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«Ich bin müde, aber auch erleichtert und glücklich!»

«Ich bin müde, aber auch erleichtert und glücklich!» «Ich bin müde, aber auch erleichtert und glücklich!»

Der Rothenthurmer Andi Bellmont war erfolgreich auf der Steinbock-Jagd im Oberen Sihltal

Wer an den Herbst denkt, denkt in erster Linie an die wunderbar bunten Wälder. Aber im Herbst wird im Kanton Schwyz auch gejagt. Andi Bellmont konnte als einer von vier Schwyzer Jägern auf die Steinbock-Jagd.

Die Jagd ist ein Instrument zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität und engagierter Naturschutz. Sie basiert auf dem Ausgleich unter den Wildpopulationen und dem Lebensraum. Innerhalb enger gesetzlicher Vorgaben überwachen und regulieren die Jägerinnen und Jäger Bestände. Sie fördern so das Zusammenleben von Mensch und Wild in unserer Kulturlandschaft. Moderne Jagd ist Hegejagd, das heisst eine massvolle, den Populationen und Gegebenheiten angepasste Nutzung und auch Pflege. Die Jäger setzen sich aktiv für die Pflege der Wildlebensräume und für den Schutz der Wildtiere vor Störung ein. Sie respektieren die Würde der Tiere und gehen verantwortungsbewusst um. Die Jagd ist eine behördliche Aufgabe, die in der Bundesverfassung verankert ist. Im Kanton Schwyz ist die Jagd als Patentjagd organisiert und im Jahr 2024 sind zirka 500 Jägerinnen und Jäger auf der Pirsch. Dieses Jahr dürfen 95 mehrendige Hirsche, 20 Spiesser (männlicher Hirsch im 2. Lebensjahr) und 241 Hirschkühe und Schmaltiere (weiblicher Hirsch im 2. Lebensjahr) sowie 198 Hirschkälber, beiderlei Geschlechts, erlegt werden. Weiter sind 350 Gämsen freigegeben. Das Ziel der Rehjagd ist ein Abschuss von mindestens 1000 Rehen.

Sonderfall Steinbock-Jagd Eine aussergewöhnliche Jagd ist diejenige auf den Steinbock, den sogenannten König der Berge. Im Kanton Schwyz darf man sich zur Auslosung für die Steinbockjagd anmelden, wenn man das 50. Lebensjahr erreicht und schon mehr als 15 Jahre im Kanton Schwyz das Hochwildpatent gelöst hat. Es ist jedem Jäger nur einmal im Leben möglich, diese Jagd zu machen.

Die Anzahl der freigegebenen Steinböcke hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Gesundheitszustand, das Geschlechterverhältnis, die Nachwuchsrate und die Altersstruktur sowie allfällige Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen, sind dafür die Indikatoren. Die Wildhut überwacht den Gesundheitszustand der Tiere und erhebt jährlich die Bestände der beiden, sich im Kanton befindlichen Steinbock-Kolonien.

Aktuell leben im Kanton Schwyz etwa 200 Steinböcke. Da Steinböcke eine geschützte Art sind, stellt die Jagdverwaltung des Kantons einen Antrag an das BAFU. In diesem Jahr wurden vier Steingeissen und Steinböcke unter allen Anmeldungen verlost. Weidmannsheil! Sie konnten am Dienstagabend erfolgreich einen Steinbock erlegen. Herzliche Gratulation! Wie fühlen Sie sich?

Am Mittwoch war ich komplett kaputt und müde, aber auch total erleichtert und glücklich. Es wurde auch spät am Dienstag, wir haben noch etwas gefeiert. Ich bin froh, dass ich diesen schönen Steinbock mittleren Alters erwischte.

Wie verlief der letzte Dienstag?

Meine Tochter begleitete mich den ganzen Tag, wir gingen ins Obere Sihltal. Eigentlich war bes-seres Wetter vorausgesagt worden. Es regnete länger und war sehr neblig und kühl bis zum Mittag und wir froren sehr. Zum Glück konnten wir uns in der Sihltalhütte, bei Wendelin und Barbara Fässler, aufwärmen – herzlichen Dank dafür! Gegen Mittag ging es wieder los, es war jedoch immer noch kalt und neblig. Erneut sahen wir fast zwei Stun-den nichts, nicht einmal eine Gemse. Am frühen Nachmittag sahen wir dann endlich die ers-ten Steinböcke, die aber noch zu klein waren. Kurze Zeit später sahen wir eine Gruppe Steingeissen mit ihrem Nachwuchs. Zum Glück hatte das Wetter doch noch gedreht und wir hatten end-lich Sonnenschein. Und plötzlich waren sie da, zwei Steinböcke, die ich schon einmal beobachtet hatte. Wir beobachteten die Tiere ein Weilchen und gingen dann etwas näher heran. Nachdem wir uns sicher waren, dass das die beiden Steinböcke waren, die ich mir im Vorfeld «ausgewählt » hatte, machte ich mich zum Schuss bereit.

Und wie ging es weiter?

Vor dem Schuss war ich schon sehr aufgeregt und musste meinen Puls beruhigen, um sicher schiessen zu können. Um 15.15 Uhr erfolgte dann mein Schuss und der Steinbock war getroffen! Die Bergung gestaltete sich dann wie erwartet extrem mühsam in dieser schroffen, scharfkantigen Landschaft mit den beweglichen Steinen. Es war total anstrengend, da meine Tochter nur bedingt helfen konnte und der Steinbock nach dem Ausnehmen noch rund 65 Kilogramm auf die Waage brachte. Und jemand muss-te ja auch noch das Gewehr, den Feldstecher und den Ruck-sack tragen … Als wir den Alpweg endlich erreicht hatten, half uns wieder Wendelin Fässler mit seinem Fahrzeug. Er fuhr mit uns zu seiner Transportseilbahn, mit welcher wir den Steinbock dann zum Talgrund transportierten. Im Gribschli in Studen konnte ich den Stein-bock dann in mein Auto verladen. Übrigens: Etwa 30 Minuten nach meinem Schuss kam der Nebel zurück und das hätte einen Schuss verunmöglicht … Bevor Sie auf die Steinbock-Jagd gehen durften, mussten Sie entweder eine nicht melke Steingeiss oder ein 1,5-jähriges Jungtier erlegen. Das gelang Ihnen bereits am 5. September. Wie einfach war diese Jagd? Damals war ein wunderbar sonniger Tag, ein herrlicher Jagdtag, den ich sehr geniessen konnte. An diesem Tag war es genau umgekehrt, wir sahen zuerst die Steinböcke und erst später die Steingeissen. Diese mussten wir fast zwei Stunden beobachten und etwas heruntersteigen, damit wir die Zitzen genau anschauen konnten und wir uns sicher sein konnten, dass die ausgesuchte Geiss kein Jungtier führt. Beim Abschuss eines falschen Tieres wäre es natürlich für die betroffenen Tiere be-sonders hart gewesen, und für mich auch, denn ich hätte so-fort die Abschussberechtigung für den Steinbock verloren und eine Busse erhalten. Ich habe dann eine 2,5-jährige Steingeiss erwischt ohne Jungtier – perfekt! Weshalb konnten Sie nicht direkt mit 50 Jahren auf die Steinbockjagd?

ch storen.

Ich habe mich schon mit 50 angemeldet, aber leider war ich die ersten beiden Jahre bei der Auslosung erfolglos, das heisst, ich wurde nicht ausgelost. Dieses Jahr hatte ich nun Glück – spätestens nächstes Jahr hätte ich sowieso ein Fixlos erhalten. Wie sah die Vorbereitung auf die diesjährige – etwas andere – Jagd aus? Ich gehe immer vor der Jagd in die Wälder und halte Ausschau nach Hirschen. Als ich am 10. Juli erfahren hatte, dass ich zur Steinbock-Jagd zugelassen bin, habe ich mich eher auf die Suche nach Steinböcken gemacht. Wie jedes Jahr habe ich mich für die Jagd angemeldet, den Treffsicherheitsnachweis erfüllt und die Patentgebühren bezahlt. Der Steinbock kostet mich rund 1000 Franken, das variiert je nach Grösse des ausgelosten Steinbockes, das weiss ich noch nicht genau. Sie gehen mit Ihrer Jagdgruppe auch auf die Hoch- und Niederwildjagd. Wie fanden Sie neben der Steinbockjagd noch Zeit dafür?

Ich nehme immer fast drei Wochen Ferien für die Hochwildjagd. Dieses Jahr ist das genau gleich. Aber ich ging dieses Jahr natürlich einige Tage nur auf die Steinbockjagd. Der 6. und 7. September waren aber für die Hochwildjagd reserviert, da dann die Hirschstiere jagdbar waren. Und da ich nun meine Steinbockjagd bereits erfolgreich abschliessen konnte, gehe ich nun seit gestern wieder mit auf die Hochwildjagd. Bleibt neben der Jagd noch Zeit für andere Hobbys? Neben der Arbeit und der Familie gehe ich auch gerne Pokern, wo ich eine ähnliche Kameradschaft erlebe mit ebenso intensiven Momenten wie auf der Jagd. Können Sie uns erklären, was alles nach dem Schuss eines Wildtieres gemacht werden muss? Zuerst muss der Jäger beobachten, ob das Tier sauber getroffen wurde und ob es umfällt. Danach muss man zur Abschussstelle hin, dort werden die Eingeweide möglichst schnell entfernt, damit man eine gute Qualität des Wildbrets sicherstellen kann. Danach wird das Tier geborgen, das ist nicht immer so kompliziert, wie das bei meinem Steinbock war. Wenn es im Tal ist, muss man es dem Wildhüter vorzeigen gehen und dann so schnell wie möglich zur Metzg in den Kühler bringen. Gerne würde ich hier unseren Wildhütern im Kanton Schwyz ein Kränzchen winden. Die Schwyzer Jägerschaft kann mehrheitlich zufrieden sein mit unseren Wildhütern, sie sind sehr kompetent, hilfsbereit und immer da, wenn man etwas braucht! Haben Sie schon einen Platz für das Steinbock-Geweih? Ich möchte gerne die beiden Köpfe präparieren lassen und dann erhalten sie in unserem Wohnzimmer einen Ehrenplatz! Was geschieht mit dem Stein-wild- Fleisch?

Vom Hirsch- und auch Rehfleisch behalten wir immer einen Teil für uns, aber meistens haben wir da mehr als genug. Daher habe ich beide Tiere an den Sohn meiner Cousine verkauft, der als Profi das Fleisch in der Fuederegg zu leckeren Speisen verarbeiten wird. Ich selber konnte auch schon Steinbockfleisch essen, kann mich aber nicht mehr an den Geschmack erinnern. Ich habe mich bereits mit einer grösseren Gruppe zum Essen angemeldet und hoffe, dass es bis dann auch noch etwas Steinbockfleisch für mich übrig hat! Weshalb sind Sie Jäger geworden?

Ich bin in Unteriberg aufgewachsen und in unserer Familie ist die Jagd schon seit Generationen Tradition. Ich ging als Kind immer mit. Ich schätze die wunderbaren Naturerlebnisse und den Zusammenhalt in der Jagdgruppe. Alle meine drei Töchter (Stand heute) wollen die Jägerprüfung machen, sobald es ihnen möglich ist. Einmal Jäger, immer Jäger!

Fotos: zvg

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