Veröffentlicht am

«Gewisse Holzarten riechen unheimlich gut»

«Gewisse Holzarten riechen unheimlich gut» «Gewisse Holzarten riechen unheimlich gut»

Die geborene Oberibergerin Luzia Fuchs lebt heute als Bäuerin auf dem «Haldeli»-Hof und hat ein besonderes Hobby: Mit der Motorsäge gestaltet sie Tiere, Menschen und Märchengestalten und hat bereits eine Reihe von Aufträgen erhalten.

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zur Smalltalkerin des Jahres – wie erklären Sie sich die Wahl der Leser? Ich weiss es nicht – vielleicht, weil ich hier aufgewachsen bin, vielleicht aber auch wegen meiner Skulpturen. Sie sind in erster Linie Bäuerin. Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen? Ich bin in einer Bauernfamilie aufgewachsen. Ich wollte etwas Praktisches machen und habe Köchin gelernt. Nachdem ich einige Zeit auf dem Beruf gearbeitet hatte, bin ich durch die Heirat wieder in eine Bauernfamilie gekommen. Ich liebe es, mit den Tieren zu arbeiten und viel draussen zu sein. Daneben sind Sie leidenschaftliche Reiterin – wie haben Sie zu diesem Hobby gefunden? In meiner Jugend konnte ich es mir nicht leisten. Später in der Lehre konnte ich es bei Bekannten ausprobieren und habe weitergemacht. Nach einem Unterbruch wegen eines Reitunfalls habe ich später wieder angefangen. Heute habe ich neben meinem eigenen Pferd fünf andere «in Pension», die ich für andere Besitzer als Nebenerwerb füttere und pflege. Ist die Region gut geeignet für den Pferdesport? Ja, man kann sehr schön in Rich-tung Ybrig oder ins Ried reiten – und wenn man Zeit hat sogar bis nach Einsiedeln. Generell ist es für Reiter schwieriger geworden, weil immer mehr Wege für Pferde gesperrt werden. Aber hier in der Region ist man noch mehr geduldet als anderswo, und wir hoffen, dass es so bleibt. Wir geben uns auf jeden Fall Mühe, sind immer freundlich und räumen die Pferdeäpfel weg. Bauern, Reiten, Holzschnitzen und Familie – wie bringen Sie diese Dinge auf die Reihe? Momentan reite ich nicht mehr viel, weil mein Pferd schon im «AHV-Alter» ist (lacht). Die Kinder sind erwachsen, und unser Sohn ist als ausgebildeter Landwirt bei uns auf dem Hof angestellt. Das Holzschnitzen betreibe ich als Hobby, immer mal wieder für eine Stunde. Dazwischen schaut man sich die Skulptur an und sieht, wo es noch etwas wegzuschneiden gibt.

Ihr Mann ist Kantonsrat, beschäftigen Sie sich auch mit Politik? So wenig wie möglich (lacht). Wir diskutieren natürlich zusammen über politische Fragen, vor allem über solche, die die Landwirtschaft betreffen. Wenn es erwünscht ist, gehe ich auch mit meinem Mann an öffentliche Anlässe. Aber ansonsten halte ich mich bei der Politik eher zurück. Sie sind ein engagiertes Paar – wie teilen Sie und Ihr Mann die Rollen auf dem Hof und in der Familie? Im Haushalt ist unsere Rollenverteilung noch klassisch-traditionell. Auf dem Hof erledige ich alle Arbeiten mit den Pferden und helfe mit im Stall, wenn mein Mann nicht da ist. Unser Sohn ist eine grosse Hilfe. Im Winter, wenn es weniger zu tun gibt, geht er auf Montage. Unsere Tochter arbeitet auf einer Bank.

SiesindGrossmuttergeworden– was wollen Sie der jüngeren Generation weitergeben? Unsere Enkelin ist erst zehn Monate alt. Aber später werden wir sie zur Arbeit mitnehmen und auch etwas einspannen, so wie wir es mit unseren Kindern gemacht haben. Das schadet nichts, denn später im Leben wird ihnen auch nicht alles geschenkt werden. Wir leben unseren Kindern das traditionelle Bauernleben vor und haben damit auch erreicht, dass sie in ihrem Leben etwas «anreissen». Beide engagieren sich in verschiedenen Vereinen und für die Gesellschaft. Ihre Holzskulpturen sind mittlerweile in der ganzen Region zu sehen – tritt man eher an Sie mit einem Auftrag heran, oder bringen Sie selbst Ideen ein? Sowohl als auch. Mein erster Auftrag war 2021 der Kopf für einen vier Meter hohen Engel in Willerzell. Die Auftraggeber frag-ten zuerst Andreas Fässler an, der mich ihnen empfahl. Mein jüngster Auftrag war das Schau-Schnitzen Ende August am Zentralschweizer Bio-Markt «Osolebio » in Zug, wo man mich bereits für das nächste Jahr wieder engagiert hat. Mit jedem Auftrag lerne ich dazu.

Von welchem Bildhauer-Projekt träumen Sie manchmal?

Wenn ich selber Ideen habe, träume ich nicht lange, sondern versuche sie möglichst bald umzusetzen. So sind die Träume nicht allzu hochfliegend, man bleibt auf dem Boden und fällt nicht zu tief (lacht). Was reizt Sie am Holz als Werkstoff?

Gewisse Holzarten riechen unheimlich gut. Das Verhalten ist je nach Art sehr unterschiedlich. Lindenholz ist butterweich, hingegen musste ich ein Stück Eschenholz zwei Jahre lagern, bevor ich überhaupt damit arbeiten konnte. Das hat mich einiges an Nerven gekostet.

Würden Sie auch mit anderen Materialien arbeiten? Ja, sehr gerne würde ich auch mal Stein hauen oder mit Gips oder Lehm modellieren. Ich liebe dynamische Skulpturen mit Figuren, die sich bewegen.

Sie bevorzugen Tiere und Fantasiegestalten – kann man auch eine Porträtbüste bei Ihnen bestellen?

Ich probiere es hin und wieder, ein Gesicht zu formen, aber es ist wahnsinnig schwierig, es fertigzubringen, dass man die Person wiedererkennt. Für jemanden habe ich zwei Pferde aus Holz porträtiert, was mir nicht schlecht gelungen ist. Wahrscheinlich wäre es in solchen Fällen einfacher, mit einem anderen Material zu arbeiten. Woher holen Sie sich Ihre Ideen? Ich schaue mir sehr viele Bilder an, hauptsächlich im Internet. Würden Sie die Holzschnitzerei zu Ihrem Beruf machen? Nein, jetzt nicht mehr (lacht). Früher habe ich es mir nicht zugetraut. Es soll ein Hobby bleiben und keine Belastung sein neben Familie und Betrieb.

Foto: Eugen von Arb

Share
LATEST NEWS