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«Uns alle verbindet die Freude am Singen und am Chorleben»

«Uns alle verbindet die Freude am Singen und am Chorleben» «Uns alle verbindet die Freude am Singen und am Chorleben»

Über das 75-Jahr-Jubiläum des Jodlerklubs Waldstatt Echo in Einsiedeln steht Nadja Räss, die seit bald zehn Jahren Dirigentin des Chors ist, Red und Antwort: « ‹ Urchix underwäx› lautet die Devise am grossen Jubiläumsanlass im Klosterdorf.»

Im Jahr 1949 wurde der Jodlerklub Waldstatt Echo aus der Taufe gehoben. Wie feiern Sie diesen speziellen 75. Geburtstag am 26. Oktober? Mit einem Jodelkonzert in der Jugendkirche in Einsiedeln, das um 16 Uhr startet und an dem neben dem Jodlerklub Waldstatt Echo auch das Jodelterzett Chrimafrä, die Chlausengruppe Bismärkli Schuppel, der Jodelklub Bärgfründe Ennetbühl, die Puchwieser Sänger aus Salzburg und der Jodlerklub Alpenrösli aus Einsiedeln auftreten. Höhepunkt des Konzerts ist die Uraufführung eines eigens für den Jubiläumsanlass komponierten Jodels, und wir präsentieren einen Videoclip zum Lied «Hei wili, hei» von Fred Stocker und singen live dazu. Was geht anschliessend im Klosterdorf ab nach 19 Uhr an diesem Tag? Ans Konzert anschliessend erfolgt ab 19 Uhr Ländlertanzmusik in fünf Restaurants im Oberdorf von Einsiedeln – der Jubiläumsverein organisiert einen unvergesslichen Tag mit hochkarätigen Musikformationen aus der ganzen Schweiz: Es treten Rampass (im «Bären»), Urs Meier & Fränggi Gehrig (im «Klostergarten »), die Kapelle Martin Suter junior und senior mit Erich Studer (im Restaurant Tulipan), die Kapelle Appenzeller Echo (im «St. Georg») und Ils Fränzlis da Tschlin (im Hotel Drei Könige) auf. Einsiedeln wird an diesem Tag zum Zentrum der schweizerischen Jodel- und Volksmusik: Ein so erlesenes Feld von Jodlergruppen und Musikformationen war sicher noch nie im Klosterdorf gleichzeitig zu Gast.

Wie läuft der Vorverkauf?

Der Vorverkauf ist erfreulich angelaufen. Es gibt noch Tickets für das Konzert in der Jugendkirche, das von den beiden Jodlerklubs aus Einsiedeln gemeinsam eröffnet wird: Es ist sehr erfreulich, dass es im Klosterdorf zwei Jodelchöre gibt, die über gemeinsame Wurzeln verfügen. Auch für die Auftritte der Musikformationen in den Restaurants am Abend sind noch Tickets erhältlich. Man reserviert für jenes Restaurant, in dem man um 19 Uhr einen fixen Platz haben möchte und auch dort zu Abend isst. Ab 21.30 Uhr soll man aber auch die Gelegenheit haben, das Lokal zu wechseln und auch noch andere Formationen zu hören. Die Grundidee des Jubiläumsanlasses ist, dass Formationen aus verschiedenen Regionen in Einsiedeln auftreten (Appenzell, Toggenburg, Bernbiet, Bündnerland, Österreich). Was ist das Aussergewöhnliche am Jodlerklub Waldstatt Echo? Den Jodlerklub Waldstatt Echo zu beschreiben ist nicht einfach, denn die 19 Frauen und Mannen könnten nicht unterschiedlicher sein. Doch uns alle verbindet die Freude am Singen. Vom 20-jährigen Jungjodler bis hin zu unserem 82-jährigen 1. Bass legen wir Wert auf gepflegten Gesang, wobei wir aber auch die heimischen, urchigen Naturjutze nicht vernachlässigen. Wich-tig ist uns der gesellschaftliche Aspekt, die Freundschaft und Gemütlichkeit, die das Chorleben mit sich bringt. Regelmässig stellen wir unser Können an Jodlerfesten unter Beweis, das heimische Publikum unterhalten wir an unseren Jodlerabenden und Konzerten. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dem Jodlerklub, auf dass dieser über einen erfreulichen Jodlernachwuchs verfügt? Ausreichend Nachwuchs zu ha-ben ist ein generelles Problem von vielen Vereinen. Da ergeht es uns ähnlich wie anderen Chören. Wir behelfen uns dahingehend, dass wir Ad-hoc-Projekte aufgleisen, indem uns Sänger unterstützen, die uns dann zum Beispiel bei Adventskonzerten begleiten. Das Geheimnis unseres Jodlerklubs? Wir sind in dieser schnelllebigen Zeit verbunden mit der Tradition, und das Singen gibt uns jeden Donnerstagabend eine kurze Auszeit vom Alltagstrubel.

Sie selbst feiern 2025 auch ein Jubiläum: Sie sind dann seit zehn Jahren Dirigentin beim Jodlerklub. Wie würden Sie diese Jahre beschreiben? Diese zehn Jahre sind so schnell zerronnen und vergangen (lacht). Mein Ziel war es, das Repertoire des Chors breiter und vielseitiger zu gestalten, indem ein Kompromiss gefunden werden konnte zwischen älteren Liedern aus den 50er- und 60er-Jahren (zum Beispiel Stücke von Robert Fellmann oder Fred Stocker) und neueren Liedern (von Willi Valotti oder auch von mir). In dieses Repertoire passt der neue Videoclip («Hei, wili hei») gut hinein, dessen Drehbuch Roland Ochsner, Regisseur bei den «Theaterlüt vo Bennau», geschrieben hat. Das Stück dreht sich um das Fortgehen und Heimkommen, das Heimweh und die Sehnsucht nach Heimat. Zu sehen sind auf dem Clip Bilder vom Kloster, vom Sihlsee und von den Mythen, aber auch aus dem Flugzeug.

War es Ihr Mädchentraum, dereinst Jodlerin zu werden? Das Singen wurde mir wohl buchstäblich in die Wiege gelegt: In meiner frühesten Kindheit bin ich durch die Verwandtschaft auf meiner väterlichen Seite in Kontakt mit Appenzeller Naturjodel gekommen. In meinem Elternhaus war der Jodelgesang gleichsam omnipräsent. Bald schon stand für mich fest: Wenn ich gross bin, werde ich Jodlerin. Nach der Matura an der Stiftsschule Einsiedeln studierte ich an der Zürcher Hochschule der Künste Gesang und schloss dieses Studium im Jahr 2005 mit dem Master in Pädagogik ab. Heute bin ich wirklich Jodlerin und darf in Kursen, Einzelunterricht und seit Herbst 2018 als Dozentin für «Jodel» an der Hochschule Luzern das Jodeln unterrichten.

Wie schaffen Sie es immer wieder, neue, aber auch traditionelle Formen des schweizerischen Jodels miteinander zu verbinden und auf die Bühne zu bringen? Mir liegt beides am Herzen, und beides soll auch Platz haben dürfen: Traditionelle und neue Formen des Jodelns gehen für mich Hand in Hand. Der Jodel soll bald immaterielles Kulturerbe der Menschheit werden. Wie kommt das bei Ihnen an? Das freut mich sehr! Als beispielhafter und charakteristischer Schweizer Gesang soll das Jodeln in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen werden. Die Schweiz hat eine entsprechende Kandidatur bei der UNESCO eingereicht, die bis Ende 2025 geprüft wird. Jodeln ist in der Schweiz weit verbreitet und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Die Tradition wird auf sehr unterschiedliche Weise weitergegeben: Innerhalb der Familien, in Jodelvereinen und an Schulen oder einfach unter Sängerinnen und Sängern. Das Jodeln ist in der Bevölkerung fest verankert. Um den Jodelgesang weiterzuentwickeln und für künftige Generationen zu erhalten, braucht es dennoch Engagement. Das Bewerbungsdossier wurde vom Bundesamt für Kultur unter Beizug von Fachleuten sowie Vertreterinnen und Vertretern von Jodelorganisationen zusammengestellt.

Wie geht es weiter mit dem Jodlerklub Waldstatt Echo in den kommenden 75 Jahren? Diese Antwort kann ich nicht abschliessend beantworten, doch ich wünsche dem Chor, dass er mit vielen schönen Klängen in die Zukunft geht – und auch wenn ein paar unserer Sänger schon älter sind, diese noch lange mitsingen, aber auch neue Sänger hinzukommen.


Seit bald zehn Jahren ist Nadja Räss Dirigentin des Jodlerklubs Waldstatt Echo: «Traditionelle und neue Formen des Jodelns gehen für mich Hand in Hand.»

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