«Zementhonig» macht Einsiedler Imkern zu schaffen
Harter, auskristallisierter Honig, der in den Waben feststeckt, verdirbt vielen heimischen Imkern die sommerliche Honigernte. Schuld daran ist eine Laus.
Während die Frühlingsernte mit Blütenhonig für viele Imker in der Region Einsiedeln noch erfreuliche Resultate brachte, erwartete sie im Sommer der grosse Frust. Der Honig, der sich normalerweise per Zentrifuge aus den Waben holen liess, steckte fest und war hart wie Zement. Der Grund dafür war ein hoher Gehalt an sogenannter Melezitose, der den Honig auskristallisieren liess. Diese Substanz ist enthalten im sogenannten «Honigtau», der von Läusen auf der Rottanne abgesondert und gerne von den Bienen mitgenommen wird. Da es momentan viele dieser Läuse gibt und dementsprechend viel Honigtau gibt, tragen die Bienen, statt sich bei der Weisstanne zu bedienen, diesen Melezitose-Honig in die Bienenstöcke, wo er die Waben verklebt.
Bienenvölker können im Winter verhungern Laut Josef Kälin, dem Präsidenten des Bienenzüchter-Vereins Einsiedeln, ist dieser Honig nicht nur schlecht für die Imker, sondern auch für die Bienen selbst. «Im Sommer können sie diesen Honig verarbeiten, aber im Winter nicht, und sie verhungern.» Für die Imker bedeutet die Reinigung der Waben einen grossen Arbeitsaufwand. Kälin selbst hat zwei Wochenenden darauf verwendet, die Waben zu reinigen. Der Zementhonig lässt sich entweder mit Wasser wieder flüssig machen oder «ausschmelzen ». So kann der Honig wieder als Futter für die Bienen verwendet werden. «Man darf diese Arbeit nicht scheuen und muss zu seinen Bienen schauen », so Kälin. Wenigstens sind nicht alle seiner Bienenvölker betroffen. Während jene in Einsiedeln Zementhonig produzieren, liefern die anderen in Unteriberg ganz normalen Honig. Diesen Unterschied kann er sich nur mit den klimatischen Unterschieden der beiden Standorte erklären. «Wahrscheinlich vertragen die Läuse das Klima in Unteriberg nicht», folgert er. Ein kleiner Trost ist, dass dieses Phänomen nur äusserst selten vorkommt. «Ich erlebe das in meiner 50-jährigen Imker-Karriere erst zum zweiten Mal. Man muss die Natur akzeptieren wie sie ist.» Launen der Natur Auch der Einsiedler Imker Andreas Senn nimmt diese Laune der Natur hin, obwohl er seine gesamte Sommerernte verloren hat. «Es ist bitter», meint er traurig. «Die Imkerei ist auch so sehr aufwendig und teuer. Darum denke ich, dass nun viele Imker aufgeben werden.» Auch für die Konsumenten werde das Folgen haben, denn durch den Ernteausfall werde der Honig rar und teuer.
Er erwähnt dabei noch eine zweite Plage, die die Imker zurzeit beschäftigt. «Ich besitze eine Wabe, die zum einen Teil mit Zementhonig besetzt ist und zum anderen mit einem roten Eintrag.» Diese Farbe komme vom Saft aus Kirschen, die von der Kirschessigfliege befallen worden seien, erklärt er.
Diese Fliege sticht kurz vor der Ernte in die Kirschen und legt dort ihre Eier. Die Kirschen faulen und fallen vom Baum, wo die Bienen den Saft aufnehmen. Diese invasive Fliegenart stammt ursprünglich aus Südostasien und wurde zirka 2011 auch in die Schweiz eingeschleppt, wo sie sich sehr heimisch fühlt. Auch das eine Laune der Natur – und der Globalisierung.