Tragende Rolle

ZWISCHENLUEGETEN 3

Wenn man sich etwas eingehender mit unserer Sprache befasst, kann man durchaus feststellen, dass es nicht nur unter uns Menschen Verwandtschaften unterschiedlichen Grades gibt, sondern auch bei den Wörtern. Eines noch nicht allzu fernen Tages fragten sich mein lieber Dani und ich, ob wohl «Tracht» und «trächtig» verschwägert oder sonst wie miteinander verwandt seien. Früher wäre ich zur Klärung solcher Fragen zu meinem Büchergestell geschritten, hätte einen prüfenden Blick darauf geworfen und mir den passenden Duden aus der farbenfrohen Reihe herausgegriffen. Heute ziehe ich das Internet bei. Einfacher. Mehr oder weniger präzis. Und wenn man es schafft, die nervige Temu-Werbung zu ignorieren, deutlich schneller.

Und siehe da! «Tracht» leitet sich ab von «Tragen» und bezeichnet alles, was getragen wird.Auch im übertragenen Sinne. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis eine trächtige Kuh mit einer Tracht Prügel steht, liess sich auf die Schnelle nicht ermitteln, beziehungsweise geht auf keine Kuhhaut.

Wir staunten, welche Begriffe in dieser trächtigen Sippschaft vorkommen. Nie und nimmer hätten wir «nach etwas trachten» mit einem dieser traditionellen Gewänder in Verbindung gebracht. Der Ausdruck gilt gemäss Online-Duden als abgehoben und wird eher selten benutzt. Die Internet-Recherche brachte immer neue Wörter zum Vorschein. Quotenträchtig. Gefahrenträchtig. Symbolträchtig. Beträchtlich.

Das Schlusswort in dieser unerheblichen Erhebung hatte Dani: «Lieber hochschwanger als niederträchtig.» * Fanny Reutimann (56) und ihr Partner Dani Kälin machen sich einen Spass daraus, die Deutsche Sprache zu zerpflücken. Sie erheben einen gewissen Anspruch darauf, mit ihren Wortspielen publicityträchtiges Stirnrunzeln zu erzielen.