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Datenflut erfordert leistungsstarke Antennen

Datenflut erfordert leistungsstarke Antennen Datenflut erfordert leistungsstarke Antennen

Der Bedarf an Gesprächsund Datenkapazitäten nimmt stetig zu. Um Engpässe zu vermeiden, möchte die Swisscom eine 5G-Antenne beim Campingplatz Waag realisieren. Anlässlich eines Podiumsgesprächs waren sich Pro und Kontra in einem Punkt einig: Neunzig Prozent der Strahlungen kommen vom eigenen Handy, nur die restlichen zehn von der Antenne.

Am Dienstagabend fand im Mehrzweckhaus Baumeli eine Informationsveranstaltung zum Thema Mobilfunk statt. Gemeindepräsident Ruedi Keller moderierte den Anlass. Rund 80 Interessierte nahmen teil. Das fundierte Wissen der Bürger forderte die Spezialisten beim Antworten heraus. Von der Swisscom und vom Kanton sassen je zwei Vertreter auf dem Podium. In ihren Referaten erläuterten sie die vom Bund auferlegte Pflicht, Unteriberg mit 5G aufzurüsten und somit technologisch besser zu versorgen. Gemäss eidgenössischem Recht ist die Gemeinde verpflichtet, die Baubewilligung zu erteilen. Das Projekt steht.

Mobilfunkanlagen stellen kein Risiko dar Im Kanton Schwyz gibt es 180 Mobilfunkantennen, betrieben durch die Anbieter Swisscom, Salt und Sunrise. In Unteriberg sind von den acht Standorten vier in Betrieb. Frau Susanne Buntefuss, Expertin Mobilfunk und Umwelt von der Swisscom, betonte die Vorzüge der geplanten Anlage in der Waag. Sie entspreche den Bedürfnissen der Kundschaft, die immer schneller und störungsfreier kommunizieren wolle. Die fünfte Mobilfunk- Generation sei im Energieverbrauch effizienter und sende durch die adaptive Antenne zielgerichtet auf das Endgerät des Nutzers. Weiter hob sie die CO2Einsparungen hervor und die Reduktion der Gesamtimmissionen. Auf mehrfache kritische Nachfragen aus dem Publikum bekräftigte sie fast mantraartig die Sicherheitsstandards und die strikte Einhaltung der Grenzwerte gemäss bundesrätlicher Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV).

Handy so oft wie möglich weglegen Unterstützung in ihren Aussagen erhielt sie von Peter Inhelder, Amtsvorsteher vom Kantonalen Amt für Umwelt und Energie (AfU). Das AfU prüft die Anlagen materiell und rechnerisch und erteilt, falls keine Immissionsgrenzen überschritten werden, die Bewilligung. «Die biologische Wirkung von 4G zu 5G unterscheidet sich kaum. Elektrosensible Menschen sollten jedoch ihr Handy, wenn immer möglich, weglegen», riet Inhelder und machte darauf aufmerksam, dass das Gerät nur noch reduziert zum Telefonieren genutzt wird, aber in rund achtzig Prozent zum Streamen, für Live-Übertragungen und Podcasts. Bücher lesen, statt streamen

Als kritischer Begutachter war der Nidwaldner Ingenieur, Marcel Hofmann, eingeladen worden. Er ist ein Spezialist in Hochfrequenztechnik. In seinem Referat wies er auf die gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen der Strahlungen hin und warnte vor Schäden des Immunsystems vor allem bei Kindern und älteren Menschen. Seine Aussagen untermauerte er mit einem praktischen Experiment. Anhand eines drahtigen Papierkorbs und einem da-rin deponierten Radio zeigte er auf, wie die Frequenzen auf die Nähe seiner Hand reagierten. Er plädierte für einen bewussteren Umgang mit Daten. «Auf einer sechsstündigen Car-Fahrt könnte man ein Buch lesen, anstatt nonstop Filme zu streamen », empfahl er und gab zu bedenken: «Grenzwerte schützen nicht. Sie werden festgelegt, um zu beruhigen.» Nachdem Hofmann die 5G Mobilfunkanlagen als Umweltgift bezeichnet hatte und vor Antennen in Spitalnähe warn-te, weil sie den Heilungsprozess verzögern würden, konterte ein Bürger aus dem Publikum mit dem Argument: «Und in den Spitalbetten liegen die Handys rund um die Uhr griffbereit online.» Der Schlagabtausch Pro und Kontra hielt sich die Waage. Der Abend ver-lief in gegenseitigem Respekt und sachlich.

Glasfasernetz in Planung Die Vertreterin von Swisscom wurde noch auf das geplante Glasfasernetz angesprochen. Sie versprach, dass Unteriberg bis im Jahr 2030 zu 80 Prozent erschlossen sein sollte. Dieses würde dann Wohnungen, Büros und Produktionsstätten mit schnellem Internet versorgen. Für die Übermittlung im Freien bleiben die Mobilfunknetze unverzichtbar. Vor allem in entlegenen Gebieten mit beschränkter Festnetzversorgung. Zudem braucht es Glasfasernetze auch für jede 5G-Basisstation.

Fotos: Anita Chiani


Marcel Hofmann führt ein Experiment vor.

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