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Das Monatsgespräch im September

Das Monatsgespräch im September Das Monatsgespräch im September

Franziska Keller trifft Désirée Störchli, Familienfrau, kaufmännische Angestellte

Jahrgang: 1982 Geburtsort: Uzwil SG Wohnort: Einsiedeln Beim Meersäulistand treffe ich Désirée Störchli mit ihrem Partner Marco und ihrem gemeinsamen Sohn Samuel. Die drei kenne ich aus verschiedenen Begegnungen und während das Meersäuli in Marcos Häuschen verschwindet und er somit zwei Kilo Mehl gewinnt, unterhalten wir Frauen uns über ätherische Öle – dies inmitten der Chilbi. Marco ist es, der findet, wir sollen uns doch mal länger unterhalten, seine Partnerin sei ganz spannend … Wir treffen uns am Montagmorgen. Wie hat Ihre Woche begonnen?

Es war ein super Start in die neue Woche. Ich durfte unseren Sohn Samuel bis zur Postautohaltestelle Burg begleiten, von wo er mit dem Postauto zum obligatorischen Kindergarten nach Trachslau fährt. Ich bin glücklich, dass dieses selbstständige Pendeln inzwischen so gut funktioniert.

Wie ist das für Samuel und für Sie? Wir sind jetzt das zweite Jahr dran und das Loslassen ist inzwischen für beide einfacher. Das Postautofahren tut ihm gut und es ist unglaublich, welch grossen «Gump» unser Sohn im vergangenen Jahr gemacht hat. Es ist ein Ablöseprozess und nebst den Eltern sind nun auch die Gspändli für ihn wichtig geworden.

Was möchten Sie als Mutter Ihrem Sohn mitgeben? Es ist mir wichtig, dass er eigenständig denkt und sich überlegt: Was mache ich denn genau? Dass er nicht einfach automatisch Dinge tut, die man ihm aufträgt, sondern sich immer auch fragt: Möchte ich das überhaupt? Und es ist mir wich-tig, dass er sich auch selber zu helfen weiss, dass wir mit ihm zusammen lösungsorientierte Schritte anschauen – emotional oder körperlich. Was hat sich, verglichen mit Ihrer Kindheit, geändert? Ich finde die Technik ein schwieriges Thema. Diese mediale Welt hat eine Faszination und kann früh süchtig machen. Kleine Kinder kann man daheim noch vor dieser Welt bewahren, spätestens im Kindergarten werden sie dann mit Computerspielen konfrontiert – wie ich mitbekomme. Wie sind Sie aufgewachsen? Haben Sie Geschwister? Ohne so viel Technik … Meine Eltern führten eine Gastwirtschaft und ich habe zwei Schwestern: Andrea ist acht Jahre älter, und meine Zwillingsschwester Miriam. Sie würden verwirrt sein, uns zusammen zu sehen; wir sind eineiig und ähneln uns sehr. Dem Dialekt nach sind Sie nicht hier aufgewachsen. Wo sind Ihre Wurzeln? Meine Wurzeln sind in Gossau, SG. Ich war da jedoch nie mega verwurzelt, sondern entpuppte mich schon früh zu einem Wandervogel. Mit 19 Jahren flog ich zum ersten Mal nach England, nachdem meine Lehrerin mir einmal sagte: «Das wird nüt me mit dim Englisch.» Mit 25 Jahren reiste ich erneut für einen Sprachaufenthalt nach London und als ich zurückkam, habe ich realisiert: «Ich muess chünde, ich ha noni gnueg gseh», was ich dann getan habe, wieder nach London flog und es mir offen liess, wann ich zurückkomme. Und was haben Sie da gemacht?

Anfangs verrichtete ich banale Jobs, einfach um zu überleben, machte etwa Telefonumfragen in die Schweiz, nach Deutschland und Österreich und habe dabei viele Fluchwörter kennengelernt. Danach übersetzte ich Umfragen, hatte mal einen Job in einer Weinfirma, bei dem ich jeden Morgen ein Glas Wein degustieren musste, um zu wissen, was ich verkaufe. Die Neukundengewinnung lag mir nicht so sehr und ich beschloss, nach einem Jahr wieder zurückzukehren. Was hat Sie an London fasziniert?

Die Grossstadt. Es zog mich damals sehr in eine Grossstadt, weil ich die Anonymität liebte, wo mich niemand kannte und ich niemanden grüssen musste. Zudem faszinierte mich das Multikulturelle und die vielen «kurrligen» Vögel – da fühlte ich mich wohl. Heute schätze ich das «Dorfleben». Haben Sie Ihre Zwillingsschwester sehr vermisst? Ja, sehr, aber erstaunlicherweise ging das gut. Das liegt vielleicht daran, dass ich immer mehr von ihr abhängig war als umgekehrt, obwohl ich fünf Minuten älter bin – sofern sie uns bei der Geburt nicht verwechselt haben. Ich «höselte» ihr immer nach, was sich erst durch die Distanz zu ihr änderte. Heute sind Sie selbst Familienfrau und haben eine Leidenschaft entdeckt. Ja, durch Andrea, die mich an einen Infoabend eingeladen hat, bin ich auf ätherische Öle gestossen. Ich gestehe, dass ich dies anfangs etwas belächelte, doch als ich dann meine ständig verstopften Nasennebenhöhlen mit einer ätherischen Öle-Mischung aus Kümmel, Fenchel, Anis und weiteren Ölen einstrich und es sich tatsächlich besserte, wuchs mein Interesse. Ich begann mich intensiver damit auseinanderzusetzen, einzulesen, es innerhalb der Familie anzuwenden und Kurse zu besuchen. Seit 6 Jahren berate und begleite ich selbst Öl-Interessierte bei der Anwendung und auch bei der Reduktion von Toxinen im Alltag. Auch hier sind natürlich ätherische Öle im Spiel. Wobei können die ätherischen Öle unterstützen? Bei emotionalen und körperlichen Beschwerden aber auch zur gesundheitlichen Prävention. Als Beispiel nenne ich mal unsere Schnüffelstifte, die wir anwenden, wenn ein Kind ängstliche Gefühle hat. Dann bereite ich einen passenden Schnüffelstift vor, der in einem positiven Moment eingesetzt und damit verknüpft wird. Dies kann dann in schwierigeren Situationen enorm dabei helfen, gute Gefühle zu bekommen. Was machen Sie, wenn Sie sich eine kleine Auszeit gönnen? Momentan gehe ich gerne mit anderen Mamis spazieren – etwa zur Chälen, zum oder auf die Hundwileren. Seit 7 Jahren leben Sie in Einsiedeln, was gefällt Ihnen hier? Es ist ländlich, und doch ist alles da, was man zum Leben benötigt.

Gibt es etwas, was Ihnen fehlt? Da könnte ich das Hallenbad erwähnen, aber das fehlt mir inzwischen auch nicht mehr, da wir regelmässig nach Ägeri fahren. Wo trifft man Sie am meisten im Dorf? Bei Anlässen mit Kindern … vor allem in der Blatten beim Modelleisenbahnclub, weil Samuel da so gerne hingeht. Welchen Traum möchten Sie sich gerne in Ihrem Leben noch erfüllen? Tokyo muss wunderschön sein – zur Kirschblütenzeit, da möchte ich einmal hin. Grundsätzlich möchte ich mit Sämi und Marco, meinem Partner, die Welt bereisen. Und ich würde gerne einmal eine Lavendeldestillerie in Frankreich anschauen, mit den Arbeitenden die Felder besuchen und mit ihnen reden. Das etwa steht auf meiner Liste.

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