Veröffentlicht am

China drückt aufs Gaspedal

China drückt aufs Gaspedal China drückt aufs Gaspedal

REKLAME

SZKB Standpunkt

Der September war an den Märkten vor allem von der Geldpolitik geprägt: Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) längst im Zinssenkungsmodus sind, hat nun erstmals auch die US-Notenbank ihre Leitzinsen gesenkt. Die Inflation ist in den meisten Märkten auf dem Rückzug und ein Wiederaufflammen ist unwahrscheinlich.

Damit sind wir in einer nächsten Phase der «sanften Landung» angekommen: Überhitzungs- und Inflationsthemen verschwinden. Die Wirtschaft schwächt sich ab und vereinzelt rückt die Rezessionsgefahr ins Rampenlicht. In den USA halten wir ein solches Szenario für unwahrscheinlich. Dagegen hat in Deutschland eine Reihe von Wirtschaftszahlen aufgeschreckt. Wir können nicht mehr ausschliessen, dass die Wirtschaft im «grossen Kanton» nach rund zwei Jahren Stagnation nun auf Schrumpfungskurs ist. Dies würde sich für viele Schweizer Exportfirmen und die Eurozone insgesamt bremsend auswirken. In der Schweiz stehen neue bzw. alte Themen an: Trotz Gegenwehr der SNB hat sich der Franken aufgewertet. Während in anderen Ländern die Inflation noch ein Thema ist, könnten wir hierzulande bald eine Deflation sehen, falls die Importpreise sinken. Im September sind die Preise gerade mal um 0.8% gestiegen; gemäss SNB-Prognose soll die Teuerung weiter abnehmen. Insofern dürfte die National-bank ihren Zinssenkungskurs fortsetzen und die entsprechende Rhetorik sowie Deviseninterventionen verstärken. Ob die Zinsen dereinst wieder unter die Null-Schwelle fallen, ist ungewiss. In der Schweiz haben wir mittlerweile jedoch viel Erfahrung mit tiefen oder negativen Zinsen und einem starken Franken.

Ganz anders als im Westen ist die Stimmung im «Reich der Mitte»: Die chinesischen Konsumenten sind verunsichert, der Immobiliensektor weiterhin in Schieflage. Kürzlich haben Regierung und Regulatoren konzertierte Massnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur und zur Stabilisierung des Immobilienmarkts angekündigt. Im Gegensatz zu früheren Paketen könnten die neusten Massnahmen Wirkung zeigen. Viel Konkretes ist jedoch noch nicht bekannt. Für eine zufriedenstellende Lösung der Probleme Chinas reicht der Umfang kaum aus. Hoffnung ist jedoch angebracht, denn das Politbüro widmet der Konjunktur nun end-lich mehr Aufmerksamkeit. Insgesamt glauben wir, dass die Aussichten für Anlegerinnen und Anleger weiterhin intakt sind. Wir haben aktuell einen moderaten Risikoappetit und sind für allfällige Turbulenzen gewappnet.

Thomas Rühl

Chief Investment Officer Leiter Research

Share
LATEST NEWS