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Jonathan Prelicz: «Ich kann mir vorstellen, nochmals zu kandidieren»

Jonathan Prelicz: «Ich kann mir vorstellen, nochmals zu kandidieren» Jonathan Prelicz: «Ich kann mir vorstellen, nochmals zu kandidieren»

Nach einem Jahr im Amt geht das Kantonsratspräsidium für den Goldauer SP-Kantonsrat Jonathan Prelicz zu Ende. Er freut sich auf die Rückkehr in den Rat, schliesst aber weitere Kandidaturen für höhere Ämter nicht aus.

Sie waren als Kantonsratspräsident Dauergast in der Rubrik «Sprüche» der Kantonsratsberichterstattung. Erhielten Sie viele Komplimente für Ihren Humor?

Es sind in der Tat verschiedene Parlamentsmitglieder auf mich zugekommen, die fanden, mein Präsidialjahr sei angenehm gewesen.

Sie verletzten ja auch niemanden.

Das war mir sehr wichtig. Ich wollte nie auf die Frau oder den Mann zielen. Es waren eher allgemeine Sprüche. Man darf ja aber auch nicht nach jedem Votum einen Spruch fallen lassen.

Ihr Fazit also?

«Hafechabis» und «Sprüche» sind jedenfalls Rubriken, die breit gelesen werden. Da bekommt man schon Rückmeldungen – nicht nur aus dem Ratssaal. Und als Kantonsrat: Haben sich Ihre Erwartungen an das Präsidialjahr erfüllt?

Ja, definitiv. Ich ging davon aus, dass es spannend und streng wird. Beides ist in diesem Jahr eingetroffen. Was kann am Kantonsratspräsidium spannend sein? Sie leiten von 9 bis 17 Uhr eine Sitzung. Wenn man ein Grundinteresse an demokratischen Prozessen hat, dann ist es schon spannend, sich zu überlegen, wie oder was der nächste Schritt sein könnte. Klar, man ist während Stun-den hochkonzentriert und extrem bemüht, dass sich alle fair behandelt fühlen und die Prozesse richtig ablaufen. Doch so etwas macht man im Leben sonst ja nie. Ich finde es spannend, in solchen Situationen zu sein und mitorganisieren zu dürfen.

Gab es Highlights?

Ja, was den Ratsbetrieb betrifft: Es lief alles sehr gut, es gab ja keine Skandale. Sie mussten nie einen Stichentscheid fällen. Am Schluss der letzten Sitzung schienen Sie das zu bedauern. Es gäbe schon Geschäfte, zu denen ich gerne etwas gesagt hätte, aber als Kantonsratspräsident nicht durfte. Stichentscheide sind etwas sehr Auffälliges, aber mir ist lieber, dass der ganze Ratsbetrieb geordnet ablief. Müsste im Kanton etwas ändern?

Politisch gäbe es einiges. Deswegen bleibe ich dem Rat ja auch weiterhin erhalten. Aber die Abläufe, wie sie das System vorgibt, funktionieren sehr gut. Die Wege sind kurz, der Rat effizient. Staatsschreiber Mathias Brun fiel auf, dass häufiger zweimal das Wort ergriffen wurde. Ist das negativ? Die Regel erlaubt das. Es kann durchaus gut sein, wenn jemand in die Diskussion noch einen Aspekt zusätzlich einbringt. Aber nur das Gleiche mit anderen Worten nochmals zu sagen, ist nicht zielführend. Braucht es eine kürzere Redezeit? Soll sie von fünf auf drei Minuten begrenzt werden? Es gibt schon «Spezialisten», die lange reden. Bei einigen hatte ich den Eindruck, dass sie wirklich das Mikrofon offen behalten, bis die Glocke läutet, um dann erst aufzuhören. Im Vergleich zu anderen Parlamenten läuft es bei uns aber sehr gut. Die meisten wissen, dass kürzere Voten besser sind. Eine generell kürzere Redezeit scheint mir im Moment nicht nötig zu sein. Gegen den Livestream gibt es grosse Vorbehalte. Ist das Parlament gar nicht so stark an Transparenz interessiert, wie vorgegeben wird? Ich kann nur von mir reden. Meine Position ist bekannt. Ich habe den Livestream aus dem Mythen Forum gerne benutzt, um zu sehen, was bei meinen Voten funktioniert und was ich besser machen könnte.

Was war denn Ihr politisches Highlight? Eindeutig die klare Annahme des Musikschulgesetzes. Ich hatte mich mit dem Thema in meiner Abschlussarbeit an der Musikhochschule schon beschäftigt und durfte nun als Kantonsratspräsident einen Schlussstrich ziehen. Sie bleiben wie gesagt Kantonsrat und übernehmen nun sogar das Fraktionspräsidium. Heisst das, dass Sie nochmals als National- oder Regierungsratskandidat zur Wahl antreten werden? Ich kann mir vorstellen, nochmals zu kandidieren. Es hängt aber von vielen – auch privaten – Faktoren ab. Ich bin aber auf jeden Fall nach wie vor sehr motiviert und überzeugt, dass es im Kanton noch viel zu tun gäbe.

Das heisst aber?

(Lacht) Ich werde im Rahmen dieses Interviews sicher keine Kandidatur lancieren. Ich mache jetzt mein Amtsjahr als Präsident fertig und werde dann wieder «ganz normaler» Kantonsrat und Fraktionspräsident meiner Partei. Als Kantonsratspräsident wird man ja auch oft zu besonderen Veranstaltungen und Events eingeladen. Wie war das bei Ihnen? Es gab in der Tat viele Einladungen. Das Kantonsratspräsidium öffnet einem die Tür. Man sieht in Vereine oder Verbände, bei denen man sonst kaum zum Jubiläum oder zur Generalversammlung eingeladen würde. Noch als Vizepräsident wurde ich an die Glarner Landsgemeinde eingeladen. Allein käme man wohl kaum dazu. Was bleibt Ihnen in dieser Art zudem besonders in Erinnerung? Im Bundeshaus fand ein Treffen mit allen Präsidien der Kantonsparlamente statt. Dieser Anlass und der damit verbundene Austausch und das Kennenlernen von Amtskollegen und -kolleginnen war sehr schön. Der Zeitaufwand als Präsident ist aber riesig. Der Zeitaufwand ist gross. Aber das weiss man schon, bevor man den Job übernimmt. Das gehört zum Amt. Als Kantonsratspräsident hatte ich wöchentlich einen bis zwei solche Termine. Das war aber kein Problem. Ich habe gute Freunde, die auch mal längere Zeit auf mich verzichten können, ohne dass ich sie verliere.

Welche Themen werden Sie als Kantonsrat künftig beschäftigen?

Dank dem Amtsjahr kam ich ja auch sehr viel mit der Bevölkerung in Kontakt. Das habe ich sehr geschätzt. Aus diesen Gesprächen habe ich eine Liste mit gegen 50 Themen zusammenstellen können, die ich in der nächsten Legislatur an die Hand nehmen will, auch wenn ich nicht alle werde alleine bewältigen können. Von was für Anregungen reden Sie? Das will ich noch nicht verraten. Ich habe es geschafft, wie es sich gehört, mich während des Präsidialjahres mit politischen Äusserungen zurückzuhalten. Das werde ich nun auch die letzten Amtstage und Amtswochen so halten. Aber Musik und Kultur bleiben ein Thema? (Lacht) Wer mich kennt, weiss, dass ich mich mit diesen meinen bisherigen Themen weiterhin beschäftigen werde. Was bereitet Ihnen derzeit am meisten Sorgen? Es ist die weltweite Entwicklung mit ihren Konfliktherden und Gesinnungen, die aufkommen. Es ist besorgniserregend, zu sehen, wie die antidemokratischen Strömungen überall zunehmen. Das gilt nicht nur, aber auch für den Kanton Schwyz. Zunehmender Rassismus, die Gewalt im öffentlichen Raum, die Art, wie konfrontativ Konflikte gelöst werden – erhielten Sie als Kantonsratspräsident Drohungen? Als Linker erhält man auch im Kanton Schwyz regelmässig böse Briefe oder Anrufe. In der Funktion als Kantonsratspräsident war es zahlenmässig weniger. Man liest etwa von den Reichsbürgern, die auch im Kanton Schwyz stärker auftreten. Das sind schon Dinge, die ich privat und als Kantonsratspräsident beunruhigend finden muss. Wir leben in einer guten Demokratie. Wenn sich Leute vollständig aus dem Staat verabschieden und sagen, wir lebten in einer Diktatur, ist das falsch und sehr besorgniserregend. Proteste und Kritik gibt es auch wegen des Bundesasylzentrums, das nun in Buosingen in Goldau entstehen soll. Viele ärgern sich über den Rassismus, der hier aufbricht. Es ist umso wichtiger, dass alle Parteien sich von Gewalt – wie etwa vor Kurzem bei der Tötung eines Polizeibeamten in Mannheim – deutlich distanzieren. Ist das in Schwyz der Fall? In Goldau oder Lauerz hört man von Remigration sprechen. Ich hoffe es. Ein Beispiel sind ja auch die schlimmen Flyer, die im Zusammenhang mit dem Bundesasylzentrum in Goldau unter die Leute gebracht wurden. Dazu hat sich ja nun die rechtsextrem orientierte Junge Tat bekannt. Genau. Solche Dinge sind aber extrem gefährlich und schwächen unsere Demokratie. Ich denke schon, dass sich hier die gewählten Schwyzer Politiker klar distanzieren und solchen Gruppierungen klare Absagen machen müssen.

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