielen wäre auf der Zielgerade (noch vier Spiele) des Aufstiegsrennens eine sehr grosse Hypothek. Mit dem grippegeschwächten Captain Manuel Schönbächler schien dem FCE scheinbar das Herz zu fehlen. Es standen zwar elf Mann auf dem Platz, von Teamspirit war aber praktisch nichts zu spüren, weil jeder mit sich selber zu kämpfen hatte. Luca Corrado wird die richtigen Worte finden, um seine Jungs wieder aufzurichten. Will man um den Aufstieg weiterhin eine Rolle spielen, sind Siege ab sofort Pflicht.
Matchtelegramm
Meisterschaft 3. Liga. Saison 2023/2024. 18. Runde: Wädenswil – FC Einsiedeln 2:1 (1:1). Beichlen. 500 Zuschauende. Tore: 24. Marko Prskalo (Penalty) 0:1. 40. Kevin Egger 1:1. 64. Lukas Läubli 2:1. Einsiedeln: Dennis Räber, Jan Rüttimann, Noel Zehnder, Denis Muran, Marko Prskalo, Jan Auf der Maur, Adriano Giansiracusa, Pascal Fässler, Michael Nützel, Leandro Albert (37. Oliver Borner), Maxim Riedi. Bemerkungen: Einsiedeln ohne Cyrill Kälin, Janik Oberholzer, Pascal Rubli, Mike Steiger, Timo Steiner, Fabian Langhart und Sime Zivaljic (abwesend oder verletzt). Verwarnungen: 6. Pascal Fässler, 32. Leandro Albert, 52. Adriano Giansiracusa und 82. Luca Albert, eine Verwarnung gegen Wädenswil