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«Wir wollen die Rigi als nachhaltigen Berg positionieren»

«Wir wollen die Rigi als nachhaltigen Berg positionieren» «Wir wollen die Rigi als nachhaltigen Berg positionieren»

Urs Eberhard ist Verwaltungsratspräsident der RigiPlus AG. Er möchte die Rigi als Ganzes weiterbringen und weiterentwickeln. Er sagt, die Rigi habe generell ein sehr gutes Image.

Sie wurden im Juni 2023 als neuer Verwaltungsratspräsident der RigiPlus AG gewählt. Wie fällt Ihre Bilanz bisher aus? Ich durfte in die grossen Fussstapfen von Kuno Kennel treten, und vieles war schon sehr gut vorgespurt. Eine Herausforderung kurz nach der Wahl als VRP war die Personalsituation. Die Geschäftsführerin entschied sich, uns im Herbst zu verlassen, und die Projekt-Managerin trat gleichzeitig ihren Mutterschaftsurlaub an. Aber mit einer ausgezeichneten Mutterschaftsvertretung haben wir diese Periode bis zum Eintritt des neuen Geschäftsführers Stephan Laug, Anfang Januar 2024, gut gemeistert. Die Bilanz ist dementsprechend positiv, und wir sind daran, unser Ziel, 2024 zum «Jahr der Umsetzung» zu machen, zu erreichen. Was konnten Sie in dieser Zeit erreichen und umsetzen? Auf der Basis der Charta Rigi 2030 haben wir das Projekt «Kulturelles Erbe der Rigi in Wert set-zen » vorangetrieben und einiges bereits umgesetzt, beispielsweise die Stärkung der Inklusion von behinderten Mitmenschen. Ebenfalls umgesetzt wurde das Projekt «Sanierung Gipfelbereich Rigi Kulm». Dort wurde vor Kurzem der neue Rundweg «Mythos Rigi» eröffnet. Kurz vor der Fertigstellung steht der Alperlebnisweg zwischen Staffel und Scheidegg, eine Hommage an unsere zahlreichen Rigi-Älplerinnen und -Älpler, deren Arbeit wir den zahlreichen Rigi-Gästen mit Informationen und gesprochenen Texten näherbringen wollen. In Arbeit ist die bessere Lenkung von Mountainbiken und Wandern, mit entsprechender Signalisation. Was passiert sonst noch auf der «Königin»? Ein grosses Ziel ist auch die Gästelenkung und eine optimierte Information unserer Besucher. 2024 konnten wir über den ganzen Berg eine einheitliche Gastrosignaletik einführen. Braune Wegweiser zeigen den Weg zu den Gaststätten und Hotels auf der Rigi und geben an, wie lange es dauert, bis man dort ankommt. An der diesjährigen Generalversammlung nannten Sie vier strategische Schwerpunkte, welche sich die RigiPlus AG zum Ziel gesetzt hat, wie lauten diese und wie ist die Umsetzung?

Die Rigi ist ein Berg mit vielen Geschichten und Gesichtern. Wir wollen dies etwas besser bündeln und werden mit vier strategischen Schwerpunkten arbeiten. Die Rigi als Familienberg, als Musikberg, als Wander-berg und als Traditionsberg. Als «Wanderberg» kann man sich die «Königin» am ehesten vorstellen, wollen Sie das Wandernetz ausbauen, verbessern, oder was ist angedacht? Es geht nicht darum, neue Wanderwege zu bauen. Aber wir wollen das Angebot besser bündeln und auffindbar machen. Die Bedürfnisse einer jungen Familie mit Kinderwagen sind anders als die einer rüstigen Seniorin. Ein Gast im Rollstuhl sucht ein anderes Angebot als der sportliche Berggänger. Eine bessere Integration der zahlreichen Leistungsträger an den Wegen, die Verknüpfung von Feuerstellen und Sonnenterrassen, von Ausgangs- und Endpunkten der Gäste sind Ziele, die ein besseres Wandererlebnis bieten sollen: Das Ganze dann noch digital aufbereitet und individuell auf dem eigenen Mobilgerät abrufbar. Nicht zu vergessen sind die Winterangebote mit Winterwanderwegen, die immer mehr gefragt sind, und die ausgeschilderten Schneeschuhtrails. Sie vermarkten die Anliegen der Rigi vom Berg bis ins Tal, was ist darunter zu verstehen? Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir nebst all den Leistungsträgern auf dem Berg vom Urmiberg über Gruebisbalm bis Rigi Kulm auch all die umliegenden Talgemeinden als Mitglieder der RigiPlus-Familie zählen dürfen. Und mit den Rigi Bahnen, dem wichtigsten Zubringer, pflegen wir eine wirklich ausgezeichnete Zusammenarbeit. Das Rigi- Gebiet deckt zwei Kantone und neun Gemeinden ab, und eine enge Koordination und Zusammenarbeit erleichtert die Umsetzung unserer Projekte enorm. Eine Destination hat eine klare Definition bezüglich Grösse und Angebot. Sehen Sie die Rigi als Destination, weshalb? Die Rigi-Region ist mehr als ein Berggipfel und daher auch mehr als nur eine Destination. Für einen Gersauer ist der Hausberg die Scheidegg oder der Burggeist, für Küssnacht eher die Seebodenalp und für den Gast aus dem Ausland hauptsächlich Rigi Kulm. Die grösste und wichtigste Siedlung ist sicher Rigi Kaltbad mit dem Aqua Spa, den Hotels, der dort leben-den Bevölkerung und den zahlreichen Ferienwohnungen. Was allen gemein ist, ist die Bekanntheit der Rigi. Wir verwenden in unserer Kommunikation daher hauptsächlich die Dachmarke Rigi. Der Konkurrenzkampf auf den Bergen ist gewaltig. Wie wollen Sie die Marktposition der Rigi stärken und trotzdem nachhaltiges Wachstum fördern? Wir sehen einen grossen Vorteil darin, die Rigi als nachhaltigen Berg zu positionieren. Dabei profitieren wir von der guten Erreichbarkeit der Rigi von allen Seiten, vom Anschluss der Rigi Bahnen an das öffentliche Verkehrsnetz und von der Tatsache, dass die Rigi Bahnen das Generalabonnement und den Swiss Travel Pass als einer der ganz wenigen Schweizer Berge zu 100 Prozent akzeptieren. Ebenfalls ein grosser Wettbewerbsvorteil ist der hohe Anteil von Schweizer Besuchern. Die Rigi war, ist und bleibt ein Schweizer Berg. Gegen 70 Prozent der Gäste sind Schweizerinnen und Schweizer. Die Rigi ist ein Erlebnisberg, aber es ist nicht das Ziel, sie zum «Chilbiberg» auszubauen, wie das auch schon angedacht war? Hier helfen die Grundsätze der Charta Rigi 2030, die von allen wichtigen Entscheidungsträgern auf und um den Berg vereinbart wurden. Die darin festgehaltene nachhaltige Entwicklung in den Dimensionen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft leitet unsere Strategie und die anvisierten Projekte. Im Fokus stehen dabei die Gästelenkung, die Verteilung über den ganzen Berg, Angebote, die auch bei schlechter Witterung funktionieren, um eine ausgeglichene saisonale Auslastung zu erreichen, und Angebote speziell für die lo-kale Bevölkerung, die Einheimischen, wie die Abendfahrten mit attraktiven Preisen und Aktivitäten, die wir 2024 eingeführt ha-ben. Unter dem Titel «ein Abend auf dem Hausberg» finden noch zwei Fahrten statt. Am 27. September mit einem gemütlichen, musikalischen Abend in der Heirihütte auf Rigi Klösterli und am 11. Oktober mit einem gediegenen Abendessen und musikalischer Unterhaltung im Rigi-Kulm-Hotel. An beiden Daten hat auch das Aqua Spa im Kaltbad die «Blue Hour» mit vergünstigten Eintrittspreisen und Öffnungszeiten bis 22 Uhr. Schwelgen wir in den Erinnerungen. Sie waren als Tourismus-Vizedirektor bei Schweiz Tourismus tätig. Vermissen Sie diese Herausforderung? Es war eine fantastische Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich pflege immer noch den Kontakt zu zahlreichen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, interessiere mich auch, was Schweiz Tourismus macht und bin stolz, wenn ich von den Erfolgen die-ser Organisation lese. Aber ich lebe im Jetzt (und manchmal ein wenig in der Zukunft) und habe ganz viele tolle Möglichkeiten, spannende Projekte und talentierte Menschen um mich her-um.

Kommt Ihnen das Beziehungsnetz von damals zugute, inwiefern?

Selbstverständlich profitiere ich davon, dass ich auf nationaler und internationaler Ebene sehr viele, sehr enge Kontakte pflegte, deren Wissen und Kompetenz ich auch bei aktuellen Projekten angehen darf. In Italien und vielen anderen Ländern werden die Kurtaxen angehoben, um die Umweltauswirkungen des Tourismus zu mildern. Wäre das auch hier ein Lösungsansatz? Ich denke, dass wir mit den richtigen Angeboten, dem Fokus auf nachhaltige Entwicklung, der Besucherlenkung, der Verlängerung der Aufenthaltszeiten und den über das ganze Jahr verteilten Aktivitäten schon viel bewirken können. Ganz besonders punkten wir mit der ausserordentlich guten Anbindung der Rigi an den öffentlichen Verkehr. Mehr als 70 Prozent aller Reisenden erreichen die Talstationen der Rigi mit dem ÖV. Hier hat besonders Goldau noch Potenzial, mit der Ausgangslage, dass Gäste aus dem Grossraum Zürich/ Zug, Basel/Luzern, St. Gallen/ Ostschweiz und aus dem Süden bequem und regelmässig mit dem Zug anreisen können. Nachhaltigkeit endet aber nicht mit der An- und Rückreise. Die Rigi Bahnen und Rigi-Plus sowie zahlreiche Leistungsträger machen beim nationalen Projekt «Swisstainable» mit und verpflichten sich damit zur Nachhaltigkeit. RigiPlus fördert dieses Engagement, indem wir den «Swisstainable»-Mitgliederbeitrag für teilnehmende Betriebe übernehmen. In der Schweiz bürgert sich ein, dass die Taxen teilweise erhöht werden, um dem Massentourismus entgegenzuwirken. Ist das Ihrer Meinung nach der richtige Ansatz? Die Schweiz ist ein Qualitätsprodukt, und Qualität darf auch einen Preis haben. Es ist eine altbekannte Geschäftspraxis, dass die Nachfrage auch den Preis bestimmt. In dem Sinn kann die Preisgestaltung eine regelnde Wirkung haben, wenn es nicht Richtung «abzocken» geht.

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