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«Die Ansprüche an den Ton sind sehr hoch!»

«Die Ansprüche an den Ton sind sehr hoch!» «Die Ansprüche an den Ton sind sehr hoch!»

Stephan Diebel sorgt am Welttheater für den guten Sound

Licht und Ton sind zwei ganz wesentliche Welttheater- Elemente. Während die Spielerinnen und Spieler bis 1970 ohne Mikrofone auskommen mussten, sorgt heute eine ausgeklügelte Technik für ein echtes Hörvergnügen. Der Aufwand dafür ist aber alles andere als gering.

Der 47-jährige Stephan Diebel sitzt in seinem «Adlerhorst» – sprich Toncontainer – auf der linken Seite der Südtribüne. Knapp zwei Stunden vor Spielbeginn überblickt er sein grosses Mischpult und macht in Zusammenarbeit mit einem der acht «Hobby-Tontechniker» den obligaten Sound-Check mit den Spielerinnen und Spielern. Über 30 Mitwirkende tragen ein «Kopfbügelmikrofon », kurz auch Head-set genannt. Fällt der Check positiv aus, wünscht Stephan Diebel in seiner herzlichen Art «gute Aufführung». Meist kommt es zu einem kurzen Smalltalk, deutlich spürt man dabei die gegenseitige Wertschätzung.

Ton-Ingenieur mit grossem Know-how Diebel ist in der Nähe von Darmstadt aufgewachsen und lernte erst einmal Heizungsbauer. Nach zwei Jahren Zivildienst besuchte er eine Abendschule und wurde Tonassistent. Es folgte ein dreijähriges Studium und das Diplom als «Audio Engineer ». Seit nunmehr 20 Jahren arbeitet er in diesem Metier und kennt das Business in- und auswendig. Als Freelancer war er unter anderem in Singapur, China und den USA tätig, während fünf Jahren gar für die guten Töne von Udo Jürgens besorgt. Hier in Einsiedeln hat ihn die Firma Tingo unter Vertrag genommen. Mittlerweile wohnt er in Genua, ist mit einer Italienerin verheiratet und stolzer Vater der achtjährigen Matilda. Der Ton-Vollprofi legt Wert darauf zu erwähnen – dies in aller Bescheidenheit – dass es ohne absolutes Team-work nicht funktionieren würde. «Acht Leute haben das Ganze aufgebaut, ich bin jetzt einfach für die reibungslosen Aufführungen in Sachen Ton zuständig.» An der Generalprobe muss alles stimmen Gegen 20.40 Uhr, fünf Minuten vor Aufführungsbeginn, wechselt Stephan Diebel in den «Aufführungsmodus ». Jetzt ist hohe Konzentration gefragt. Er kennt grosse Teile des Textes auswendig und weiss haargenau, wann die Musik ertönen soll; ohne das Skript, das über dem Mischpult hängt, wäre die Aufgabe dennoch nicht zu bewältigen. Nach seiner Hauptaufgabe gefragt, kommt die Antwort postwendend: «Ich will ein möglichst schönes Klangerlebnis gestalten, die Balance Musik Wort muss stimmen, schrille oder dumpfe Töne haben keinen Platz.» Der Theaterabend soll schliesslich für die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Erlebnis werden, dies fürs Auge wie fürs Ohr. Und die Musik soll so klingen, wie sich das der leider viel zu früh verstorbene Komponist Bruno Amstad gewünscht hat. Gibt es noch eine Herausforderung? Auf einen kurzen Nenner gebracht, meint Stephan Diebel: «Zur richtigen Zeit das richtige Mikrofon einschalten! » Schon an der Generalprobe klappte eigentlich beinahe alles.

Blick für weit mehr als «nur» die Technik

Stephan Diebel ist mehr als der Audio Engineer. Er nimmt Anteil am Geschehen rund um das Welttheater. Ihm fiel schon sehr schnell die «wahnsinnige Lust am Spielen» der Mitwirkenden auf. Der herzliche Umgang aller Spielenden und die Leidenschaft sind bei ihm längst angekommen und er ist beeindruckt von der Ausdruckskraft der «Welt», gespielt von Michaela Trütsch. Im gleichen Atemzug aber fügt er an, dass es auch hier, wie in seinem Team, um das Gemeinschaftswerk

Mikrofone als Selbstverständlichkeit

w.b. Selbst Spielende mit einer kräftigen Stimme können sich heutzutage kaum vorstellen, ihren Text ohne Verstärkung wiederzugeben. Vor derselben Kulisse agierten die Welttheater-Protagonisten noch 1970 unter der Regie von Erwin Kohlund «mikrofonlos ». 1981, als Hans Gerd Kübel Regie führte, standen immerhin fünf Headsets zur Verfügung und auf der damaligen «P-Bühne» wurden Standmikrofone eingesetzt. Ab dem Welttheater 2000 mit Regisseur Volker Hesse gelangten erstmals für alle drahtlose Mikroports mit UHF-Sender und -Empfänger zum Einsatz. Gemäss Paul Birchler, der als Tontechniker drei Mal im Einsatz stand, waren diese Geräte damals «bereits bezahlbar». Beim aktuellen Welttheater tragen über 30 Mitwirkende diese nicht mehr wegzudenkenden Headsets.

geht, wo sich jeder für jeden freut.

Jetzt geniesst der sympathische Deutsche, der offen zugibt, in den ersten fünf Vorstellungen etwas angespannt gewesen zu sein, eine Pause. Ein anderer Profi, Laurenz Zschokke, wird ab morgen Mittwoch am Mischpult sitzen und die gleiche Arbeit mit ebenso viel Enthusiasmus verrichten. Für die letzten zwei Wochen, bis und mit Derniere, wird Stephan Diebel dann wieder am Mischpult sit-zen. Sie beide wollen bis zum Schluss einfach «perfekte Arbeit leisten».

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