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Und dann sagen sie: «Ich ersäufe meine Katze lieber»

Und dann sagen sie:  «Ich ersäufe meine Katze lieber» Und dann sagen sie:  «Ich ersäufe meine Katze lieber»

Beschimpft, beleidigt oder sogar bedroht: Das Tierheim Burg in Seewen hat mit skrupellosen Tierhalterinnen und -haltern zu kämpfen.

«Einige Menschen scheinen zu glauben, dass wir unbegrenzte Ressourcen wie Platz, Zeit und Geld haben», sagt die Leiterin des Tierheims Burg, Tanja Looser . Die Mitarbeitenden im Tierheim zwischen Schwyz und Sattel erleben überraschend oft, wie Personen bei ihnen ausfällig werden und Grenzen überschreiten. «Zum Glück passiert dies eher selten. Es gibt aber immer mal wieder Situationen, in denen wir beschimpft, beleidigt oder sogar bedroht werden», so Looser.

Meistens kommt es so weit, wenn das Tierheim Burg – das einzige im ganzen Kanton Schwyz – aus eigentlich nachvollziehbaren Kapazitätsgründen nicht so-fort und nicht gratis helfen kann. Auch Roger Widmer, Präsident des Tierschutzvereins Schwyz, erzählt von haarsträubenden Situationen.

Häufig werde gedroht, das Tier anderweitig zu «entsorgen», wenn das Heim jetzt keinen Platz freimachen könne. Oder die Leute sind überrascht, dass man fürs Abgeben der Tiere etwas bezahlen muss (200 Franken für eine Katze, 400 Franken für einen Hund). Einige Leute sagen dann tatsächlich: «Ich ersäufe mein Tier lieber als zu bezahlen. » Dabei muss das Heim da-nach für Obhut, Futter und tierärztliche Behandlung aufkommen. «Oder manchmal heisst es auch: ‹Dann hole ich lieber einen Jäger›», erzählt Widmer.

Das Tierheim ist voll mit jungen Kätzchen Für die Tierpflegerinnen in der Burg ist das stressig und psychisch belastend. «In solchen Situationen brauchen sie ein dickes Fell. Vielleicht wäre psychologische Unterstützung, wie in anderen Berufen, auch hier hilfreich », so Widmer. Jetzt im Sommer hat das Tierheim auch ohne diese unglaublichen Drohungen genug zu tun. Weil Katzen im Frühling und Sommer ihre Jungen auf die Welt bringen, ist das Heim voll mit vielen jungen Kätzchen, Kitten genannt. «Es kommen fast täglich Anfragen für die Aufnahme von Hunden und Katzen», sagt Tanja Looser. 30 bis 40 Katzen, 15 Hunde sowie sechs Reptilien hätten Platz in der Burg. Bis Ende Herbst sind die Pflegerinnen mit den Kätzchen ausgelastet, bis die Tiere vermittelt worden sind.

Mehr Katzen nach Corona

Auch jetzt suchen noch mehrere Kitten ein neues Zuhause. Widmer betont: «Man sollte nicht online oder gar im Ausland nach Haustieren suchen, sondern bei uns oder in anderen Tierheimen.» Nicht nur junge, sondern auch ältere Katzen sind derzeit viele im Tierheim zu finden. 2023 wurden insgesamt 166 Büsis abgegeben, das sind über doppelt so viele wie noch 2020. «Da spüren wir unter anderem die Nachwirkungen von Corona. Leute schafften sich damals ein Haustier an. Aber wenn sie wieder voll arbeiten müssen, merken sie, dass sie doch keine Zeit dafür haben – und bringen es dann zu uns», erklärt der Präsident des Tierschutzvereins.

Wegen den vielen Katzen im Kanton läuft schon länger ein Projekt zur Eindämmung der unkontrollierten Vermehrung von verwilderten Katzen und Bauernhofkatzen. «Wir bieten Bauern und Bäuerinnen an, ihre Tiere zu einem Drittel der Kosten kastrieren zu lassen. Einen Drittel der Kosten übernehmen die Tierärzte, und einen Drittel übernimmt unser Verein.» Doch selbst bei diesem Projekt gibt es Anfeindungen. Die meisten Menschen seien positiv und sehr dankbar, aber Widmer erzählt: «Es kommt leider auch immer wieder vor, dass Menschen nicht bereit sind, einen Drittel der Kosten zu tragen, und damit drohen, die Katze umzubringen, wenn sie etwas bezahlen müssen.» Der Tierschutzverein Schwyz darf seit ein paar Jahren auf rund 300 Mitglieder zählen, und auch die Spendeneinnahmen blieben zuletzt stabil. Das deckt sich nicht mit Berichten aus anderen Kantonen, wie etwa Luzern. Dort schwinden die Mitglieder, und die Spenden nehmen ab. Grund dafür sind unter anderem die Querelen im Schweizer Dachverband, die Anfang Jahr in der Abwahl der bisherigen Präsidentin gipfelten. Zuvor waren Vorwürfe bezüglich fehlender Transparenz bei den Finanzen im Raum gestanden. Widmer ist froh, dass der Kanton Schwyz davon nicht betroffen ist: «Ich glaube, dass wir hier in Schwyz gute Arbeit leis-ten und unsere Mitglieder und Spenderinnen dies auch mitbekommen. Bei uns steht ganz klar jedes einzelne Tier im Zentrum unserer Bestrebungen.»

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