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Walter Blattmann: «Wir zelebrieren Kunststoff-Fenster und Holzbau»

Walter Blattmann: «Wir zelebrieren  Kunststoff-Fenster und Holzbau» Walter Blattmann: «Wir zelebrieren  Kunststoff-Fenster und Holzbau»

Walter Blattmann ist Geschäftsführer der Biberbau AG, Chef von siebzig Mitarbeitern und Vater von zwei Kindern. Zur fünf Generationen umfassenden Familie der Kälin («Salesis») in Bennau gehört der 56-jährige Oberägerer dank seiner Frau, die er bereits in der Primarschule kennenlernte.

Walter Blattmann ist haarscharf an der Kantonsgrenze Schwyz/ Zug aufgewachsen – im zur Gemeinde Oberägeri gehörenden Wyssenbach. Zur Schule musste er nach Bennau gehen (anfänglich den Heimweg zu Fuss), weil dieses näher beim elterlichen Bauernhof lag als Oberägeri. Das führte mit sich, dass Walter Blattmann seine Frau, Esther Kälin, bereits in der Primarschule kennenlernte. Damals wusste er noch nicht, dass sie die gleiche Ururgrossmutter hatten: Erst viel später heiratete er schliesslich seine Urgrosscousine.

Auf diese Weise war der Einzug von Walter Blattmann in den Bennauer «Salesis»-Kälin-Clan schicksalhaft vorgezeichnet: Vom Seniorchef Josef Kälin, dem Gründer des Holzbaubetriebs, ging die Führung des Familienunternehmens via Albert Kälin, dem Vater seiner Frau, in dritter Generation auf Walter Blattmann über.

Motivation durch Eigenverantwortung In einem Punkt unterscheidet sich Blattmann allerdings von den Kälins: Er reiste immer gerne in die Welt hinaus, wollte ein wenig herumkommen und wohnte auch gerne mal an anderen Orten, etwa in Lausanne, Wädenswil oder Luzern. Auch berufsmässig ging es fürs Erste nicht in Richtung Baugewerbe: Nach der Sekundarschule in Einsiedeln absolvierte Blattmann eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete im Bankwesen und besuchte die Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule in Luzern. Nach seinem Einstieg bei der Biberbau AG arbeitete Blattmann zunächst in der Administration und Buchhaltung, bis er im Jahr 2016 die Leitung des Unternehmens übernimmt.

Unterdessen ist Walter Blattmann Chef von siebzig Mitarbeitern, was naturgemäss eine grosse Verantwortung mit sich bringt. Nichtsdestotrotz kann der Geschäftsführer gut schlafen in der Nacht: «Wir sind ein super Team. Jeder unterstützt den anderen, hat aber sein definiertes Aufgabengebiet. Ich setze auf Kooperation und flache Hierarchien und bin ein Anhänger des Lean Managements, bei dem Konzentration auf die eigenen Stärken, Eigenverantwortung und Teamarbeit im Zentrum stehen. Jeder Mitarbeitende darf und soll Verbesserungsvorschläge vorbringen, diese werden im Team besprochen und umgesetzt. Auf diese Weise wollen wir unseren Betrieb kontinuierlich optimieren und gleichzeitig die Motivation von jeder und jedem stärken.» «Vor Leute zu stehen, ist auch nur eine Rolle» Ist Blattmann privat ein anderer Mensch als im Betrieb? «Nein, ich bin privat derselbe Mensch wie im Unternehmen. Ich versuche, die Dinge positiv zu nehmen, und würde mich eher als eine gelassene Person bezeichnen. » Natürlich gebe es auch Sachen, die ihm nicht auf Anhieb leicht gefallen seien: Zum Beispiel, wenn er vor die Leute stehen und eine Rede halten müsse. Aber auch dies sei nur eine Rolle, die man lernen könne.

Überhaupt gehört das Rollenspiel zu den grossen Leidenschaften von Walter Blattmann: Er war Mitglied der legendären Jugendgruppe Bennau (JGB), die während 25 Jahren die Bevölkerung jeden Winter mit einem gediegenen Volksstück überraschte und auf diese Weise zur Freude aller die Bennauer Theater-tradition fortgesetzt hatte. Vor 25 Jahren ist schliesslich der heutige Verein Theaterlüt vo Bennau aus dieser Gruppe hervorgegangen.

«Wir wollen nicht um jeden Preis weiter wachsen» Walter Blattmann ist ein Optimist, und dementsprechend zuversichtlich schaut der Geschäftsleiter in die Zukunft: «Wir sind auf Kurs in eine weiterhin verheissungsvolle Zukunft. Wir haben die Corona-Pandemie ohne Schaden überstanden, weil die Krise die Bauwirtschaft weniger betroffen hat und wir nicht vom Exportgeschäft abhängig sind.» Wachstum um jeden Preis sei keinesfalls die Devise der Biberbau AG: «Wir wollen nicht weiter wachsen und stattdessen den bisherigen Besitzstand wahren.» Einem Ausbau des Betriebes sei denn auch dahingehend eine Grenze gesetzt, weil die Firmengebäude an das Naturschutzgebiet angrenzen.

Vom weit um sich greifenden Fachkräftemangel bleibt das Familienunternehmen derweil einigermassen verschont: Es findet genügend Zimmerleute, die eine Lehre im Betrieb machen wollen. «Zum Glück leben wir nicht in der Stadt, wo die Jungen kaum noch eine Lehre absolvieren wollen», konstatiert Blattmann: «Handwerk hat goldenen Boden – Handwerker sind gesuchte Leute und haben eine super Zukunft vor sich. Gute Fenstermonteure zu finden, ist jedoch nicht einfach.» Es kommt meistens anders, als man denkt Was Blattmann an Bennau schätzt: «Es ist ein schöner Ort zum Wohnen, wo Gemeinschaft noch gelebt wird und Vereine das Dorfleben bereichern.» Und wo die Kirche noch im Dorf ist. Wobei Blattmann längst aus der Kirche ausgetreten ist, weil er den Glauben an diese Institution verloren hat.

Der Vater von Walter Blattmann war Landwirt und Holzhändler. «Mein Vater hatte damals als ältester Sohn keine andere Wahl, als den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Glücklicherweise haben das meine Eltern nie von mir verlangt. Dass ich eines Tages im Betrieb meines Schwiegervaters arbeiten und die Firmenleitung übernehmen würde, stand absolut nicht auf meinem Lebensplan. Aber es kommt bekanntlich ja immer anders, als man denkt, und ich bin sehr happy damit.»

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