Veröffentlicht am

«Gemeinschaftsgrab hat Bewährungsprobe nicht bestanden»

«Gemeinschaftsgrab hat  Bewährungsprobe nicht bestanden» «Gemeinschaftsgrab hat  Bewährungsprobe nicht bestanden»

Der Bezirk will das Gemeinschaftsgrab und das Sternenkindergrab neu gestalten. Eine Fachkommission soll für eine breitere Zustimmung in der Bevölkerung sorgen.

Die Nachricht vom Einsiedler Bezirk über die geplante Neugestaltung des Gemeinschaftsgrabs und des Sternenkindergrabs kam Ende Mai ziemlich überraschend. Erst zwei Jahre zuvor waren die beiden Gräber nach einem Projekt des Landschaftsarchitekten Frank Heinzer eingerichtet worden. Die Entscheidung begründete der Bezirk damit, die Gestaltung der Gräber sei «besucherunfreundlich und herzlos».

Während im Gemeinschafts-grab bereits Bestattungen stattgefunden haben, wurde das Sternenkindergrab noch nicht benutzt – seine Grab-Figur wurde bereits entfernt.

«Die aktuelle Gestaltung polarisiert» Auf die Frage, wie der Entscheid des Bezirks zustandegekommen sei und was mit «besucherunfreundlich und herzlos» gemeint sei, meinte Landschreiber Patrick Schönbächler, es habe diverse mündliche, aber auch schriftliche Rückmeldungen gegeben, die sich sehr kritisch zur Gestaltung des Gemeinschaftsgrabes geäussert und sich auch beschwert hätten. «Es geht um Materialien, es geht um Farben, es geht um Lesbarkeit, es geht um einen fehlenden sowie akzeptierten Raum zum Trauern, teils um ganz praktische Fragen», so Schönbächler.

Gestaltung, so meinte er weiter, sei natürlich immer Geschmacksache. Der Friedhof sei jedoch der falsche Ort, um über Geschmack zu streiten. «Die aktuelle Gestaltung polarisiert und bereits dieses Faktum ist schade und unnötig.» Als Grund dafür, dass die zwei Gräber schon nach zwei Jahren wieder umgestaltet werden müssten, erklärte Schönbächler, das Gemeinschaftsgrab habe seine Bewährungsprobe offenbar nicht bestanden. Selbstkritisch müsse der Bezirksrat aber auch eingestehen, dass er seine Aufsicht und seine Kompetenzen in den letzten Jahren nicht genügend wahrgenommen habe – dies im Sinne einer breiteren und im Voraus kritischeren Abstützung der Gestaltung. Noch keine Gelder für Neugestaltung budgetiert Wann und wie eine Neugestaltung vollzogen wird, ist laut Schönbächler noch völlig offen. Laut der zuständigen Bezirksrätin Annamarie Kälin-Steinegger sind bisher keine Gelder budgetiert, da der Entscheid zur Neugestaltung unvorhergesehen kam.

Nach Bekanntgabe der Neugestaltung waren Bedenken geäussert worden, dass sich eine Neugestaltung des Gemeinschaftsgrabs als heikel erweisen könnte, weil dort bereits Menschen bestattet worden sind. «Das Gemeinschaftsgrab als solches bleibt bestehen und es findet keine Grabräumung statt», erklärt der Landschreiber. Nur die Oberflächengestaltung könne Modifikationen erfahren. Dass auch hierbei mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vorzugehen sei, sei klar und vom Bezirksrat auch explizit verlangt.

Dass bei einer Neugestaltung aber nicht nur «kosmetische» Veränderungen stattfinden werden, ist ebenfalls absehbar. Laut Bezirksrätin Kälin-Steinegger ist der Gestalter der jetzigen Lösung nicht bereit, seine Werke abzuändern, was sie auch verstehen könne. Interessierte Kreise können sich einbringen Zwar ist der Bezirk laut Gesetz allein zuständig für den Friedhof und dessen Gestaltung, aber um einen besseren Konsens in der Gesellschaft zu erreichen, soll für die Neugestaltung eine vielfältig zusammengesetzte Fachkommission gebildet werden. Die interessierten Kreise hätten damit die Gelegenheit, sich einzubringen, so Landschreiber Schönbächler. «Leider wurde eine solche Fachkommission in der Vergangenheit nicht mehr eingesetzt, was dann letztlich auch eine kritische interne Diskussion und eine breitere Unterstützung verhindert hat.»

Fotos: René Hensler

Share
LATEST NEWS