Das Monatsgespräch im Juli
Franziska Keller trifft Corinne Kälin, kaufm. Angestellte
Jahrgang: 1971 Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Einsiedeln Spontan frage ich während des Blauringlagers unsere Küchenfee Corinne, ob sie für ein Monatsgespräch bereit sei. Man kennt Frau Kälin aus ihrer vielfältigen Vereinstätigkeit, von Begegnungen am Bankschalter und vielleicht auch durch ihren herzigen «Übernamen»… Vor mir sitzt eine Kälin … vermutlich bist du mit dem halben Dorf verwandt … Tatsächlich mit ein paar Leuten, aber nicht alle Kälins sind miteinander verwandt. Hast du einen Übernamen, damit man dich einordnen kann? Bei den älteren Einsiedlern stelle ich mich als Tochter vom Gugi oder Funsi Seffel vor oder als Grosskind der verstorbenen Melonenwirtin. Ich selber habe es am liebsten, einfach Corinne genannt zu werden. Zu Ohren kam mir, dass ich für einige «s’Christchindli» bin, da ich am 24. Dezember Geburtstag feiere. Beschreibe das Meitli Corinne doch bitte mal … und was ist typisch Corinne heute? Überall dabei sein, aufgestellt, lebensfreudig, kontaktfreudig … Wirbelwind. Ich bin zwar ruhiger geworden, und trotzdem ist es heute nicht viel anders … Hast du als hier Aufgewachsene die Dorfgrenze denn auch mal verlassen? Ich arbeitete und wohnte vier Jahre lang auf dem Stoos, ansonsten verliess ich Einsiedeln nur für Ferien oder um zu reisen. Du bist mit einem Portugiesen verheiratet. Wie habt ihr euch kennengelernt? Ich arbeitete für eine Saison im Maschgenkamm in den Flumserbergen, wo Antonio schon die vierte Saison im Einsatz war. Als wir feststellten, dass wir beide Gefallen aneinander haben, stellte ich ihm zwei Fragen. Erstens: ob er sich vorstellen könne, für immer in Einsiedeln zu wohnen und zweitens, ob er Kinder wolle. Als er mir beides bestätigte, lachte ich: «Gut, dann darfst du weiter um mich werben. »
Und jetzt kocht ihr beide eine Woche lang, zusammen mit deiner Mutter, für 80 Mädchen und junge Frauen im Sommerlager des Blaurings. Wie kam’s dazu? Unsere jüngste Tochter Enya ist im Blauring und kam vor drei Jahren mit der Anfrage an mich, ob ich nicht Lust hätte, im Sommerlager zu kochen, dann wäre sicher alles fein. Daraufhin frag-te ich bei der Präses an, ob meine Unterstützung gebraucht würde, und sie meinte: «Nicht nur als Unterstützung, du kannst die Küche gerade übernehmen, wir brauchen eine neue Küchencrew. »
Was ist dein Lieblingsessen?
Riz Casimir und Rahmgeschnetzeltes mit Kartoffelstock.
Ist Kochen eine Leidenschaft von dir?
Ich koche und backe sehr gerne – einfach, gesund, bürgerlich. Aber als eine Leidenschaft würde ich es nicht bezeichnen. Warst du selbst einmal im Blauring?
Nein, jedoch in vielen anderen Vereinen: Jugendmusik, Turnverein, Stepptanz, Theatergesellschaft Alpthal, Differenzlerjassclub, SV Tell … Für den Blauring hat es zeitlich einfach nicht mehr gereicht.
Welche Rollen hast du denn schon gespielt?
Unterschiedliche: Bei «Ueli de Chnächt» spielte ich «s’Elisy» – es ist nicht meine Art, bösartig zu sein, aber ich liebte diese Rolle. Einmal verwirklichte ich ein ausgeflipptes «Zimmermeitli », dann eine beleidigte Ehefrau. Welches Instrument spielst du?
Im Kindergarten habe ich durch meinen Grossvater, ein begeisterter Ländlermusikant, schon Ländler auf meiner Blockflöte gespielt. An jedem Krippenspiel musste ich somit einen flötenspielenden Engel mimen, obwohl ich doch viel lieber die Maria gespielt hätte. Als mein Grossvater verstarb, pausierte ich erst, dann besuchte ich Blockflötenunterricht bei Felix Ochsner, bis er mir sagte: «Du kennst jetzt alle Töne, ich kann dir nichts mehr beibringen.» Daraufhin begann ich mit der Klarinette, besuchte die Jugendmusik, und als da ein Tenorsaxophon gesucht wurde, wechselte ich. Als ich mit 17 Jahren für 15 Monate ins Welschland ging, um Französisch zu lernen, beendete ich meine Musikkarriere. Dann warst du ja nochmal weit weg … … stimmt, als Übergangsjahr. Eigentlich wollte ich Kindergärtnerin werden, doch nach dem Schnuppern gefiel mir der Beruf nicht mehr und ich entschied mich für eine Lehre als kaufmännische Angestellte auf der Volks-bank in Einsiedeln, da konnte ich das Französisch sehr gut gebrauchen.
Wo ist dein Ort, um andere Menschen zu treffen? Beim Arbeiten auf der Bank, im Dorf, beim Einkaufen, im Verein, auf dem Spaziergang … bei einem Kaffee daheim … Jetzt erinnere ich mich wieder, am Schalter der Raiffeisenbank habe ich dich zum ersten Mal getroffen – bist du demnach ein Zahlenmensch? Hmm … ich liebe Zahlen- und Kreuzworträtsel. Doch auch Sprachen haben es mir angetan. Und auch wenn ich diese nicht beherrsche, habe ich keine Hemmungen, diese anzuwenden. Schliesslich ist mein Gegenüber froh um jede Infor-mation.
Welches Einsiedler Brauchtum hat für dich eine besondere Bedeutung?
Die Fasnacht, weil ich gerne mal in eine andere Rolle schlüpfe – ähnlich wie beim Theaterspielen. Ich schätze es, Leute auf eine ungezwungene Art ein bisschen zu «veräppeln», vom Alltag abschalten zu können, und weil ich sehr gerne tanze.
Engagierst du dich als theaterbegeisterte Frau denn auch am Welttheater? Unsere Tochter Enya hat sich spät dazu entschieden, mitzuspielen. Wäre ihr Entschluss etwas früher gekommen, hätte ich mich vermutlich auch dazu entschlossen und hätte arbeitsmässig anders koordiniert, um alles unter einen Hut bringen zu können. Bist du ein Familienmensch?
Definitiv! Wir haben ein sehr enges Verhältnis zu meinen Eltern und auch zu meinen Brüdern. Wir wohnen alle nebeneinander, verbringen viel Zeit zusammen, sind füreinander da und doch lassen wir uns den nötigen Freiraum. Es freut mich auch, wenn unsere Kinder Freunde heimbringen – ich liebe die Gemeinschaft.
Arbeit, Hobbys, Familie. Angenommen, du wirst zu einem Verwöhn- Tag eingeladen, wie würde dieser aussehen?
Ein gemütlicher Wandertag wäre toll. Ich bin mit wenig zufrieden, wünsche mir Harmonie in der Familie, in der Nachbarschaft, im Dorf – jede und jeden leben las-sen … dann geht es mir gut. Was möchtest du gerne noch erleben? Ich hoffe, ich werde in ein paar Jahren Grossmutter – ganz der Familienmensch halt. Und damit ich die Enkelkinder auch genies-sen kann, wäre es toll, wenn sie dann auch in meiner Nähe aufwachsen.
Von Franziska Keller