Ruedi Lüönd: «Ich bin ein Tüftler wie mein Vater!»
Schon als Schuljunge half Ruedi Lüönd in seiner Freizeit im Betrieb, den seine Eltern aufgebaut hatten, mit. Das gehörte einfach dazu. Vor zehn Jahren konnte er das Geschäft, das in Unteriberg Hecklader herstellt, übernehmen.
«Ich bin in der Firma aufgewachsen », schwelgt Ruedi Lüönd in Kindheits-Erinnerungen. Seine Eltern, Karl und Theres Lüönd, hatten den Betrieb gegründet und aufgebaut. Ruedi und seine sechs Geschwister waren alle seit ihrer Geburt mit dem Geschäft verbunden. Schon früh habe die Firma 20 Mitarbeiter gehabt. Ruedi konnte schon in der Schulzeit mithelfen, Sackgeld gab es zwar keines, aber er machte es gerne: «Auch wenn es zu Beginn nur Boden wischen war!» Für Ruedi war es auch klar, dass er seine Lehre zum Landmaschinenmechaniker zu Hause mache. Zwei Jahre nach seiner Ausbildung, im Jahr 1994, hat er mit zwei Geschwistern, Karl und Marie-Theres, den Betrieb übernommen. «Ich hatte damals die Leitung der mechanischen Bearbeitung und der Entwicklung», erzählt der heute 52-Jährige und ergänzt: «Ich habe Maschinen entwickelt, die Ausbildung dazu hatte ich aber noch nicht …» Das sei ihm wohl in die Wiege gelegt worden, sein Vater sei schon ein Tüftler gewesen. Learning by doing sei ihr beider Motto gewesen.
Beruflicher Werdegang
2002 machte Ruedi die berufsbegleitende Abendschule zum Techniker Maschinenbau HF: «Das war eine strenge Zeit! Ich arbeitete 100 Prozent und fuhr meistens dreimal pro Woche abends nach Zürich in die Schule. » Nach der Ausbildung ging er für vier Monate nach Kanada, um Englisch zu lernen und herauszufinden, was er für seine Zukunft möchte. 2007 bereiste er mit einem Freund drei Mona-te lang Australien.
Anschliessend arbeitete er für die Firma Intamin in Wollerau: «Ich entwickelte dort in einem Team Achterbahnen. Eine steht in Australien und ich fuhr sie später einmal selber.» Ein Jahr später entwickelte er für die Firma Aebi MFH Kehrmaschinen. «Ich hatte 50 Minuten Arbeitsweg und wollte eigentlich nicht so lange bleiben.» Aber er blieb drei Jahre dort, konnte viel Neues lernen, aber nahm auch andere Erkenntnisse mit: «Ich dachte immer, im Ybrig sind wir sicher nicht so fortschrittlich. Aber ich habe bei der MFH gelernt, dass wir im Ybrig vieles sogar besser im Griff haben!» Zurück zu den Wurzeln Nach einigen Jahren als selbstständiger Konstrukteur zog es ihn am 1. Januar 2014 wieder in den heimischen Betrieb. Seither führt er als alleiniger Geschäftsführer und Inhaber die Firma Lüönd & Co. AG. Seine Aufgaben sind die ganze Entwicklung mit den Dokumentationen und Zeichnungen, die es braucht. Aber auch das Bürokratische, welches zu den Aufgaben der Geschäftsleitung dazu gehört, macht er mehrheitlich selbst. Die Produktepalette ist klein, lacht Ruedi: «Wir machen seit 52 Jahren Hecklader – genau so lange, wie es mich gibt!» Natürlich seien die Hecklader stets weiterentwickelt worden, mit mehr technischen Finessen versehen und dem Puls der Zeit angepasst worden.
Als Chef sei er gutmütig und lasse die Zügel ziemlich locker: «Ich höre auf meine Mitarbeiter und frage sie nach ihrer Meinung. Ich bin nicht der Typ Chef, der von oben herab kommandiert. Aber natürlich entscheide ich am Ende.» Er darf auf ein eingespieltes Team zählen, einige langjährige Mitarbeiter ergänzt durch junge Leute. Abgänge gibt es nur wenige. Privat wohnt er seit neun Jahren in Einsiedeln und schätzt die räumliche Distanz zum Betrieb: «Auf meinem 15-minütigen Arbeitsweg kann ich etwas herunterfahren oder mich auf meine Arbeit vorbereiten. » Zu Hause arbeite er eigentlich nicht. Aber technische Entwicklungen habe es zu Hause schon einige gegeben, denn die besten Ideen kämen ihm oft in der Nacht: «Einmal habe ich sogar eine erste Zeichnung auf meinem Nachttisch erstellt.» Seine Work-Life-Balance stimme. Der Mailverkehr sei gut geregelt und er erhalte nur die wichtigen Mails, die er auch zwischendurch auf dem Handy anschauen könne. Wichtig sei doch vor allem, dass man so arbeiten könne, dass man sich nicht ins Wochenende retten müsse. Und halt auch während der Arbeit einmal eine Pause machen müsse.
Freiheit zum Tüfteln Ruedi schätzt an seiner jetzigen Tätigkeit die Freiheit am meis-ten: «Ich bin mein eigener Chef und kann frei entscheiden. Wenn ich etwas entwickeln möchte, dann mache ich das einfach!» Er sei ein Tüftler und entwickle alle Neuerungen, Anpassungen und Kundenwünsche selber. Privat habe er dann aber keine Lust mehr zum Tüfteln: «Da unternehme ich lieber etwas mit meiner Frau und unserem 13-jährigen Sohn. Oder ich fahre alleine mit meinem E-Bike auf die Höger in unserer Region.» Eine ganz meditive Arbeit sei auch das Reinigen seines Naturpools, da könne er so richtig abschalten, lacht der 52-Jährige.
Manchmal müsse Ruedi sich selber bremsen: «Ich bin ein kleiner Perfektionist und muss mir auch manchmal sagen, dass ich es jetzt gut sein lasse.» Ruedi sagt von sich, dass er gut mit Menschen könne und mit seinen Kunden stets nach einer geeigneten Lösung suche. Unsere Stärke: «Geht nicht, gibt’s nicht!» Lüönd & Co. AG ist Marktführer für ein Nischenprodukt, das Ruedi Lüönds Vater so erfunden hat-te: «Wir können die meisten Teile selber herstellen, sind dadurch sehr flexibel und bezüglich der Produktivität sehr gut eingerichtet. » Ihre beste Werbung seien die zufriedenen Kunden, die die beste Mund-zu-Mund-Propaganda machen.
Und wie geht es weiter?
In zehn Jahren sieht er sich an der gleichen Position. Vielleicht könne er langsam anfangen, etwas zu reduzieren und sich mehr Freizeit rausnehmen, aber eigentlich arbeite er gerne. Die Zukunft der Firma ist offen: «Mein Sohn zeigt zurzeit andere Interessen, vielleicht ändert sich das noch. Ihn zu etwas zu drängen, ist für mich keine Option und macht keinen Sinn. Es gibt aktuell keine konkreten Ideen, aber es wird sich zeigen.» Bei ihm sei das ganz anders gewesen: «Ich habe schon in der sechsten Klasse meinem Lehrer erzählt, dass ich einmal Vaters Betrieb übernehmen werde …»