«Der Sihlsee ist der schönste Schweizer See»
Caroline Schwegler ist die erste und bisher einzige Schiffsführerin auf dem Sihlsee-Fahrgastschiff «MS Angelika». Im Interview schildert sie, wie sie hinter das Steuerrad gekommen ist.
Wie sind Sie Steuerfrau geworden?
Ein Familienmitglied, das von meinem Hobby als Hochseeseglerin wusste, machte mich auf das Inserat aufmerksam, und fragte mich: Wirst Du jetzt Schiffsführerin auf der «MS Angelika »? (lacht) Worauf ich mich nach der Ausbildung erkundigte und mich auf das Inserat meldete.
Wie aufwendig ist die Ausbildung zur Schiffsführerin? Sie ist exterm aufwendig. Man muss wirklich Fan sein – oder man muss die Ausbildung als Angestellter bei einem Schiffsbetrieb absolvieren. Zuerst musste ich eine 15-tägige Ausbildung als Leichtmatrosin absolvieren und danach 150 halbe Tage auf dem Schiff mitfahren. Insgesamt hatte ich drei theoretische und eine praktische Prüfung abzulegen. Vom Segeln habe ich natürlich schon viel Grundwissen mitgebracht, aber dieses Schiff ist schon noch mal etwas ganz anderes. Aber ich wurde vom Team der «MS Angelika» sehr unterstützt. Was sind die Besonderheiten des Sihlsees für eine Steuerfrau?
Es ist der schönste Schweizer See. Die Berg- und Hügellandschaft ist wirklich einmalig. Als Stausee ist speziell, dass sich der Wasserpegel verändert, und die Seetiefe gegen Euthal sehr gering wird. Ansonsten ist der See sehr übersichtlich, und das Wetter lässt sich sehr zuverlässig voraussagen. In der Regel ist auch die Sicht klar, falls es Nebel hat, ist das Schiff mit Kompass, Radar und GPS ausgerüstet.
Welche Routen fahren Sie auf diesem See? Eine normale Rundfahrt dauert zwei Stunden mit der Maximalgeschwindigkeit von zehn Stundekilometern. Ich fahre zuerst in Richtung Grüner Affe, Staumauer und Hüendermattdamm. Dann wechsle ich die Seite in Richtung Breukholz, fahre unter dem Steinbachviadukt hindurch und kehre wegen der geringen Seetiefe bald wieder um. Aber je nach Wind und Wellen kann sich die Route ändern.
Das Wetter war dieses Jahr speziell – haben sie das gespürt? Ja, das schlechte Wetter haben wir schon gespürt, aber jetzt zieht es an. Am 1. August wird ein Brunch auf der «Angelika» angeboten – was ist das Besondere daran? Die Leute freuen sich über den freien Tag und das (meist) gute Wetter und wollen die Schweiz kennenlernen. Neben der Fahrt bieten wir einen Brunch mit einheimischen Produkten.
Sind die Gäste auf dem Schiff eher Einheimische oder Auswärtige?
Unsere Fahrgäste kommen aus der ganzen Schweiz. Aus dem Emmental, aus dem Aargau, dem Thurgau oder dem Kanton St. Gallen. Meistens sind es Leute, die einmal einen anderen Schweizer See kennenlernen möchten. Was wir bieten ist auch einmalig. Soviel ich weiss, ist die «MS Angelika» das einzige Fahrgastschiff im Kanton Schwyz.
Würden Sie sich mehr Touristen am und auf dem Sihlsee wünschen?
Es wäre natürlich schön, wenn es mehr Rundfahrten geben würde. Aber das liegt nicht an uns. Ich würde sehr gerne Rundfahrten anbieten, bei denen man einen Teil wandern könnte. Aber ich wüsste nicht wo, weil es nur wenige Anlegestellen und Fusswege als Verbindung gibt.
Foto: Eugen von Arb
Caroline Schwegler
Jahrgang: 1963 Wohnort: Gross Beruf: Allrounderin Hobbys: Segeln Rudern