«Ich denke nicht soviel darüber nach, ob es anderen gefällt» – Heute lesen, was morgen im EA steht
«Ich denke nicht soviel darüber nach, ob es anderen gefällt»
Flavia Kälin aus Egg über ihren Podcast «Stadt, Land, Stuss»
Flavia Kälin gehört zur Generation Z und spricht in ihrem Podcast mit ihrer Freundin Jenny Kitzka über Themen, die junge Menschen beschäftigen.
Angela Suter
Am 26. August erschien die erste Folge von «Stadt, Land, Stuss». Seither veröffentlichten Flavia Kälin und ihre Freundin Jenny Kitzka aus Schindellegi schon vier Folgen – jeden zweiten Montag gibt es 30 Minuten Unterhaltung. Die beiden 23-Jährigen sprachen bisher über Stadt vs. Land, Festivalerfahrungen, Freundschaften und Reisen. Die beiden quatschen drauflos und man erfährt viel über sie, über ihre Sehnsüchte, Probleme und die Suche nach sich selbst. Man erfuhr, woher sich Jenny und Flavia kennen – die beiden studierten zusammen und sind seither eng miteinander befreundet – es passte von Beginn weg. Das merkt man! Der Podcast hört sich in der Tat so an, als würde man mit zwei Freundinnen am Tisch sitzen.
Jenny lebt für vier Monate in Maastricht NL und reist jeweils für die Podcast-Aufnahmen in einem professionellen Studio (oder an einem Festival vor Ort) an. Deshalb ist der Podcast der Grundstein für ihre Verbindung im echten Leben – «Real Talk». Darum geht es auch in der Kampagne von Sunrise, die den Podcast ins Leben gerufen hat. So gut digitale Verbindungen auch sind, können sie Erlebnisse wie Festivals und Konzertbesuche im echten Leben nicht ersetzen. Die beiden Freundinnen hatten sich für den Podcast beworben. «Der spontan in Mallorca im Hotel aufgezeichnete Probepodcast überzeugte!», erinnert sich Flavia.
Die Generation Z
Über die Generation Z, also alle, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind, sagt man, sie seien immer und überall online, ungeduldig, arbeitsscheu, fordernd und umweltbewusst. Was die Gen Z jedoch auch ist: ehrlich und authentisch. Und das ist im Podcast zu spüren. Flavia war sehr nervös vor den ersten Aufnahmen, doch sie möchte probieren, nicht zu weit zu studieren und einfach mal zu schauen, wie es wird. Da passt auch ihr Motto: «Wenn es mir Spass macht, ist es sicher gut! Ich denke nicht so viel darüber nach, ob es anderen gefällt.» Sie möchte gerne über Tabuthemen sprechen und damit zum Nachdenken anregen.
«Wie viele Follower wir haben, weiss ich gar nicht. Ich wollte das zu Beginn nicht wissen, damit ich keinen Druck habe», so Flavia, «aber wir werden ja sicher daran gemessen und daher interessiert mich das jetzt schon.» Aus dem Umfeld bekam sie bisher nur positives Feedback, auch von ihrer Familie, die zuerst etwas skeptisch war: «Meine Eltern wussten vorher nicht einmal, was ein Podcast ist! Doch jetzt finden sie ihn auch toll.» Meine Kollegen haben alle sehr cool reagiert. Beim Erzählen schaue sie einfach, manchmal nicht zu sehr ins Detail zu gehen, da man sonst Rückschlüsse zu Personen ziehen könne. Auch mit ihrem Freund hatte sie vorab besprochen, was geht und was nicht – Themen nur oberflächlich anschneiden ginge nicht gut.
Bis jetzt noch sehr viel Einsiedeln im Podcast
Auch wenn Flavia seit September in Zürich wohnt, ist noch sehr viel Einsiedeln im Podcast präsent. Es ging schon um die Fasnacht, die langen Heimwege, über die Schulzeit oder die Kindheit im Allgemeinen. In den Podcast-Folgen ist auch der Umzug nach Wallisellen Thema. Sie zieht in eine 4er-WG und kannte die anderen drei vorher nicht. Sie fühlt sich aber schon wohl und wurde familiär aufgenommen. Die Natur vermisse sie noch nicht, denn direkt hinter ihrer WG habe es einen Wald … Vielleicht, wenn es im Winter dann Schnee habe in Egg. Der kurze Arbeitsweg sei halt schon toll, mit dem Tram ohne umzusteigen! Sie fühlt sich jetzt unabhängiger und ergänzt: «Es tut gut für die Beziehung zu meinen Eltern, einmal etwas Abstand zu haben.» Bekocht zu werden vermisse sie aber schon, das lerne sie dann schon noch. Auch mit der Waschmaschine hat sie sich inzwischen angefreundet.
Total zehn Folgen sind geplant, Flavia und Jenny können sich aber vorstellen, das Projekt weiterzuziehen, das hängt aber von einigen Faktoren ab: «Aber so ist es schon praktisch, es wird alles für uns gemacht …» Für fast alle Themen wurden ihnen Themen vorgeschlagen, die sie jedoch auf sich anpassen konnten, damit es authentisch bleibt. Die zwei Folgen, welche an einem Event stattfinden, bekamen einen definierten Rahmen mit verschiedenen Gästen. Der Höhepunkt wird dann der Live-Podcast am Podcast-Festival am 9. November sein. Die zwei Podcasterinnen bekamen vor den ersten Aufnahmen eine Schulung. Vor jeder Folge bereiten sie sich vor, machen sich Gedanken zum Thema und definieren Überthemen: «Aber wir können nicht zu viel miteinander besprechen, das merkt man sonst im Podcast!»
Auf dem Weg in den Journalismus
Flavia wollte eigentlich Physiotherapeutin werden oder Sport studieren, schlug dann aber einen anderen Weg ein. «Ich entschied mich dazu, Medienforschung und Kommunikationswissenschaften zu studieren, weil das sehr viele Möglichkeiten bietet», erzählt sie. Den Bachelor hat sie nun in der Tasche und arbeitet seit September als Volontärin bei CH-Media. Rasch merkte sie, dass Journalismus viel mehr ist als schreiben, was sie nicht so gerne macht. Aber es gäbe ja noch viel mehr Möglichkeiten, in den Medien zu arbeiten. Flavia möchte unbedingt Geschichten erzählen, sie hat schon den Kopf voller Ideen. Geschichten gäbe es überall, man müsse sie nur sehen. Das Interesse an Geschichten kommt nicht von ungefähr: Flavia hatte schon als Kind Wetter-Vorhersagen aufgenommen oder Landnews mit einer Freundin geführt.
«Ich rede einfach gerne!», sagt Flavia und sprüht vor Energie: «Mein Traum wäre es, vor dem Kloster ein Studio zu haben und Leute zu interviewen». Oder eine Sendung zu haben, wie sie Mona Vetsch hat – das wärs! Sie wäre gerne wie sie, eine Person, die «journalistisch» bekannt ist und mit welcher man gerne spricht. Denn Flavia ist überzeugt: «Wenn man mit offenen Armen empfangen wird, ergeben sich tolle Geschichten.»
Aber jetzt fängt sie zuerst einmal klein an. In der CH-Media-Academy durchläuft sie jeweils sechs Monate Onlineredaktion, Fernseh- und Radiostation. Aktuell ist sie bei TeleZüri und hat schon News-Kurzmeldungen eingesprochen. Sie hofft, dass sie bis Ende Februar auch den einen oder anderen Beitrag machen darf. Den eigenen Podcast hat sie jetzt schon und sie ist glücklich mit ihrer Ausbildung: «Ich lerne sehr viel hier. Das ist sicher ein guter Einstieg in die Medienwelt.» Aber das Tagesgeschäft sei nicht ihres, das ist ihr zu stressig. Und auch wenn sie aktuell in Zürich lebt: «Es zieht mich schon nach Hause. Ich liebe unsere Region, die Natur und natürlich die Fasnacht!»