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«Der 1. August ist Teil unserer Kultur und Identität»

«Der 1. August ist Teil unserer Kultur und Identität» «Der 1. August ist Teil unserer Kultur und Identität»

Der Bundesbrief, die Gründungsurkunde der Eidgenossenschaft von 1291 befindet sich Im Schwyzer Bundesbriefmuseum. Wie wichtig dieses Dokument für die Schweiz ist, verrät dessen Leiterin Annina Michel.

Am Nationalfeiertag war das Bundesbriefmuseum geöffnet. Warum? Das Bundesbriefmuseum ist jedes Jahr am 1. August geöffnet. Es ist für uns ein be-sonders wichtiger Tag. Auch dieses Jahr gab es zwei öffentliche und kostenlose Führungen, die aufzeigen, warum gerade der 1. August zum Bundesfeiertag erklärt wurde und welche Rolle dabei der Bundesbrief spielt.

Fehlt heutzutage den Leuten das Wissen darüber, woher die Feiertage kommen – insbesondere beim 1. August? Nicht unbedingt. Was wir vor allem feststellen, ist, dass die Leute ein grosses Interesse zu den Hintergründen des 1.Augusts haben. Er ist zudem sicher ein Tag, an dem wir mehr Besucherinnen und Besucher haben als an anderen Tagen, gerade weil es um den 1. August geht.

Was bedeutet es für Sie, dass ein so wichtiges Dokument wie der Bundesbrief bei Ihnen im Museum liegt? Der Bundesbrief ist absolut zentral für unser Museum. Es ist 1936 sogar eigens für dieses Dokument gebaut worden. Damals hiess es aber noch Bundesbriefarchiv. Es war ein nationaler Pilgerort, eine Ehrenhalle für die Eidgenossen. Denn das Dokument galt damals als Gründungsurkunde für die Eidgenossenschaft.

Das Dokument hat in der Schweiz erst seit dem 19. Jahrhundert nationale Bedeutung erlangt. Warum? Der Bundesbrief hat zwei Seiten: Einerseits ist er eine historische Urkunde aus dem Mittelalter. Andererseits auch ein Mythos, wonach Uri, Schwyz und Unterwalden mit diesem Dokument die Eidgenossenschaft gegründet haben sollen. Im Mittelalter war die Bedeutung des Briefs aber noch recht gering, er wurde in keiner anderen Urkunde oder Chronik erwähnt. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte der Bundesbrief aber eine unglaubliche Wirkung bei der Gründung des Bundesstaats von 1848. Damals war man auf der Suche nach Gemeinsamkeiten – das war in einem Land wie der Schweiz nicht ganz einfach. Deshalb fing man an, die gemeinsame Herkunft zu betonen. Und so wurde der Bundesbrief zum gemeinsamen Ursprung aller Schweizerinnen und Schweizer. Darum ist der Bundesbrief so wichtig für das Gemeinschaftsgefühl in der Schweiz.

Wie kam das Dokument überhaupt ins Schwyzer Bundesbriefmuseum?

Der Bundesbrief befindet sich seit jeher in Schwyz. Bis 1936 befand er sich aber im Staatsarchiv, damals noch im alten Archivturm.

Was gilt es zu beachten, damit so ein altes Dokument nicht irgendwann kaputt geht? Der Bundesbrief sowie auch andere historische Dokumente bei uns sind aus Pergament gefertigt. Das ist ein extrem langlebiges Material. Dennoch ist es wichtig, dass diese keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Ausserdem muss das Raumklima konstant sein. Das können wir in unseren Ausstellungsvitrinen sicherstellen. Derzeit kann man im Bundesbriefmuseum auch die Sonderausstellung «Schwyz. Geschichte eines Kantons.» anschauen. Was gibt es da zu sehen? Es geht um die Geschichte des Kantons Schwyz, von den ersten Spuren menschlicher Anwesenheit bis in die Gegenwart. Rund 12’000 Jahre Geschichte werden anhand von nur 13 Objekten erzählt. Was begeistert Sie persönlich am Thema Geschichte? Ich bin Historikerin und deshalb fasziniert von Geschichte, vor allem dort, wo sie eine Wirkung auf die Gegenwart hat. Das sieht man besonders gut beim 1. August. Der Tag ist Teil unserer Kultur und Identität – dank des Bundesbriefes.

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