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Kansas

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BRIEF AUS DEN USA

In den USA gibt es jene Bundesstaaten, welche für Touristen und Amerikaner interessant sind. Dazu gehören natürlich New York, Kalifornien, Arizona und Florida. Und es gibt jene Bundesstaaten, welche links liegen gelassen beziehungsweise durchfahren werden. Dazu gehört Kansas, einer der Nachbarstaaten von Colorado. Nicht nur in Colorado hat Kansas einen langweiligen Ruf. Den Sonnenblumenstaat strebt kaum jemand als Ferienziel an. Wenn eine Fahrt lange dauert und öde ist, fährt man bis nach Kansas – so lautet zumindest ein Witz. Nach fast 17 Jahren in Colorado wollte ich mir vor ein paar Mona-ten endlich meine eigene Meinung über Kansas bilden und plante einen typischen Roadtrip nach Wichita. Der Name der grössten Stadt in Kansas klang gemäss den Kindern interessant. Die Reaktionen zu meinem Plan waren überwiegend diesel-ben: «Was wollt ihr denn in Kansas? Dort ist es todlangweilig. Es lohnt sich nicht, 840 Kilometer weit zu fahren. Da gibt es neben der Autobahn rein nichts zu sehen. » Eine einzige Person meinte nicht, dass ich verrückt sei, und gab mir wertvolle Tipps. Und eine Woche vor unserer Reise ins Nichts hörte ich von einem Velorennfahrer von einer schönen, ländlichen Gegend namens Flint Hills. Wer hätte gedacht, dass mich die Flint Hills an die Hügel im Emmental erinnerten? Und wer hätte gedacht, dass wir nach einer Woche mit einem Kofferraum vol-ler Erinnerungen zurückkehrten?

Kansas entpuppte sich als sanfte, unkomplizierte, aber feuchtheisse Feriendestination. Wir fanden überraschend viele Kunstwerke: von einem riesigen Van-Gogh-Plakat bis zu einem Toilettengebäude voller Mosaike. Unsere Kinder fanden das Para-dies in Form eines 900 Quadrat-meter grossen Süsswarenladens. Später konnten sie auf dem Furzstuhl in einem tollen Museum herumhopsen. Die Feuershow bei der Statue einer Indianerin im Arkansas- Fluss musste leider aufgrund von starken Windböen nach ein paar Minuten abgesagt werden. In der Studentenstadt Manhattan fanden wir grüne, üppige Parkanlagen, welche unseren ausgetrockneten Colorado-Augen guttaten. Und auf der Heimfahrt fanden wir ein kleines Monument Valley, ohne die Besuchermassen. Dort erhielt ich wieder mal die Bestätigung, weshalb ich mich in den weiten Landschaften der USA wohlfühle. Wir trafen hilfsbereite Einheimische, kreative Seelen und vor allem keine Touristen an. Einzig ein Polizist war nicht so nett: Er war überzeugt, dass ich auf einer be-sonders langen, geraden Strecke die Geschwindigkeitslimite überschritten hätte. Die Reise nach Kansas hat sich trotz der Busse gelohnt.

Regula Grenier-Flückiger * Die Einsiedlerin Regula Grenier-Flückiger (*1973) zog im Jahr 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fuße der Rocky Mountains. Seit dem Jahr 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen im Jahr 2011 Sohn Cody Frederick und im Jahr 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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